Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Otitis media und ihre häufigsten homöopathischen Heilmittel

von Amalie Dingler

Fortsetzung aus Naturheilpraxis 9/2002

Besprechung

Wir haben in dieser Repertorisation 11 Hauptsymptome, aber kein hervorstechendes Symptom. Die Differenzierung findet unter den ersten vier Mitteln statt. Neu im jetzigen Krankheitszustand ist das 11. Symptom, die Wärmebedürftigkeit. Dieses finden wir bei Hepar sulfuris und Silicea, der "chronischen" und "kalten Pulsatilla" ausgeprägt. Für Pulsatilla selbst ist es ein entgegengesetztes Symptom. Aufgrund dieser Überlegungen verordnete ich Silicea Q6.

Silicea:

– Mittelohrentzündung, häufig rezidivierend.
– Perforation des Trommelfells, langwierige Ausflüsse aus den Ohren.
– Tubenkatarrh.
– Juckreiz im Gehörgang und äußeren Ohr.
– Schorfbildung am Ohr.
– Verstopfung der Ohren, die mit einem Knall aufgehen.
– Schwerhörigkeit, besonders für die menschliche Sprache.
– Gehörverminderung, schlimmer bei Vollmond.
– Überempfindlichkeit des Gehörs gegen Geräusche.

Charakteristisch ist:

– Zierliche, schlanke Kinder, teilweise auch mit dickem, aufgetriebenem Bauch.
– Frostigkeit und Mangel an Lebenswärme.
– Kälte und Luftzug verschlechtern.
– Verschlechterung bei Vollmond.
– Bindegewebsschwäche, mangelnde Assimilation, schlechter Zahnschmelz, geriefte Nägel.
– Probleme bei der Zahnung (erschwerte, verlangsamte Zahnung, Probleme mit den Weisheitszähnen).
– Nächtliches Stechen in allen Gelenken.
– Trockenheit der Nasen-Rachen-Schleimhäute, mit Haargefühl auf der Zunge oder im Hals.
– Eigensinn.
– Mangel an Selbstvertrauen, kontaktscheu (kann nur schwer auf andere zugehen).
– Mag nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
– Angst vor ärztlichen Eingriffen und spitzen Gegenständen.

Am 05.01.2000 war sein linker Gehörgang minimal gerötet. Rechts hatte er nur noch wenig Flüssigkeitsabsonderung, so dass ich Silicea weiter einnehmen ließ.

Bei der nächsten Konsultation am 18.01.2000 waren sowohl der linke als auch der rechte Gehörgang reizlos, das rechte Trommelfell geschlossen aber noch leicht injiziert. Das rechte Auge tränte weniger, in kalter Luft war dieses Symptom jedoch noch ausgeprägter. Er wies leichte Augenringe auf. Die Nasenabsonderung war klar, seine Lippen waren trocken. Es war zwar eine Besserung, aber noch keine Beschwerdefreiheit erreicht, so dass ich Silicea weiter einnehmen ließ.

Am 24.01.2000 kontrollierte ich die Beschwerden des Jungen erneut. Ich stellte fest, dass morgens seine Nase verstopft war. Der Trommelfellrand war leicht gerötet, es bestand keine akute Entzündung. Der Gehörgang war reizlos. Die akuten Symptome waren bis auf einen kleinen Rest abgeklungen.

Diese Restsymptome der Ohren zeigen uns, dass dieser Fall, unter chronischem Aspekt gesehen, noch nicht abgeschlossen ist. Betrachten wir deshalb die konstitutionellen Symptome aus der Erstanamnese erneut bevor wir eine weitere Verordnung treffen. (Zur Erinnerung: Großes Kind seit Geburt, Blähungsbeschwerden als Säugling, Milchschorf, Zahnungsbeschwerden mit einseitiger Wangenröte, er erhielt damals Chamomilla, öfters Erkältungskrankheiten und Ohrentzündungen mit Antibiotika behandelt, gutmütig, ungerechte Behandlung verletzten ihn schnell und sehr, er schwitzte stark bei körperlicher Betätigung.) In beiden bisherigen Repertorisationen war Calcium carbonicum ein Mittel der engeren Wahl. Und aufgrund der erneuten Überlegungen verordnete ich nun Calcium carbonicum Q6 in ansteigender Dosierung. Danach gab es kein Rezidiv mehr, was ich durch den weiterbestehenden Kontakt zur Familie bestätigen kann. Abschließend kann gesagt werden, dass Calcium carbonicum von den verabreichten antipsorischen Arzneimitteln dem Beschwerdebild des Jungen am ähnlichsten war und deshalb am besten gewirkt hat.

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Literaturangaben:
Dingler, Amalie: Homöopathische Reiseapotheke, Konstanz, 2000.
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, 6. Aufl. Heidelberg. 1996.
PC-Repertorisationsprogramm Com Rep ML, (Dipl. Ing. Franz Simbürger, Eching).

Anschrift der Verfasserin:
Amalie Dingler
Schottenstr. 75
D-78462 Konstanz



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Naturheilpraxis 10/2002