FACHFORUM

Verblüffende Heilkräfte im Weinstock

von Bruno Vonarburg

Wenn Ihnen jemand weismachen wollte, dass man sich nicht nur den Extrakt von Traubenbeeren (als Traubensaft oder Wein), sondern auch jenen aus Weinblättern zu Gesundheitszwecken zuführen kann, würden Sie wahrscheinlich annehmen, die Person habe sich ein Glas über den Durst hinaus genehmigt – Alkohol beflügelt die Phantasie. Doch haben zahlreiche Forschungsstätten das naturheilkundliche Erfahrungswissen bestätigt, dass der Extrakt aus rotem Weinlaub in der Venentherapie eine bedeutende Rolle spielen kann. Die kraftvoll rankenden, vitalen Weinrebengewächse (Vitidaceen oder Vitaceen), eigentlich Kletterpflanzen, sind wesentlich vielseitigere Gesundheitsspender als man denkt.

Der Oktober wird als Weinmonat bezeichnet, obschon dann auch viele andere Früchte reif sind. Die Trauben aber haben von alters her einen besonderen Strahlglanz: Sie und die aus ihnen gewonnenen Produkte sind wohlschmeckend, bekömmlich und gesund. Die Ägypter bauten schon vor über 5500 Jahren Wein an; Babylonier, Inder, Griechen und Römer taten es ihnen gleich. Die Römer waren es, die den Wein über Europa verbreiteten, bis nach England. In arabischen Ländern, wo Alkohol verboten ist, genießt man die Beeren getrocknet als Rosinen oder Korinthen.

Als die Medizin noch eine Erfahrungswissenschaft war, verschrieben die Naturheilärzte oftmals Wein, um Fieber zu dämpfen, Kreislaufstörungen vorzubeugen oder zu beheben und Schmerzen zu lindern. Aber auch moderne Ärzte verbieten selten einen vernünftigen Umgang mit Wein; die meisten von ihnen trinken ihn wohl auch selber gern.

Der Wein sollte nicht einfach auf Alkohol reduziert werden, sondern er enthält u.a. viele Mineralsalze (Magnesium, Kalium, Mangan), Vitamine, farbgebende Flavonoide, Herz und Kreislauf stärkende Polyphenole, Gerbstoff (Tannin), Hefen, Säuren, gelegentlich noch Restbestände von Fruchtzucker. Wein regt an und beruhigt gleichzeitig. Er entspannt, erfrischt und vermittelt ein Gefühl des Wohlbefindens. Er adelt eine einfache Mahlzeit genau so wie ein festliches Essen. Er hat Geschichte, auch biblische, und auf alledem basiert sein besonderer Nimbus.

Die zwittrige, "veredelte" Kulturrebe, die wir als Weinrebe (Vitis vinifera Linné) bezeichnen, ist praktisch weltweit verbreitet; überall, wo die klimatischen Gegebenheiten ihr Überleben in der freien Natur gewährleisten, wird sie angebaut. Wenn bei ihrem Anbau ökologische Grundsätze außer Acht gelassen werden, führt das zu einem ständigen Kampf gegen Krankheiten, Pilzbefall (Echter und Falscher Mehltau) und Schadinsekten wie dem Traubenwickler und dem Rebenstecher.

Die Rebe prägt, ja dominiert ganze Landschaften und ist gern gesehen, vor allem wenn sie, wie im ökologischen Weinbau üblich, in Gesellschaft von Wildpflanzen wachsen darf und dadurch weniger von Agrochemikalien abhängig ist. Für heilkundliche Anwendungen eignen sich chemisch behandelte Pflanzen und Pflanzenteile selbstverständlich nicht mehr.

Neben der Kulturform der Rebe führt die ebenfalls sonnenliebende, eingeschlechtliche Wilde Rebe (Vitis silvestris oder labrusca) eher ein Schattendasein. Sie tritt in zwei Versionen auf: Die eine bringt die Frucht nur bis zur Blüte und nicht zur Reife; die andere bringt reife, aber ungenießbare Früchte hervor, die kleinkernig, schwarz und adstringierend (zusammenziehend) sind. Diese herkömmliche Pflanze hat zwar ähnliche Eigenschaften wie die Kultursorten, kann aber nicht unbedingt als Urform der Kulturrebe betrachtet werden. Der Wilde Wein (auch "Jungfernrebe" genannt), wie wir ihn bei uns häufig in Gärten als Ziergehölz wie etwa als Betonmauer-Dekoration antreffen, stammt meistens aus dem asiatischen oder nordamerikanischen Raum.

Für Mauerbepflanzungen wählt man z.B. die Sorte Ampelopsis quinquefolia (das lateinische Wort amplexus heißt umfassend, quinquefolia fünfblättrig), deren reich verzweigte Ranken mit Saugscheiben besetzt sind, oder solche mit gut ausgebildeten Haftorganen. Lässt man die Wildformen gewähren, können ihre Sprosse dick wie ein Baumstamm werden.

Selbst die Kerne sind Goldes wert

Medizinische Wirksamkeit der Blütenknospen

Heilkundliche Ehrerbietung ans Reblaub

Die Forschung bestätigt das Naturheilwissen

Die Homöopathie kennt die Wilde Rebe

Reicher Segen aus der Natur

Rebasche gegen Zahnfleischprobleme

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Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
CH 9053 Teufen



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