Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Chinesische Medizin aus den Klassikern: Nüke Baiwen – 100 Fragen zur Frauenheilkunde

von Udo Lorenzen

„Im Allgemeinen sind Frauen durch Gefühle wie Güte, Sehnsucht, Hass, romantische Liebe, krankhafte Eifersucht, kummervolle Sorge und Wut gefärbt und festgelegt. Sie haben keine Selbstbeherrschung in ihren Gefühlen. Deshalb sind ihre Krankheitsursachen oft tiefgründig und die Krankheit nur schwer zu heilen“.

Qi Zhong Fu

3. Frage: Warum empfinden Frauen Krankheit um ein Vielfaches stärker als Männer?
Die Antwort lautet:

Jede (verheiratete) Frau eines Paares stellt einen Ort dar, in dem sich eine Menge Yin ansammelt. Sie sind stets wie feuchte Kammern (shi ju). Wenn sie über 14 (Jahre alt) sind, kommt ihr Yin-Qi an die Oberfläche und ist überfließend. Hundert Wünsche (xiang) gehen durch ihr Herz. Im Inneren schädigt dies die Zang Fu-Organe, im Äußeren schadet es ihrer Schönheit (zi rong). Das Monatswasser (yue shui) geht und verweilt abwechselnd. Wenn stockendes Blut (yu xue) allerdings stehen bleibt und sich zusammenballt (ting ning), ist der zentrale Weg (des Blutes) völlig abgeschnitten und unterbrochen (jue duan). Die darunter fallenden Verletzungen können (hier) nicht alle diskutiert werden. Wenn Kälte und Hitze die Zang Fu (schädigen) und Leere und Fülle sich miteinander vermischen (jiao cuo), dann füllt übles Blut das Innere. Das Qi und die Gefäße werden (übermäßig) verbraucht und erschöpfen sich (hao jue).

Manchmal sind auch Essen und Trinken regellos (wu du). Die daraus entstehenden Schäden sind unzählig. Oder die Geburtswunde ist noch nicht verheilt und es kommt zum Geschlechtsverkehr (he qi yin yang). Oder beim Wandern und Reisen (im Freien) kommt ein Wind. Möglich ist auch, dass der Wind beim Hocken auf der Toilette von unten eindringt und hochsteigt. Beim Vollenden von Stuhlgang und Wasserlassen (bian cheng) kann es zu den 12 chronischen Krankheiten (gu ji) kommen. Deshalb muss für die Frau ein eigenes Lehrfach (in der Heilkunde) eingerichtet werden. Ähnlich ist es mit dem Qi der vier Jahreszeiten. Leere und Fülle, Kälte und Hitze führen (hier) zu Leiden (huan). Deshalb ist hier die Therapiemethode beim Ehemann die gleiche. Nur wenn (die Frau) in der Schwangerschaft krank wird, muss sie giftige Kräuter meiden und fürchten, sonst wird womöglich die Leibesfrucht geschädigt.

Im Allgemeinen sind Frauen durch (Gefühle wie) Güte (ci), Sehnsucht (lian), Hass (zeng), romantische Liebe (ai), krankhafte Eifersucht (ji du), kummervolle Sorge (you) und Wut (hui) gefärbt und festgelegt (jian lao). Sie haben keine Selbstbeherrschung in ihren Gefühlen. Deshalb sind ihre Krankheitsursachen oft tiefgründig (she) und die Krankheit nur schwer zu heilen. Wenn man also sagt, Frauen empfinden Krankheiten um ein Vielfaches stärker als Männer, meint man genau das!

Erläuterungen:

1 Fu Ren = verheiratete Frau im Gegensatz zu Shi Nü = Frau ohne Nachkommen

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Anschrift des Verfassers:
Udo Lorenzen
Projensdorfer Str. 14
24106 Kiel
0431 – 330303
E-Mail: u.lorenzen@ki.comcity.de
Web: www.zhenjiu.de



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