FACHFORUM

Licht ins Dunkel – Psyche und Soma in der düsteren Jahreszeit

von Peter Germann

Sowohl des Morgens beim Verlassen des Hauses, als auch des Abends bei der Rückkehr ist es dunkel, nass und kalt. Die Sonne scheint nur spärlich und klein um die Mittagszeits zwischen den dunklen Wolken hindurch – es ist nicht gerade die Jahreszeit, welche die Stimmung euphorisch anregt.

Dazu kommt noch, dass die im Winter eingelagerten Schlackenstoffe ab Februar langsam zur Verarbeitung und Ausscheidung freigesetzt werden. Dies belastet die menschliche Entgiftungskapazität und zeigt sich mit zusätzlicher Antriebsschwäche durch die Leberbelastung – „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“.

Bei nasser Kälte geht die Leistungsfähigkeit der Nervenbahnen spürbar zurück, das Empfindungsvermögen nimmt ab, Reizübertragungen verlangsamen sich und zeigen sich in einem geschwächten Immunsystem.

Mangelnde Lichtwirkung führt zu depressiver Verstimmung, Lustlosigkeit und Antriebsschwäche.

Ein gestörtes Nervensystem kann sich durch körperliche und psychische Symptome im ganzen Organismus zeigen, wie Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Gereiztheit bis Aggressivität, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, vegetative Dystonie und sexuelle Unlust. Umgekehrt führen Organerkrankungen nicht selten ihrerseits zu Schäden am Nervensystem.

Vitamine und Spurenelemente sollten substituiert oder als informativer Einschleuser verabreicht werden. So kann das Cholesterin der Nervenbahnen durch die Vitamine B1, B6 und B12 geschützt werden.

Cholin, als Bestandteil des Lecithins, wirkt auf das parasympathische System der vegetativen Nerven und das Großhirn. Eisen transportiert den Sauerstoff und kann bei gleichzeitiger Vitamin-C-Gabe beträchtlich an Aufnahmemenge gesteigert werden. Wir haben in der Praxis selten beim Patienten mit beschriebenen Symptomen keinen Mangel an Kalium phosphoricum und Lithium chloratum per VEGA- Testung messen können. Das alte Schlagwort "Kein Gedanke ohne Kalium phosphoricum" kommt hier wieder zum Tragen. Eine Besserung beschert die Verabreichung der Biominerale Nr. 5 und Nr. 16 (Pflüger) im täglichen Wechsel.

Verschiedene Diätetika und Gewürze sollten vom Patienten angewendet werden.

Die Artischocke (Cynara scolymus) wirkt mit ihrem Bitterstoff Cynarin leberstärkend und ist außerdem reich an der Vitaminen der B-Gruppe, Eisen und Magnesium. Ihre Flavonoide bewähren sich als Radikalenfänger.

Der Dinkel (Triticum spelta) gilt als stressresistente Getreidesorte, bildet daher wenig Stressproteine und verbessert die Stimmung und Fließbereitschaft des Blutes. Die Aminosäure Tryptophan unterstützt die Neurotransmitter. Wichtig ist, dass Urdinkelsorten verwendet werden, welche nicht durch Rückzüchtung gewonnen worden sind.

Sellerie (Apium graveolens) wird in alten Lehrbüchern als "Lernmittel" für Studierende gepriesen. Auch Hippokrates empfahl ihn als Anti-Stress-Medizin. Der Sellerie enthält alle B-Vitamine, außer B12. Er schützt vor nervöser Stimmung, ist harntreibend, gut für die Augen, die Leber, Haut und Haare sowie gegen Rheuma und Gicht.

Der Fenchel (Foeniculum vulgare) wird von Hildegard von Bingen mit seinen aufheiternden und frohmachenden Eigenschaft beschrieben; die Knolle macht ihn zu einer Kaliumbombe. Seine ätherischen Öle wirken antispasmodisch.

Weiterhin sind Salatgaben zu empfehlen. Das Chlorophyll hilft bei der Bildung des roten Blutfarbstoffes und Lactucarium zeigt sich als schlaffördernd, beruhigend und schmerzlindernd. Letzteres ist fettlöslich und thermolabil.

Verschiedene Elixiere zeigen Wirkung und können vom Patienten selbst angefertigt werde.

Aronstabwurzel-Elixier geht gegen die Schwarzgalle an. Wer zuviel "Meloncholos" hat, wird "melancholisch"! In der Aderlassanalyse nach Hildegard von Bingen sind nach vierundzwanzig Stunden im Blutkuchen die typischen "Kaffebohnen-Phänomene" zu erkennen, die je nach Menge und Größe den Schwarzgallerückschluss ziehen lassen. Für das Elixier werden 12 g Aronstabwurzel (Wurzel ist wichtig!) in einem Liter Wein fünf Minuten gekocht, abgeseiht und davon zwei bis drei Schnapsgläschen täglich getrunken.
Der Rosmarinwein enthält Kalzium, Eisen, Vitamin C sowie die ätherischen Ölverbindungen Pinen und Cineol, welche nerven- und herzstärkend sowie kreislaufanregend wirken. Rosmarinwein hilft, einen nervlich bedingten Erschöpfungszustand rasch zu überwinden und wird mit einem Liter Wein und ca. 30 g Rosmarinblättern in einem Glas angesetzt. Nachdem dieser Ansatz verschlossen fünf Tage gezogen hat, kann er abgefiltert und zu den Mahlzeiten mit jeweils einem Schnapsgläschen genossen werden.

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Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Köln-Berliner-Str. 9
44271 Dortmund
Tel. 0231 - 44 35 12



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