Ernährungspsychologische Aspekte von Diäten

Warum wir essen, was wir essen

von Renate Droste

Durch Diäten können neue Probleme entstehen. Ein nachhaltig gestörtes Essverhalten ist vielleicht die tragischste Folge von Diäten. Rund 90% der Menschen, die mehr als vier Diäten ausprobiert haben, berichten über Schwierigkeiten im Essverhalten.

Jede Diät basiert auf der Vorstellung, dass das Essverhalten des Menschen über den Willen und über einstudierte Regeln gesteuert werden kann. Kurzfristig ist das auch möglich. Mittel- bis langfristig wird dabei die Kraft der Natur und die Biologie des Menschen verkannt. Denn die natürlichen Regulationen des Hunger- und Sättigungszentrums im Hypothalamus vereiteln die Ziele der Ernährungsaufklärung. Hunger- und Sättigungszentrum interagieren wechselseitig hemmend, flexibel und unbewusst. Wären diese Zentren kognitiv zu steuern, würden sich die meisten Menschen schon lange „bewusster“ ernähren und nur noch kontrolliert essen.

Probleme entstehen vor allem dann, wenn durch bewusstes Handeln d.h. „kognitive Kontrolle“ in den spontan und automatisch ablaufenden Prozess von Appetit und Sättigung eingegriffen wird. Je häufiger ein Mensch Diäten gemacht hat, desto größer sind seine Schwierigkeiten. Körperliche Folgen sind häufig

• Jo-Jo-Effekt, der Hypertonie, Diabetes und Herzinfarkt begünstigt,

• Gallensteine und Gallenkoliken durch speziell fettarme Diäten

• gestörte Östrogenproduktion mit der Konsequenz schwindender Knochenmasse und Osteoporose.

Nicht nur die physiologischen Regelkreise sind anfällig für Störungen, sondern auch das kognitive, vom Denken gesteuerte Handeln. Durch das ständige Nachdenken über Kalorien, Fette, Cholesterin, Säuren und Basen, Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe ... werden auch das

• seelische Wohlbefinden

• der Umgang mit dem Essen und

• soziale Gepflogenheiten verändert.

...

Literatur:
Pollmer U et al, Prost Mahlzeit! Krank durch gesunde Ernährung, Köln 2001
Pollmer U, Liebe geht durch die Nase. Was unser Verhalten beeinflusst und lenkt, Köln 2001
Dietzel M, Die Lichttherapie der endogenen Depression, Berlin 1990
Pudel V, Ernährungspsychologie, Göttingen 1991

Anschrift der Verfasserin:
Renate Droste
Dipl. Psych. und Heilpraktikerin
Maximilianstr. 56
48147 Münster



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 4/2003

Naturheilpraxis 4/2003