Josef Karl ist 70

Freunde und Kollegen gratulieren

Ursula v. Heimendahl: Josef als Freund

35 Jahre Freundschaft zu erleben und zu leben: dazu bedarf es – im Sinne eines Geschenkes von Oben – einer Begegnung der besonderen Art und des gegenseitigen Einbringens.
Einfach ist und war es nicht immer in diesen 35 Jahren, weder für Dich noch für mich.
Doch gerade das Aufzeigen von Schwierigem – im positiven wie im negativen – kennzeichnet, aus meiner Warte, eine Freundschaft zu Dir.

Manchmal aus Ungeduld über Begriffsstutzigkeit, manchmal aus dem Zweifel an der Lernfähigkeit des Menschen an sich, neigtest Du zu überschießenden Reaktionen, die Dir auch heute nicht fremd sind.
Dennoch wurdest Du nicht müde, den gedanklichen Luftschlössern eines "unbedarften Mädchens aus gutem Haus", ein solide geerdetes Fundament zu vermitteln. Und ich stehe hier nur als Beispiel für viele, denen Du über diesen Weg Deine Hilfe bzw. Freundschaft angeboten hast.

Danke für diese Auseinandersetzungen, die ja das grundsätzliche Beschäftigen mit dem Anderen als Basis haben.
Mir haben sie viel aufgezeigt – ich durfte sehr viel lernen.
Danke für Deine Großzügigkeit des Teilens: des Teilens, das sich ausdrückt im Mitteilen Deines enormen Wissens, im Erteilen von Ratschlägen und im nachfolgenden Überlassen der Entscheidung, aber auch, wie es all Deine Assistenten und Freunde erfahren durften, im Teilen Deines Patientenreichtums, der einen leichteren Praxisstart gewährte.
Diese ist vielleicht die ungewöhnlichste Deiner Eigenschaften innerhalb der Großzügigkeit des Teilens. Möge hoffentlich jeder, der sie durch Dich erfahren hat, sie entsprechend hoch schätzen.

Dein Eigener zu bleiben, Dich zu belassen – eine lebens-notwendige Grundvoraussetzung für Dich – schließt eine Freundschaft mit Dir jedoch nicht aus, festigt sie im Gegenteil, wie ich selbst in jungen Jahren erfahren durfte.
Über diese Erkenntnis vollzog sich in mir ein entscheidender Schritt zur Selbständigkeit.
Für all diese freundschaftlichen Hilfen über die Jahre hinweg möchte ich Dir aus vollem Herzen danken.
Dank Ihm für diese Begegnung. Möge Er Seine schützende Hand noch lange über Dich halten, um – ganz egoistisch – Dir und mir die Zeit für das Leben und das weitere Ausfalten dieser Freundschaft zu gewähren, die der gegenseitigen Formung mit Zuneigung, Achtung aber auch konstruktiver Kritik dienen möge.

Ursula v. Heimendahl


Unter den Hindernissen, die beseitigt
werden müssen,
ist das schwierigste
und das wichtigste
ohne Zweifel
die Mittelmäßigkeit

Helder Camara

Diesen Anspruch lebt Josef Karl, Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Anger e. V., seit ich ihn kenne ohne Unterlass.

Keine Anstrengung ist ihm zu groß, Augendiagnose, Phytotherapie sowie Physiognomie gar nicht erst in die Mittelmäßigkeit kommen zu lassen.
Seit Jahren legt er den Finger in augendiagnostische Wunden, phytotherapeutische Geschwüre und physiognomische Brände, um sie durch unerschrockenen Einsatz einer Heilung zuzuführen.
Gottlob unermüdlich sind seine Impulsgebungen.
Die Bereitschaft mit Rat und Tat insbesondere jungen Menschen sein reiches Wissen zur Verfügung zu stellen – ein inneres Anliegen, das hoffentlich von allen zu schätzen gewusst wird.

Für uns ist das Einbringen der Persönlichkeit Josef Karls im Arbeitskreis keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Geschenk und sollte auch für die nachfolgenden Kollegen Anreiz sein, sich so einzubringen, um nicht an dem Hindernis der Mittelmäßigkeit zu scheitern.

Thomas Beck und ich als Vorstände des Arbeitskreises für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e. V., danken für Alles – Alles ist für uns immer Bereicherung.
Ursula v. Heimendahl
Vorsitzende des Arbeitskreises für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e. V.


Hermann Biechele: Josef Karl: Lehrer, Vorbild, Freund – Versuch einer Annäherung

Kennengelernt habe ich Josef Karl als Lehrer für Phytotherapie an der Josef Angerer Schule. Schon damals war er nicht irgendwer, sondern "der Karl". Will besagen, dass ihm ein gewisser Nimbus anhaftete – was für einen Löwe-Geborenen durchaus angemessen sein kann. Beeindruckt hat mich sein ungezwungener Unterrichtsstil, sein fundiertes Wissen, die Fülle der praktischen Tipps. Da spürte man: hier spricht einer aus einer großen Praxis für die Praxis. Angebiedert hat sich Josef Karl an uns Schüler nie, stets blieb da eine gewisse Distanz. Aber dass ihm die Sache wichtig war und wir ihm als zukünftige Kollegen nicht gleichgültig, das spürte ich immer.

Dass Josef Karl auch ein ganz großer der Augendiagnose ist, habe ich erst viel später erfahren. Seine Art, zu lehren und Zusammenhänge zu vermitteln, hat mir den Zugang zur Augendiagnose letztlich erst ermöglicht. Die Faszination und Begeisterung für sie war von Anfang an da, aber die ersten Jahre waren mühsam und oft genug frustrierend. Zu groß und umfangreich ist das Gebiet für einen Anfänger. Da ist eine der Stärken Josef Karls bestimmt seine Fähigkeit, das Komplizierte zu vereinfachen und auf das Wesentliche zu konzentrieren – und das verwechsle niemand mit simplifizieren. Halbheiten, Ungenauigkeiten, Mittelmaß gibt es bei ihm nicht. Wohl aber das Fragen und In-Frage-Stellen auch scheinbar unumstößlicher "Wahrheiten", weil sich für ihn letztlich jede noch so plausible Theorie in der Praxis bewähren muss.

Eine weitere Stärke ist sein schier grenzenloser Fleiß. Alleine sein Kompendium zur "Phytotherapie" und seine "Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde" würden ein ganzes (Praxis-)Leben erfüllen. Dazu kommt die unendliche Fülle an Veröffentlichungen in Fachzeitschriften. Und wer immer in die Situation kommt, zu einem bestimmten augendiagnostischen Thema etwas erarbeiten zu sollen, kommt an ihm nicht vorbei. Irgendwann hat Josef Karl darüber bereits etwas gesagt und veröffentlicht.

Damit nicht genug, ist Josef Karl tätig als gefragter Referent – im Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer, im Felke-Institut, bei Tagungen und Kongressen. Sein Witz, seine Sprachgewandtheit, die scheinbare Mühelosigkeit, auch schwierigen Themen gerecht zu werden, haben mich immer tief beeindruckt. Doch oft erst bei der Nacharbeit ist mir klar geworden, dass hinter all der Leichtigkeit auch eine große Systematik steckte.

Die für mich beinahe wichtigste Eigenschaft Josef Karls aber ist seine unkomplizierte, kollegiale Hilfsbereitschaft. Sein nahezu unerschöpfliches Bild-Archiv steht allen zur Verfügung, die Hilfe brauchen. Und für Fragen und Probleme hat er immer ein offenes Ohr. Da konnte das Wartezimmer noch so voll sein – Zeit für ein kurzes Gespräch, ein paar erläuternde Hinweise, wohlwollende Ratschläge war immer.

Kennengelernt habe ich auch Josef Karls Ungeduld und Unduldsamkeit – wenn etwa Bilder in einer Veröffentlichung plötzlich auf dem Kopf standen, wenn die Farben nicht gut genug herauskamen, die Bilder zu dunkel wurden. Solche Widrigkeiten und Tücken des Objekts müssen einen Perfektionisten wie ihn schier zur Verzweiflung treiben.

In den letzten Jahren stellte sich bei ihm nun eine gewisse Nachdenklichkeit ein; Sorge, die Fülle der Arbeit nicht mehr zu bewältigen; das Gefühl, dass ihm die Zeit davon läuft. Ich denke, es wäre ein schönes Geschenk an Josef Karl, wenn wir alle, die wir ihm so viel verdanken, einen Teil davon zurückgäben, indem wir uns seinen Fleiß und seine Unermüdlichkeit zum Vorbild nähmen und mit ihm zusammen an der großen Aufgabe "Augendiagnose" weiterarbeiten.

Hermann Biechele


Friedbert Ficker: Josef Karl zum Gruß

Es gilt als eine ausgesprochene Lebensweisheit, dass mit der Vollendung des siebzigsten Lebensjahres ein nicht selten spürbarer Einschnitt in die irdische Bahn verbunden ist, manche sprechen sogar von einer Schallgrenze. Damit verbundene Konsequenzen sollen keineswegs in Abrede gestellt werden. Doch steht dem die aus ganzheitlicher Sicht gewonnene Erkenntnis entgegen, dass der Mensch – jenes "unbekannte Wesen" nach der Ansicht des Nobelpreisträgers Alexis Carrel – keineswegs nur als ein physikalischer Körper zu bewerten ist. Biologische und damit schöpferische Betrachtungsweise verlangt differenzierte Maßstäbe.

Als ein Beispiel dafür darf der Blick auf Josef Karl gelenkt werden, der am 28. Juli jenen umstrittenen Einschnitt erreicht hat. Wer den Jubilar aus der Nähe kennt, könnte eher geneigt sein, das kurz angedeutete Wenn und Aber um menschliches Leistungsvermögen beiseite zu schieben. Damit sind zwei Einsichten verbunden. Einmal war es der bereits vor Jahren gefasste Entschluss Karls, den zweifellos aufreibenden Praxisbetrieb aufzugeben. Es kam dieser Entschluss keineswegs einer Kapitulation gleich, sondern er bedeutete ein Umverteilen der zur Verfügung stehenden Kräfte. Das geschah in der klugen Einschätzung, rechtzeitig aufhören zu können – nicht, um zu rasten, sondern um die frei gewordenen Kräfte an anderer Stelle wieder sinnvoll einzusetzen.

Im Rückblick auf die jahrzehntelang gesammelten Erfahrungen hat er sich damit einen Freiraum geschaffen, der es ihm gestattet, in Vorträgen und in der publizistischen Tätigkeit wertvolles heilkundliches Wissensgut weiterzugeben. Dass er dabei auf den noch an einer Grenze des Umbruchs von der vergangenen Generation der alten Praktiker erworbenen Schatz zurückgreift – es sei nur an den unvergessenen Pflanzenkenner und Kneippmeister Heinrich Pumpe erinnert –, macht unbestritten die Erfolge von Josef Karl aus.

Es ist aber wesentlich mehr, was ihn befähigt, als Übermittler bester Traditionen alternativer Heilkunde aufzutreten und damit zugleich notwendige Brücken zu schlagen zur Gegenwart und zur Zukunft seines Berufsstandes. Das eigene Wissen und die persönlichen Erfahrungen werden ja nicht von gütigen Göttern in die Wiege gelegt, sondern sind das Ergebnis jahrzehntelangen Suchens, verbunden mit der ständigen Bereitschaft, in unermüdlicher disziplinierter Arbeit den eigenen als richtig erkannten therapeutischen Weg zu erproben und festzulegen. Eine wichtige Hilfe war für ihn zweifellos die Lehrtätigkeit an der Münchner Heilpraktiker-Fachschule und die lange Mitarbeit als Mitglied in der Deutschen Arzneimittelkommission in Berlin. In beiden Fällen hatte er die Gelegenheit, die gesammelten praktischen Erfahrungen auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen. Umgekehrt sind ihm von dort nicht minder wesentliche Impulse zugeflossen, die der eigenen Praxis zugute kamen und bei seiner Aufgeschlossenheit stets eine Erweiterung des persönlichen Horizontes bedeuteten.

Mit den üblichen Grüßen und Wünschen an seinem Ehrentag darf nicht zuletzt die Hoffnung verbunden werden, dass seine gewichtige Stimme den Anliegen biologischer Lebensführung und alternativer Heilkunde noch lange erhalten bleibt.

Prof. Dr. h.c. mult Friedbert Ficker



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