Efeu, Hedera helix L.

von Ursel Bühring

Efeu ist nach einer mittelalterlichen Legende von Tristan und Isolde das Sinnbild der Liebe über den Tod hinaus: auch wenn die Gräber der Liebenden weit voneinander entfernt lagen, so kletterte doch der Efeu von ihren beiden Gräbern empor über das Kirchendach und vereinigte sich dort wieder. Efeukränze spielten im klassischen Altertum eine bedeutende Rolle, vor allem bei kultischen Handlungen. Im alten Ägypten waren die Kränze Isis und Osiris geweiht, im Griechenland der Antike galten sie als das Attribut des Weingottes Dionysos.

Was für ein schöner Anblick, wenn Hedera helix alten Baumpatriarchen ein Efeugehänge umgelegt hat. Wenn er liebevoll die Überreste alter Mauern umhüllt und ihnen mit seinem immergrünen Blätterkleid ein ehrwürdiges Aussehen verleiht. Efeu verwandelt hässliche Zäune in lebendige Wände, schwingt sich bedeckend über nützliche, aber wenig attraktive Einrichtungen wie Mülltonnenhäuschen oder Garagen und umschlingt mit seinen unzähligen grünen Armen liebevoll stehen gebliebene Baumstümpfe. Auch an Hausmauern rankt er sich empor und schenkt nackten Häuserwänden ein grünes Kleid. Wer Efeu an seiner Hausmauer anpflanzen möchte, braucht keine Sorge haben: Wenn Hauswände gut verputzt und ohne Risse und Spalten sind – in die Hedera helix zu gern seine Haftwurzeln einführen möchte – richtet Efeu dem Mauerwerk keinen Schaden an, im Gegenteil. Er schützt den Putz ganzjährig, verbessert das Hausklima und spart obendrein Heizenergie. Allerdings liebt er keine dem grellen Sonnenlicht zugewandte Hauswände, denn Efeu ist negativ phototropisch, also lichtflüchtend und sucht dunklere Ecken.

Seine mauernumhüllenden Eigenschaften mögen zu Volksnamen geführt haben wie Mauerewig, Mauerranke, Ewich, Steinleifer, Klimmup, Mauerwurz, Wintergrün. Aber man nennt ihn auch: Baumwürger, Totenranke, Schreckblätter oder Hühneraugenkraut.

Botanik

Volksheilkunde

Medizinische Daten

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Literatur:
Hecker, Martina, Friedberg: Bronchitis. In: Naturamed 14, 1999 Nr. 2
Saller/Reichling/Hellenbrecht: Phytotherapie. Klinische, pharmakologische und pharmazeutische Grundlagen. Karl F. Haug Verlag Heidelberg 1995
Vonarburg, Bruno: Efeu. In: „Natürlich/ Chrüteregge“ Nr. 02/94
Wichtl, Max (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wiss. Verlagsges. Stuttgart 1997
Loew/Habs/Klimm/Trunzler, Gösta: Phytopharmaka Report. Steinkopff Darmstadt 1997
Adresse für Bruder Ingoberts Efeukatalog: Abtei Neuburg, Gärtnerei, Stiftweg 2, Heidelberg-Ziegelhausen

Anschrift der Verfasserin:
Ursel Bühring
Freiburger Heilpflanzenschule
Birkenweg 10
79252 Stegen
Tel. 07661 / 98 19 61



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