Anti-Aging

OM-Orthomolekulare Medizin

Versuch einer Standortbestimmung

Hans-Gerhard Brand

2. Folge: Antioxidantien: Die fünf Klassiker

Sauerstoff ist die wichtigste chemische Verbindung, die es auf unserem Planeten gibt. Ohne Sauerstoff könnte kein Leben existieren. Durch die Nutzung des atmosphärischen molekularen Sauerstoffs (O2) als Oxidanz hat die biologische Evolution einen großen Sprung in Richtung der Entwicklung komplizierter Baupläne vollzogen. Unser Organismus oxidiert zur Entwicklung und Erhaltung seiner biologischen Strukturen, seiner Funktionen und seiner Lebensenergien permanent die Nährstoffe, Fette, Kohlenhydrate, Proteine und Nukleinsäuren, die wir ein Leben lang mit der Nahrung zuführen müssen. 90 % der Lebensenergie des Menschen werden durch Sauerstoff bereitgestellt und tatsächlich ist es so, dass alle Funktionen des Körpers durch O2 reguliert werden. Aus chemischer Sicht ist die Bedeutung von Sauerstoff leicht verständlich darzustellen:

• Stickstoff + Kohlenstoff + Wasserstoff + Sauerstoff = Protein
• Kohlenstoff + Wasserstoff + Sauerstoff = Kohlehydrate
• Wasserstoff + Sauerstoff = Wasser
• Sauerstoff + Kohlehydrate = Energie

Oxidationen sind somit Vorgänge, die Energie erzeugen, aber nur um den Preis von Strukturzerstörungen „es muss etwas oxidiert werden, damit es warm wird, damit kinetische Energie entsteht“ (Ohlenschläger). Die biologische Oxidation ermöglicht somit erst alle Lebensprinzipien wie Wachstum, Entwicklung, Zellteilung, Differenzierung, Eiweißsynthese, Stoffwechsel, Immunsystem, Fortpflanzung. Die Phänomene der Überoxidation oder besonders schnell ablaufender Oxidationsprozesse führen zu vorzeitigen Vitalitätsverlusten, zu vorzeitigem Altern, frühen Altersatrophien und Organdegenerationen und sind Gründe genug für unsere Endlichkeit (Ohlenschläger). Damit es nicht aus falschen Gründen am falschen Ort und zur falschen Zeit zu Reaktionen aktiver Sauerstoffstufen kommt, schützen sich biologische Systeme durch Antioxidative Enzyme, die ein Leben lang nachsynthetisiert werden müssen, z. B. die selenabhängige Glutathionperoxidase und durch sogenannte Antioxitantien wie Beta-Carotin, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Zink und das Spurenelement Selen. Die genannten 5 wichtigsten werden auch als „die 5 Klassiker“ bezeichnet. Ihre Hauptwirkung ist das Einfangen von freien Sauerstoffradikalen, sie wirken als Radikalenfänger.

Der entscheidende Vorteil der Sauerstoffatmung und der darin begründeten „Verbrennung“ erlaubt eine hohe Stoffwechselaktivität und ermöglicht erst das äußerst aktive Leben von Mensch und Tier. Dieser Vorteil beinhaltet jedoch gleichzeitig auch ein Risiko. Sauerstoff kann nämlich entweder selbst – in Form von „Singulet-Sauerstoff“ oder Ozon – als „freies Radikal“ auftreten oder durch Reaktion mit anderen Stoffen „freie Radikale“ bilden (Dietl, Gesche). Freie Radikale sind hochgradig instabile Substanzen, die beträchtlichen Schaden anrichten können, weil sie Lipide, insbesondere ungesättigte Fettsäuren, aber auch Proteine und damit die Erbsubstanz (DNS) angreifen und schädigen können. Freie Sauerstoffradikale entstehen immer dann, wenn einem Molekül bei Stoffwechselprozessen oder Schadstoffeinflüssen ein Elektron entrissen wird. Ein freies Elektron aber zieht sich wie ein Magnet aus benachbarten Molekülen das fehlende Elektron heraus, so dass dem benachbarten Molekül wiederum ein Elektron fehlt, das beim nächsten Partner gestohlen wird. Es kommt zu einer Kettenreaktion. Die Wirkung der Antioxidantien besteht nun darin, dass sie diese Kettenreaktion unterbrechen: Sie geben Elektronen ab, ohne selbst zu aggressiven Molekülen zu werden.

Aerobe, d.h. auf Sauerstoff angewiesene Lebewesen, sind Meister in der fein abgestimmten Regelung ihrer ständig in ihnen ablaufenden „Verbrennungs-vorgänge“. Im Biorhythmus der Jahreszeiten und den Eigenarten der jeweiligen Spezies entsprechend, können diese Vorgänge aus Energiespargründen auch extrem gedrosselt werden, wie der Winterschlaf mancher Tierarten beweist. Andererseits können Lebensvorgänge auch erheblich gesteigert werden, was z.B. in der Brunftzeit zu erheblicher „Energieverschwendung“ führt aber die Fortpflanzung des Lebens erst ermöglicht. Unter „normalen“ Lebensbedingungen sollten sich jedoch Oxidation und Antioxidation“ die Waage halten. Man spricht in diesem Zusammenhang vom „Fließgleich-Gewicht des Lebens“, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass trotz des permanenten Stoffwechsels und der ständigen Strukturwandlungen die äußere Form und Gestalt des Individuums in unverwechselbarer Weise, zumindest über einen größeren Zeitraum hin, gewahrt bleibt. Das Leben als fließendes Gleichgewicht – wie ein Wasserfall oder eine Kerzenflamme. Dieses Gleichnis stammt von keinem geringeren als Leonardo da Vinci: Zu keinem Augenblick sind die Teilchen gleich, das Bild der Kerzenflamme bleibt es doch.

Vitamin A und Carotinoidkomplex

Zink

Vitamin E (Tocopherol)

Vitamin C (Ascorbinsäure)

Zur Dosierung

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Der Beitrag wird fortgesetzt mit: Selen, dem letzten der „ fünf Klassiker „

Literaturangaben am Schluss der Artikelfolge

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Gerhard Brand
Arzt für Allgemeinmedizin
Naturheilverfahren - Homöopathie
Sauerbruchstr. 8
81377 München



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