Volksmedizin in Ägypten und den nilaufwärts gelegenen Nachbarregionen

von Kamal Sabri Kolta

Nie zuvor hat die Menschheit, besonders in den hochzivilisierten Ländern, über gesundheitserhaltende Maßnahmen mehr gewußt als in unseren Tagen. Die technische Entwicklung und die Fortschritte in der naturwissenschaftlichen Medizin haben bisher nicht gekannte Ergebnisse erbracht.

Unser Wissen über Krankheiten und deren Ursachen sowie die Heilmethoden veränderte sich konstant. Gerade im 20./21. Jahrhundert sind auf dem Gebiet der Diagnostik und der Therapie größere Fortschritte als jemals zuvor erzielt worden (Beispiele: Röntgenstrahlen, Ultraschall, Laserchirurgie, Computertomographie, Kernspin-Tomographie und Gentechnologie).

Abb. 1:
Gewürzstand mit verschiedenen Kräutern

Auch die Einführung der Antibiotika und die Weiterentwicklung der Pharmakologie, die mikroskopischen Untersuchungsmethoden und die Fortschritte in der operativen Medizin sind hier zu erwähnen.

Gerade in den letzten Jahren bemüht sich die Wissenschaft vermehrt um „alternative Therapien“. Gemeint sind die Heilmethoden mit den uralten Heilmitteln der Natur. Das Besinnen auf die therapeutische Wirkung z.B. von Heilpflanzen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Man greift auch auf die naturheilkundlichen Quellen des Mittelalters, die Schriften von Hildegard von Bingen oder später von Paracelsus, zurück.

In den Kulturbereichen Ägypten, Altnubien und Sudan ist das Wissen um die Wirkung der Heilkräuter immer lebendig geblieben, d.h., es wird bei der Landbevölkerung weiterhin angewendet – auf jedem Markt (Suq) werden Heilkräuter wie Gemüse angeboten (Abb. 1). Das Wissen um die Wirkung der Heilpflanzen in diesen Ländern läßt die Menschen auch heute in leichten Fällen zur „Eigenhilfe“ greifen. Als Folgerung können wir feststellen, daß die alten Rezepte und die mündliche Überlieferung nach wie vor einen wichtigen Faktor in der Gesundheitsfürsorge der ländlichen Bevölkerung darstellen.

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Literatur
1) Furlen-Meier, Martin, Wunderwelt der Heilpflanzen, Zürich 1978
2) Pahlow, Mannfried, Das große Buch der Heilpflanzen, München 1979
3) Franke, Wolfgang, Nutzpflanzenkunde, Stuttgart 1985
4) Moursi, H., Die Heilpflanzen im Land der Pharaonen – Ägyptisch-nubische Volksmedizin, Kairo 1992
5) Al-Husseini, Eiman, Einige Schätze aus der Volksmedizin – heilende Nahrung und Heilpflanzen, Kairo 1992 (arab. Text)
6) Asfour, Hussein, Auszüge aus Rezepten des syrischen Arztes Daoud al-Antaki (gest. 1599), Kairo 1997 (arab. Text).

Anschrift des Verfassers:
Dr. Kamal Sabri Kolta
Akademischer Oberrat
Institut für Geschichte der Medizin der Universität München
Lessingstr. 2
80336 München



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Naturheilpraxis 9/2003