Völlig überraschend ist Apotheker Dr. med. Wolfgang Hevert, Inhaber und Geschäftsführer der Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG in Nussbaum, am 20. März 2003 im Alter von 55 Jahren an Herzversagen gestorben.
Mit Energie, Risikobereitschaft, Weitblick und hohem persönlichen Engagement hat Dr. Wolfgang Hevert die Arzneimittelfirma Hevert aus kleinsten Anfängen zu einem angesehenen und bedeutenden Unternehmen der Naturheilkunde geführt. Triebkraft seines Lebens war es, Therapeuten, Apotheker und Patienten mit sinnvollen Arzneimitteln zu versorgen und auf fachlicher und politischer Ebene für den Erfolg der Naturheilkunde zu kämpfen.
Dr. Wolfgang Hevert stammte aus Bad Sobernheim im Nahetal, das durch das Wirken von Pastor Emanuel Felke eng mit der Naturheilkunde und besonders mit der Komplexmittel-Homöopathie verbunden ist. Sein Vater, Emil Hevert, hatte dort 1956 eine Arzneimittelfirma gegründet, die ein Sortiment homöopathischer und pflanzlicher Arzneimittel vertrieb. Nach dem frühen Tod des Vaters hielt die Mutter Dorothea Hevert das kleine Unternehmen am Leben bis im Jahr 1972 Wolfgang Hevert begann, als Herstellungsleiter die Geschicke der Firma in die Hand zu nehmen.
Dr. Wolfgang Hevert hatte zunächst mit Blick auf seine künftige Aufgabe in Berlin Pharmazie studiert und mit der Approbation abgeschlossen. Dort hatte ihn besonders die pharmazeutische Biologie, vertreten durch den Altmeister dieser Disziplin, Herrn Prof. Hänsel, nachhaltig beeindruckt. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker im eigenen pharmazeutischen Unternehmen drängte es ihn jedoch, auch die therapeutische Seite der Arzneimittelanwendung fachlich zu beherrschen. So absolvierte er zusätzlich das Studium der Medizin in Mainz, führte anschließend mehrere Jahre eine Privatpraxis als Allgemeinarzt mit Schwerpunkt Naturheilverfahren in Wiesbaden und promovierte 1984 mit einer Arbeit zur Isotopen-Nephrographie.
Im Unternehmen widmete er sich besonders der Erweiterung der Präparatepalette, die neben oralen Komplexmitteln und Phytopharmaka bald auch zahlreiche, von ihm selbst entwickelte Rezepturen homöopathischer Injektionspräparate sowie Vitaminzubereitungen umfasste. Er richtete sein breites Sortiment zunächst auf die Wünsche der Ärzte für Naturheilverfahren und Heilpraktiker aus; in den 90er Jahren kamen dann zahlreiche Präparate für den Bereich der Selbstmedikation hinzu. Mit Begeisterung konzipierte er das „Hevert-Vademecum“, das die große Vielfalt der Hevert Naturheilmittel für Therapeuten und Apotheker darstellt und jedes Arzneimittel ausführlich und verständlich erklärt.
Untrennbar war die Arbeit von Dr. Wolfgang Hevert mit dem Thema „Nachzulassung“ verbunden. Seit 1978 begleitete dieser Begriff sein unternehmerisches und politisches Handeln. Es galt, das große Arzneimittelsortiment der Firma Hevert zukunftsfähig zu machen und die drohende Marktbereinigung nicht kampflos hinzunehmen. Nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern für den gesamten Markt der homöopathischen und pflanzlichen Arzneimittel kämpfte er an allen Fronten für eine liberale Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und für den Erhalt einer möglichst großen therapeutischen Vielfalt an Präparaten und Wirkstoffen.
Krönung und Manifestation des unternehmerischen Erfolges, der sich auf bekannte Arzneimittel wie Sinusitis-Hevert oder Zincum valerianicum-Hevert stützt, war für Dr. Wolfgang Hevert die Eröffnung eines beeindruckenden Pharmaneubaus in Nussbaum bei Bad Sobernheim, eingebettet in Weinberge und eine von ihm selbst gestaltete Parklandschaft.
Frühzeitig hat er sich auch mit der Zukunftsicherung des mittelständischen Familienunternehmens beschäftigt. So war ihm vor allem die solide und internationale Ausbildung seiner drei Kinder Mathias, Marcus und Sarah Hevert sehr wichtig. Sein ältester Sohn, Mathias Hevert, Betriebswirt und Absolvent der Universität St. Gallen, wird nun in dritter Generation in Zukunft maßgeblich die Geschicke der Arzneimittelfirma mitbestimmen und dafür sorgen, dass das Lebenswerk seines Vaters erhalten und im Sinne der Familie fortgeführt wird.
Dr. Rainer Mersinger
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