FACHFORUM

Gesundheitsfördernde Judenkirschen mit spektakulärer Leuchtkraft

von Bruno Vonarburg

Wer kennt sie nicht, die orangefarbenen Lampionblumen, welche im Herbst mit ihren aufgeblasenen Beeren knallige Farbtupfer in den Garten zaubern. Man verwendet sie zu Trockensträußen und bunten Dekorationen. Die Früchte sind genießbar und fördern die Gesundheit.

Obwohl die Judenkirsche (Physalis alkekengi L.), wie sie bei uns genannt wird, keine Europäerin ist, wird sie vielerorts im Bauerngarten als Zier- und Heilpflanze gezogen. Am Zaun angepflanzt, nimmt sie den sonnig ausgerichteten Standort ruckzuck in Beschlag. Vereinzelt findet man sie auch wildwachsend im mediterranen Raum in Gebüschen, Weinbergen und an Waldrändern bis auf 1500 m Höhe.

Die ca. 30 bis 60 cm hohe Staude, welche wie die Tollkirsche, das Bilsenkraut, der Stechapfel, die Tomate, Kartoffel, Aubergine, Paprika und der Bittersüße Nachtschatten den Nachtschattengewächsen (Solanaceae) angehört, besitzt aufrechte, kantig locker behaarte Stengel, die aus einer kriechenden Grundachse entspringen. Daran wachsen paarweise, gestielte, eiförmige, etwas zugespitzte Blätter in gegenständiger Anordnung. Am Grund der Blattstiele erscheinen vom Mai bis September gestielte Einzelblüten mit fünfzipfeliger gelber Krone. Die daraus wachsenden, knalligen Blasen gehören nicht ins Repertoire der Blüten, wie es im ersten Eindruck erwecken vermag. Es handelt sich um das Fruchtgebilde, d.h. um eine kirschengroße, gelbliche Beere, die von einer pergamentartigen, leuchtenden Fruchtblase umschlossen wird. Im Schutze dieses spektakulären „Lampions“, der zuerst grün, später feurig orange gefärbt ist, reift aus dem 2-fächerigen Fruchtknoten die Beere hervor. Da der laternenähnliche Kelch die Frucht wie ein aufgeblasener Ballon umgibt, wird die Judenkirsche von Vögeln und anderen Tieren kaum erkannt noch gefressen. Dieser Schutz bleibt oft bis in den Winter hinein erhalten; letztlich zerfällt er mit einem aderhaften, schwarzgrauen Netz.

Weil der nach unten zugespitzte, orangefarbene Fruchtkelch der Kopfbedeckung gleicht, die die Juden im Mittelalter trugen, bekam die Pflanze den Namen Judenkirsche. Der Gattungsname „Physalis“ leitet sich vom griechischen Wort für Blase ab. In der Tat sieht der Fruchtkelch wie eine Blase, ein Lampion aus. Wenn wir die pergamentartige Filigranglocke öffnen, erkennen wir darin die gelbe Beere, die genießbar ist und einen süß-säuerlichen Geschmack besitzt. „Alkekengi“, der Beiname, ist die arabische Bezeichnung der Pflanze. Im Volksmund kennt man sie auch als Blasenkirsche, Schlutte, Lampion- oder Laternenblume.

Die Gattung Physalis umschließt über 100 Arten, wobei die meisten in Südamerika beheimatet sind. Die bekannteste Schwester der Judenkirsche ist die Kapstachelbeere oder Andenbeere (Physalis peruviana). Ihren Umgangsnamen trägt sie deswegen, weil die Früchte vom Geschmack her eine Ähnlichkeit mit der Stachelbeere besitzen. Seefahrer brachten vor rund 200 Jahren die Nutzpflanze aus den Anden nach Südafrika, wovon sie sich in den europäischen Raum verbreitete. Die gelborangen Beeren besitzen einen hohen Vitamin-C-Gehalt und schützten die früheren Weltenbummler vor Skorbuterkrankungen. Heute kann man die Kapstachelbeere beim Gärtner einkaufen. Die Früchte sind geradezu eine Delikatesse und werden auch auf dem Markt angeboten. Sie eignen sich zum Fruchtsalat und für die Herstellung von Marmelade.

Eine weitere Verwandte ist die Erdkirsche, Erdbeertomate oder Ananaskirsche (Physalis pruinosa) aus den USA, aus Japan, Indien und Südafrika mit anansähnlichen Geschmack. Die Früchte sind etwas kleiner als bei der Kapstachelbeere.

Die Tomatillos (Physalis ixocarpa) stammt aus Mexiko, Guatemala, Indien und dem tropischen Afrika. Ihre Früchte sind so groß, dass sie den Hüllblattballon von selbst zum Platzen bringen.

Heilanzeigene Signatur

Floristische Dekorationen

...

Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
Ch 9053 Teufen



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 4/2003

Naturheilpraxis 4/2003