Kinder in der Naturheilpraxis

Augendiagnose bei Kindern

Besonderheiten – Möglichkeiten – Grenzen

von Hermann Biechele

Bei der Betrachtung und Bewertung des kindlichen Auges gibt es eine Reihe von fast unüberwindbaren Schwierigkeiten. Die unvollständige Iriszeichnung bei der Geburt ist eine davon. In der ersten Lebensphase gibt es daher nur wenige Phänomene, die zur Diagnose brauchbar sind. Die Unruhe und Lichtscheu der Säuglinge und Kleinkinder erfordert ein rasches Beobachten. So lange der Kopf nicht auf der Kopfstütze des Augendiagnosegerätes ruhig gehalten werden kann, ist ohnehin nur die Lupenbetrachtung möglich. Und auch diese muss geübt sein, will man hier nicht schon mangels "handwerklicher Fertigkeit" kläglich scheitern. Aber auch schon etwas größere Kinder haben oft eine gewisse Scheu vor dem Apparat, und nur sehr mühsam und mit erheblichem psychologischen Einfühlungsvermögen von Mutter/Vater und Behandler/in ist dann das Kind zum Mittun zu bewegen. Unter diesen Umständen eine einigermaßen brauchbare Aufnahme zu bekommen, braucht neben der nötigen Geduld auch ein gehöriges Maß an Glück. Vielleicht haben wir hier in Zukunft bessere Chancen, wenn die Auflösung digitaler Kameras so weit entwickelt ist, dass man auch aus einer Übersichtsaufnahme technisch gute Vergrößerungen erhält. Wenn im Kollegenkreis hier bereits Erfahrungen bestehen, würde ich mich über Informationen sehr freuen!

Das kindliche Auge: was ist angeboren, was ist erworben?

Da die Irisentwicklung bei der Geburt noch nicht vollständig abgeschlossen ist, lässt sich bei der Beobachtung von Kinderaugen in gewissem Maß nachvollziehen, welche Zeichensetzungen genotypisch und welche phänotypisch sind. Das gelingt um so besser, wenn wir auch die Iriden von Eltern und Großeltern zum Vergleich heranziehen können.

Die Augenfarbe der Neugeborenen ist mangels Pigment dunkel-graublau. Ob das Kind einmal blaue, braune oder Mischiriden entwickelt, wird also erst im Laufe von Wochen und Monaten klar und hängt vom späteren Pigmentgehalt der Iris ab. Entscheidend ist dabei nicht so sehr die Anzahl der Pigmentzellen, sondern die Dichte und Farbe des Pigments. Vor allem die dunklen Fremdpigmente sind größtenteils genetisch und bilden sich bis zum 10. Lebensjahr aus. Entsprechend sind die helleren Fremdpigmente eher phänotypisch und können natürlich auch nach dem 10. Lebensjahr noch entstehen.

Auch das Stroma der Iris wird erst mit der Zunahme des Bindegewebes deutlicher sichtbar. Die meisten Strukturzeichen der Iris (Lakunen, Waben, Krypten) sind angeboren und daher, wenn sie erst einmal ausgebildet sind, weitgehend unveränderlich. Defektzeichen sind zu etwa 80% ebenfalls angeboren und zu etwa 20% erworben. Genetisch sind auch die meisten reflektorischen Zeichen, wie Tophi, Zirkulärfurchen und Radiären. Diese Erkenntnisse sind seit der Einführung der Irisfotografie gut belegt und Rudolf Stolz hat auf der letzten Ettlinger Tagung ausführlich darüber gesprochen.

Neben diesen organisch-strukturellen Gegebenheiten sind noch weitere Besonderheiten des kindlichen Auges zu berücksichtigen, wie sie sich aus dem physiologischen Grundzustand des Kindes ergeben. Gehen wir dazu im Auge systematisch von innen nach außen.

Pupillenphenphänomene

Die Pupille gilt nach Josef Angerer als "Manometer der psychosomatischen Dynamik" und ihre Veränderungen gewähren "wohl den tiefsten Einblick in die Vita, in das sprudelnde Leben".

Bild 1: Clarissa (10 Jahre), rechtes Auge.
Hämatogene Iris mit den fast obligatorischen Zirkulärfurchen, die den larviert tetanischen Typ bzw. die vegetativ-spastische Disposition markieren. Die hochovale Pupille ist bei Kindern ein Hinweis auf den labilen Kreislauf. Bei Infekten ist unbedingt auf eine genügende Rekonvaleszenz zu achten.
Bild 2: Patricia (7 Jahre), rechtes Auge
Lymphatische Iris mit tuberkuliner Stromaführung. Die Iriskrause ist gezackt und stark aufgehellt. Lakunen und starke Gewebsauflockerungen signalisieren die genetischen Organschwäche. Der hochgeschobene Nierensektor fällt auf durch die keilförmigen Auflockerungen.

Größe der Pupille

Entrundungen der Pupille

Abflachungen der Pupille

Konstitutionsdiagnose

Lymphatische Iris-Konstitution

Iris und Lymphsystem

Iris und Verdauungstrakt

Das Augenumfeld

Systematische Augendiagnose bei Kindern

Bakterielle Analyse

Ölfilm, Schaumbläschen, Wimpernkreuz, Wurmnester

Fermentative Analyse

Veränderungen in Architektur, Relief und Kolorit der Krausenzone und der Iriskrause

Lymphatisches System

Verfärbungen der Lymphzone, Tophi und Zeichensetzung auf den Tonsillen, Milz und Appendix

Vegetatives System

Dezentralisierte Pupille, Pupillenreaktionen, Pupillenrandphänomene, Irisstruktur, Krausenrandphänomene

Calcifikatio

Zahnentwicklung, Wirbelsäule, Osteolakunen

Zusammenfassung

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Literatur:
Angerer, Josef: Handbuch der Augendiagnostik. Verlag Tibor Marczell.
Broy, Joachim: Repertorium der Irisdiagnostik. Klaus Foitzik Verlag, München.
Broy, Joachim: Die Konstitution. Humorale Diagnostik und Therapie. Klaus Foitzik Verlag, München.
Hauser, Willy; Karl, Josef; Stolz, Rudolf: Informationen aus Struktur und Farbe. Erhältlich beim Felke Institut, Heimsheim.
Deck, Josef: Grundlagen der Irisdiagnostik. Lehrbuch mit Bildatlas und Therapiehinweisen. Erhältlich beim Felke Institut, Heimsheim.
Lindemann, Günther: Augendiagnostik Lehrbuch. Befunderhebung aus dem Auge. Pflaum Verlag.
v. Heimendahl, Ursula: Das juvenile Irisbild. In: Angerer, Josef: Ophthalmotrope Phänomenologie Band IV. Verlag Tibor Marczell.
Persönliche Mitschriften bei Veranstaltungen des Arbeitskreises für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V.

Bilder:
Ursula v. Heimendahl (5, 6, 8, 9, 11)
Hermann Biechele (1 – 4, 7, 10)

Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstr. 51
80801 München



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