FACHFORUM

Traditionelle Arzneiheilkunde

Tinctura Anserinae – ein wichtiges Spasmolytikum

von Erich Schmitt

Deutsche Bezeichnung: Gänsefingerkrauttinktur (1:5)

Fachbezeichnung: Tinctura Anserinae (1:5) Tinct. Anserinae

Arzneirechtliche Einstufung: Arzneimittel mit Prüfzertifikat gemäß ApBetrO. (geprüfte Rezeptursubstanz)

Rezeptursubstanz – „loses“ Arzneimittel für die individuelle Rezeptur:

Herstellung, Prüfung und Zertifizierung erfolgen durch pharmazeutische Fachbetriebe. (die Qualität muss dem Deutschen Arzneibuch entsprechen).
Das zertifizierte Arzneimittel wird in sog. Versandgefäßen mit Apothekenbeschriftung und zusätzlichen Angaben über Alkoholgehalt und Haltbarkeit in den kontrollierten Fachhandel gebracht.

Bemerkung: Die Firma Hetterich in Fürth konnte dazu erwärmt werden, die Tinktur für die naturheilkundliche Praxis bzw. für die Apotheken wieder herzustellen.

Jede Apotheke kann Tinkturen und Fluidextrakte (Rezeptursubstanz) über den Pharma Großhandel beziehen. Anbrüche dürfen innerhalb des Verfalldatums in der Apotheke gelagert und weiter verwendet werden. Die Preisgestaltung ist in der sog. Hilfstaxe geregelt.

Pharma-Zentral-Nummer (PZN): 2319177 (Packungsgröße 100 ml)

Verordnungsart: Tropfen, Tropfenmischung, Mixtur

Durchschnittsdosierung: Einnahme 10 – 30 Tropfen

Herstellungsverfahren: Ausgangsmaterial ist getrocknetes Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)

– Gänsefingerkraut 1 Teil (Herba Anserinae)
– verdünnter Weingeist 5 Teile (Kaltextraktion Verhältnis 1:5)

Beschreibung der Tinktur:

Die Gänsefingerkraut-Tinktur ist dunkel (bräunlich-grünlich) und schmeckt herbsüßlich, etwas zusammenziehend. (Ethanolgehalt 70% V/V)

Inhaltsstoffe von
Potentilla anserina:
– Gerbstoffe
– Tormentol
– Quercitin
– Sterine
– Cholin
– organische Säuren
– Salze
– etwas Bitterstoffe
Arzneigruppe: – Magen-Darmmittel
– Adstringens
– Spasmolytikum (Frauen- und Kindermittel)
– Gurgelmittel
Indikation: – Gastritis (Magenkatarrh)
– nervöse Magenbeschwerden (bes. Kinder u. Jugendliche)
– Blähungen / Roemheld (Magen-Darmkrämpfe sowie Herzbeklemmung)
– Durchfall (auch mit Koliken)
– Reizhusten (meist von Blähungen)
– Pertussis der Kinder (als Palliativum)
– Pylorusspasmus der Kinder
– funktionelle Blasenbeschwerden
– Blasen- und Nierensteine
– Dysmenorrhoe (Unterleibskrämpfe)
– „Unfruchbarkeit“ der Frau
– Unterleibsschwäche im Wochenbett
– Fluor albus
– Halsschmerzen (Gurgelmittel)

Wirkungsweise:

Das Gänsefingerkraut ist ein mittelstark wirkendes Adstringens – z.B. für den gesamten Verdauungs- sowie Urogenitaltrakt und für das Gefäßsystem.
Darüber hinaus hat es sich in der Praxis als schmerzstillendes bzw. entkrampfendes Arzneimittel bei Spasmen der Hohlorgane bewährt (besonders bei Frauen, Kindern und Jugendlichen).
Potentilla anserina ist somit ein Spasmolytikum („Umstimmungsmittel“), das die verstimmten Hohlorgane beruhigt und stärkt, ohne diese bei längerer Einnahme in eine Verweichlichung zu treiben.
Bemerkung: Pfarrer Kneipp hat das Gänsefingerkraut wieder in die Pflanzenheilkunde eingeführt – er verwendete die Anserina besonders in der Kinderheilkunde, z.B. beim verkrampften Kinderbauch.

Rezepturbeispiel I

Rezepturbeispiel II

Rezepturbeispiel III:

Rezepturbeispiel IV:

Rezepturbeispiel V:

Rezepturbeispiel VI:

Rezepturbeispiel VII:

Bemerkung: Mit Stichtag 30. Juni 2003 sind eine große Anzahl von bewährten Fertigarzneimitteln (bes. Phytotherapie) vom Markt verschwunden. Zum Glück haben wir einige Traditionsfirmen als kompetenten Partner bzw. Hersteller für Tinkturen und Fluidextrakte.

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Erich Schmitt
Heilpraktiker
Hastverstraße 34
90408 Nürnberg



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Naturheilpraxis 9/2003