Über das Alter

von Josef Karl

I.

Bild 1: Die Alten haben durchaus etwas zu erzählen – nur sind sie in unserer Gesellschaft – häufig im Gegensatz zu anderen – zu sehr isoliert. Zwei alte Jordanier.

Altern ist keine Krankheit – wenngleich die chronischen Leiden zunehmen; es ist bekannt, dass beispielsweise das Krebsrisiko mit zunehmenden Alter ansteigt.

Zum gelungenen Altern – so sagen es die Gerontologen –, gehört mehr als nur Erkrankungen zu vermeiden oder hinauszuzögern, es gilt vielmehr, körperliche und psychische Funktionen zu erhalten, zu stärken, produktiv zu bleiben und zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen.

Noch ist das Bewusstsein, dass die Gesellschaft in einigen Ländern immer älter wird, nicht sehr groß, es ist noch nicht begriffen. Die Rentenreform 2001 ist ein Anfangsschritt, viele werden folgen müssen, z.B. wie sich die Arbeitszeit der älteren Berufstätigen gestalten soll: man kann auf die Dauer 55jährige nicht nach Hause schicken – und sie verbringen dort 25 Jahre in Untätigkeit, die sie gar nicht unbedingt wollen! Auf dem gesundheitspolitischen Sektor erfahren wir, wie von Jahr zu Jahr durch die steigenden Ausgaben und Krankenhauskosten sowie die Pflegeversicherung deutlich, wohin „der Zug fährt“. Nur: in allen Bereichen und in allen Kreisen ist das Bewusstsein für den grundlegenden Wandel noch nicht vorhanden. Die Tatsachen werden uns jedoch in den nächsten Jahren endgültig einholen; wir werden uns mit ihnen zwangsläufig auseinandersetzen müssen.

II.

Der „Weltgesundheitsbericht 1998 – Leben im 21. Jahrhundert“ – macht es deutlich: die Zahl der über 65jährigen nimmt zu, nach wie vor und trotz eines Berichtes der Schweizer „Weltwoche“ die eine Abnahme der sogenannten Lebenserwartung der Frauen in der Schweiz sehen will (Mai 2001). Und wo zur Zeit die Menschen am ältesten werden? In Europa, Japan, Finnland und in wenigen Bundesstaaten der USA und Kanada. (Afrika und einige Länder in Süd-Ost-Asien liegen am anderen Ende der Skala.) Auf die Bundesrepublik Deutschland bezogen sind die statistischen „Erwartungen“ so: bei Neugeborenen Mädchen sollen es ca. 85, bei Knaben ungefähr 77 Jahre sein. Die Tendenz nimmt noch zu. Noch?

Es kommen ja immer wieder sensationnelle Altersrekorde – Meldungen aus China, Südamerika, Nepal und dem Kaukasus. Ausnahmen sind aber nicht die Regel und 125 ist auch noch keiner geworden: Nachweislich bisher am ältesten wurde die Französin Jeanne Calment mit 121 Jahren.

Der Altenquotient, wie man das nennt, steigt also in der BRD – auch ungeachtet, dass aus dem Ausland viele junge Menschen einwandern, demographisch sieht man es so: war das Verhältnis der Zahl der über 60- zu jener der 20-60jährigen im Jahr 1990 36%, so wird sie 2030 auf 70% anwachsen. Bei einem konstanten Verhältnis von Renten – zu Arbeitseinkommen – würde dies eine Verdoppelung des Beitragssatzes zur Rentenversicherung bedeuten – eine kaum zu realisierende Konsequenz. Daher wird ein Anheben des Ruhestandsalters wohl unvermeidbar sein. (Die Lebenserwartung hat sich in hundert Jahren verdoppelt.) Verehrte Leser – Sie wissen, dass ich in meinen Beiträgen in dieser Zeitschrift es vermeide, solch trockenes (dazu auch noch unsicheres) Material zu bringen. Die Vermutung jedoch, die sich aus langjähriger Beobachtung ergibt, zeigt mir, dass auch unser Berufsstand bzw. der Einzelne auf diese Zukunftsperspektiven kaum vorbereitet ist. Ganz einfach ausgedrückt: wir werden in der Praxis immer mehr mit Älteren und Alten konfrontiert und wir sollen uns auf deren Bedürfnisse gut vorbereiten.

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Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



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Naturheilpraxis 6/2003