von Petra Haselböck
Ein reichhaltiges Angebot an Lebens-, Nahrungs- und Genussmitteln breitet sich heute vor uns aus und viele verschiedene Ernährungslehren und Vorschläge zur gesunden Kost stehen uns zur Verfügung.
Unabhängig von den vielen verschiedenen Möglichkeiten und Grundaussagen der Ernährungslehren soll in diesem Artikel einmal das Getreide näher beleuchtet werden. Denn, gleich, ob man Trennkost, Rohkost, Makrobiotik, vegetarisch oder „normale“ Mischkost bevorzugt, gleich, ob man lieber Hausmannskost, mediterrane oder fernöstliche Küche genießt, ein nicht wegzudenkender Bestandteil bei nahezu jeder Ernährungsform ist vor allem das Getreide.
Das Getreide zählt botanisch gesehen zur großen Familie der Gräser (Gramineae). Getreidesorten sind Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Reis und Mais. Kammut und Dinkel sind Urformen des Weizens, der Grünkern ist ein in der Milchreife geernteter und gedarrter Dinkel. Der Buchweizen, der aufgrund seiner Eigenschaften gerne zum Getreide gezählt wird, gehört zur Familie der Knöterichgewächse, wie zum Beispiel auch der bekannte Sauerampfer. Quinoa und Amaranth sind erst vor kurzem bei uns bekannter geworden.
Die Getreidepflanze besitzt ein weitverzweigtes Wurzelsystem, einen hohen hohlen Stängel, der sich aus den Blattscheiden der langen, schmalen linealen Blätter emporschiebt und die kompakte Ähre, die die Körner zusammenhält, oder die Rispe, in der die Körner locker und einzeln an feinen Stängelchen angeordnet sind. Die Ähre finden wir bei Weizen, Roggen und Gerste, die Rispe bei Hafer, Reis und Hirse. Der Mais besitzt als Fruchtstand den Kolben.
Das Getreidekorn ist lose oder auch fest verwachsen von der Spelze, einer zarten Blatthülle, umgeben, die an ihrer Spitze bei manchen Arten in lange Grannen übergeht. Die Körner können leicht an ihrer Form und auch Farbe unterschieden werden. Das Haferkorn beispielsweise ist sehr schmal und hellbraun, das Roggenkorn schmal und grau-bläulich und das Weizenkorn etwas rundlicher und hat, ganz besonders seine Urform der Dinkel, einen warmen rötlichen Ton.
In drei Teile kann das Korn differenziert werden: die Randschichten, den Mehlkörper, den Keim.
Die Randschichten sieben an ihrer Zahl umhüllen den Mehlkörper und den Keim und beinhalten vorwiegend Mineralien und Spurenelemente. Spurenelemente sind Metalle und Mineralien in feinster Verdünnung. Unter den Mineralien ist in diesen Randschichten die Kieselsäure (Silicea) am stärksten vertreten. Im Mehlkörper finden wir Kohlehydrate bzw. die Stärke, die im Blattgrün entsteht und von dort ins Korn gelenkt wird, und der Keim enthält hochwertige Fette und Eiweiß. Um das sogenannte Weißmehl zu erhalten, werden die wertvollen Randschichten und der Keim entfernt. Gründe hierfür liegen u.a. in der besseren Haltbarkeit des Mehls, die für die immer länger werdenden Produktionsketten und wachsenden Produktionsmengen wichtig wurde. Auch galt das weiße Mehl früher als Zeichen des Wohlstands und ist leichter verdaulich, was bei verschiedenen Beschwerden oder Krankheiten diätetische Bedeutung hat.
Udo Renzenbrink, Arzt und Forscher auf dem Gebiet der Ernährung, beschreibt das Korn in seiner Zusammensetzung von Eiweiß, Fett, Kohlehydrate und Mineralien als eine einzigartige Komposition, die ganz auf den menschlichen Organismus abgestimmt ist. Demnach ist das Getreide nicht nur besonders wertvoll in Bezug auf die Qualität und Menge seiner Nährstoffe, sondern ganz besonders wegen deren Komposition, d.h. der Art und Weise wie diese harmonisch aufeinander abgestimmt sind.
So ist beispielsweise der Zucker eine für die Gehirntätigkeit und die Konzentrationsfähigkeit lebensnotwendige Substanz, die ihrer Aufgabe aber nur dann nachkommen kann, wenn sie vom sogenannten Vitamin B-Komplex (Thiamin) begleitet wird. Dieser ist im Getreide in genau jener fein abgestimmten Dosis vorhanden, die für die Aufgaben des Zuckers im Körper notwendig ist.
Gerade das Korn besitzt daher eine sehr hohe Qualität, sodass ein nahezu einzigartiger Nährwert und sogar Heilwert gegeben ist. Durch das Aussieben des Mehls und Entfernen von Keim und Randschichten gehen wertvolle Stoffe verloren und werden vor allem aus dieser harmonischen Abstimmung herausgetrennt. Auch das nachträgliche Beifügen von Weizenkeimen oder Weizenkleie (= Randschichten) zur Nahrung, was heute zur Förderung der Verdauung und Aufwertung des Essens üblich ist, kann diese Komposition nicht wieder hervorbringen. Es erscheint auch beinahe unnatürlich, Keim und Randschichten zu entfernen, um sie später wieder dem Essen beizufügen.
Literaturhinweise:
Die sieben Getreide, Udo Renzenbrink (ISBN 3-7235-0693-3)
Ernährung und die gebende Kraft des Menschen, Heinz Grill (ISBN 3-9802935-1-3)
Yoga und Christentum, Heinz Grill (ISBN 3-9802935-6-4)
Anschrift der Verfasserin:
Petra Haselböck
Frühlingstr. 1
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