Orale Zinktherapie bei Hauterkrankungen

von Ernst-Albert Meyer

Während die lokale Zinkanwendung als Pasten und Salben eine lange Geschichte hat, ist die orale Zinkanwendung bei Hautkrankheiten neueren Datums.
Zink ist für die Haut essentiell! So wird bei wichtigen Hauterkrankungen oftmals ein Zinkmangel diagnostiziert oder es kommt durch die Einnahme von Zink zu einer deutlichen Abnahme der Hautbeschwerden.

Akrodermatitis enteropathica – bis 1974 eine tödliche Krankheit! Lange Zeit stand die Medizin dieser zum Glück seltenen Krankheit hilflos gegenüber: Die Akrodermatitis enteropathica trat bei Säuglingen nach dem Abstillen auf und äußerte sich zuerst in typischen Hautveränderungen in Form von Pusteln, Rötungen oder ekzemartigen Zonen im Gesicht, im Bereich von Körperöffnungen und an Händen und Füßen (Abb. 1 siehe Naturheilpraxis 03/2003). Die Symptome dieser Krankheit gibt Tab. 1 (siehe Naturheilpraxis 03/2003) wieder.

In der Regel wurden die erkrankten Kinder nicht älter als 3 Jahre. Erst Moynahan fand 1974 Zinkmangel als Ursache, eine Entdeckung, die damals viel Aufsehen erregte. Die Akrodermatitis enteropathica ist die Folge einer angeborenen genetisch bedingten Malabsorption des Darmes gegenüber Zink.

Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer krankhaft gesteigerten Produktion des Zinkbindungs-Proteins Metallothionein in den Mucosazellen des Dünndarms. Das vermehrt gebildete Metallothionein bindet alles Nahrungszink und gibt es nicht ans Blut und damit an den Körper weiter. Die Folge ist ein chronischer Zinkmangel.

Durch hochdosierte Zinkgaben lässt sich diese Krankheit heute heilen. Die Akrodermatitis enteropathica war für die Zink-Forschung von großer Bedeutung, weil sie deutlich zeigte, zu welchen Symptomen Zinkmangel führt.
Die guten Ergebnisse der Zinktherapie bei Akrodermatitis enteropathica – besonders bei den Hautsymptomen und der Alopecie – waren der Anlass, Zink verstärkt in der Dermatologie einzusetzen – mit Erfolg, wie wir heute wissen.

Zink und Haut

Es gilt heute als gesichert, dass Zink (besonders in Verbindung mit Vitamin A) für die Haut und ihre Anhangsgebilde (Haare und Nägel) essentiell ist.
So ist Zink für den normalen Verhornungsprozess der Haut unentbehrlich, d.h. für die Umwandlung von Zellen der Basalschicht in Zellen des Stratum corneum der Oberhaut.
Außerdem besitzt Zink eine große Bedeutung für Produktion von Bindegewebsproteinen (Kollagen). Darüber hinaus unterstützt Zink die wichtige Funktion von Vitamin A für das Wachstum und die Differenzierung von Epithel- und Knochengewebe. So kann in der Leber gespeichertes Vitamin A erst nach Bindung an das Retinol-bindende Protein (RBP) im Blut zu seinen Zielorganen transportiert werden. Die Synthese von RBP und die Freisetzung des Vitamin A-RBP-Komplexes aus der Leber ins Blut sind zinkabhängig.

Zinkmangel äußert sich auch durch eine Reihe von Hautveränderungen. ( Tab. 2 - siehe Naturheilpraxis 03/2003)

Interessant ist, dass bei vielen Hauterkrankungen ein Zinkmangel diagnostiziert wird.
Akne – darf es auch eine Zinktherapie sein?
Die Akne kann man als Erkrankung der Talgdrüsenhaltigen Hautareale beschreiben. Ausgelöst durch das aktive Testosteron (Dihydrotestosteron) kommt es zum Wachstum der Talgdrüsen und zur verstärkten Produktion von Talg und Hornlamellen. Dadurch wird der Talgabfluss auf die Haut gestört und es bilden sich Mitesser (Komedone), die offen oder geschlossen sein können.
Vor allem in den geschlossenen Mitessern siedeln sich Bakterien an (Propioni-Bakterien, Staphylokokken und Coryne-Bakterien). Deren Enzyme zersetzen den Talg, was zur Alarmierung des Immunsystems führt. Die Folge ist ein entzündlicher Prozess: Aus der Talgdrüse entwickelt sich ein kleiner Ulcus.
Einige Studien belegen eindeutig die Wirksamkeit einer oralen Zinktherapie bei Akne. In einer vergleichenden Studie wurden Akne-Patienten über 3 Monate entweder mit Zink (30 mg Zink-Ionen pro die) oder Tetrazyklin (250 mg pro die) behandelt. Daran schloss sich eine dreimonatige Nachbeobachtungsphase an. Beide Therapiearten führten zu einem signifikanten Rückgang der Akne-Symptome und wurden von den Autoren als gleichwertig beurteilt.

Im Ergebnis ihrer Untersuchungen weisen die Autoren darauf hin, dass wegen der bei der oralen Antibiotika-Therapie auftretenden Nebenwirkungen und der Gefahr der Resistenzentwicklung der Zinktherapie der Vorzug gegeben werden sollte.

Die Wirksamkeit von Zink bei Akne: Zink hemmt das Enzym 5-Alpha-Reduktase und damit die Umwandlung von Testosteron in das Talgdrüsen stimulierende Hormon Dihydrotestosteron. Außerdem besitzt Zink eine bakteriostatische Wirkung auf Propioni-Bakterien und Staphylokokken. Hinzu kommt, dass Zink den gestörten Vitamin A-Stoffwechsel in der Haut und die übermäßige Talgproduktion normalisiert. Die immunmodulierenden Eigenschaften von Zink unterdrücken den entzündlichen Prozess in der Haut. Dies führt zu einer deutlichen Abnahme der Akne-Beschwerden.

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Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
Hesselbarth-Str. 4
59555 Lippstadt



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