Sebastin-Kneipp-Preis 2003

von E. Eichholz

Nach zweijähriger Pause schrieben die Kneipp-Werke Würzburg nun schon zum 27. Mal den Sebastian-Kneipp-Preis aus. Die hohe Auszeichnung wurde in diesem Jahr einem Wissenschaftler zuteil, dessen Bemühungen der Darstellung des Wirkungsprinzips einer derzeit kontrovers im Blickpunkt stehenden Arzneipflanze im Bereich der Dermatologie gelten. Die Preisarbeit 2003 fasst 10 Einzelveröffentlichungen der Arbeitsgruppe „Dermatopharmazie“ von Dr. Christoph Schempp, Freiburg, zusammen unter dem Thema

Johanniskraut – eine Pflanze mit Relevanz für die Dermatologie.
Klinische und experimentelle Untersuchungen zu Johanniskraut und einigen seiner Wirkstoffe.

Als Hypericismus bekannt sind Hautirritationen bei Weidetieren, hervorgerufen durch Futteraufnahme von Johanniskraut und den Einfluss der Sonnenstrahlung. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, inwiefern durch orale und lokale Anwendung von Johanniskraut-Extrakten bzw. Johanniskraut-Öl bei Menschen im Zusammenhang mit der bekannten antidepressiven Anwendung eine Photosensibilisierung induziert wird. Die Untersuchungen ergaben bei der entsprechenden Dosierung sowohl für Extrakte wie für Johanniskraut-Öl keine nennenswerte Erhöhung der Lichtempfindlichkeit.

Jedoch wurde im Rahmen dieser Studien eine ganz neue Erkenntnis gewonnen: Hypericin kann die Proliferation von Tumorzellen hemmen. Es gelang der Nachweis, dass Hypericin in Tumorzellen, insbesondere Mamma-Carcinom-Zellen, den programmierten Zelltod, Apoptose, über das Trail/Trail-Rezeptor-System auszulösen vermag.

Hyperforin – der zweite bedeutende Inhaltsstoff insbesondere im Johanniskraut-Öl – wurde vor etwa 30 Jahren von einer russischen Arbeitsgruppe erkannt und seine antibakterielle Wirkung beschrieben. Es konnte der Nachweis erbracht werden, dass Hyperforin schon niedrig dosiert nicht allein dem Wachstum gram-positiver Bakterien sondern auch der Infektion durch Staphylococcus aureus entgegenwirkt. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen wurde die traditionelle Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen auf eine rationale Grundlage gestellt. Eine Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie an Neurodermitis-Patienten an der Universitäts-Hautklinik Freiburg erbrachte einen signifikant besseren Heilungserfolg (50% Besserung des Schweregrades) der mit hyperforinhaltiger Johanniskraut-Salbe über einen Zeitraum von 4 Wochen behandelten Patienten gegenüber Placebo (nur Salbengrundlage). Bei Unverträglichkeit oder Vorbehalten gegenüber Cortison-Präparaten erscheint daher im Falle leichter Ekzemformen dieses Verfahren erfolgversprechend.

Eine weitere klinische Studie bestätigte die Wirksamkeit des Kneipp-Johanniskraut-Öls bei subakuter atopischer Dermatitis.
Dass auch dem Hyperforin ein proliferationshemmender Effekt bei Tumorzellen und Entzündungszellen nachgewiesen werden konnte, und zwar über die Aktivierung des sog. „intrinsischen“ Apoptoseweges, war eine überraschende neue Erkenntnis.

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E. Eichholz, Artern



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Naturheilpraxis 8/2003