Josef Karl ist 70

„Ein Autorenleben in der NATURHEILPRAXIS“ wäre wohl die richtige Bildunterschrift, die auch die Klammer zwischen diesen beiden schönen Bildern darstellt.
Er ist für die NATURHEILPRAXIS das, was man unter einem Hausautor versteht. 1960 hat er den ersten Beitrag über den Honig geschrieben, und seitdem - also seit über 40 Jahren - sind es in feiner Regelmäßigkeit ungezählte Artikel geworden, die unsere Fachleserschaft mit großer Zustimmung aufgenommen hat.
Vor wenigen Tagen ist Josef Karl 70 Jahre geworden: Anlaß genug für die Redaktion der Naturheilpraxis, ihm den Schwerpunkt unserer August-Ausgabe zu widmen und noch einmal an einige historische Artikel von ihm aus unterschiedlichen Jahrzenten zu erinnern, die nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.

Die Nachfolgegeneration des großen Mentors der deutschen Heilpraktiker, Josef Angerer, erreicht nun auch eine Altersgrenze, ab der, so sagt man, einem vermehrt Weisheit zufließt. Josef Karl, der Angerer-Schüler, hat sein 70. Lebensjahr vollendet. Viele Glück- und Segenswünsche begleiteten ihn in diesen Wochen, denen sich die Leserschaft „seiner“ Naturheilpraxis sicher von Herzen anschließt.

Wie kaum ein anderer ist Josef Karl den deutschen Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern bekannt und vertraut, und, ohne daß er das etwa zielsicher angestrebt hätte, ist er in eine Vorbildfunktion für seinen Berufsstand hineingewachsen.

Immer wieder hat der Heilpraktikerstand versucht, ihm durch Medaillen und Preise seinen Dank und seine Anerkennung auszudrücken. Dann leuchtet sein Stern für Augenblicke sichtbar in der Öffentlichkeit, aber danach taucht er wieder ab in seine arbeitsame Stille, in der er der Naturheilkunde, speziell der Phytotherapie und der Augendiagnose, nachspürt. Gleichzeitig kann er aus den Erfahrungen und Beobachtungen seiner jahrzehntelangen täglichen Praxis und den unzähligen Begegnungen mit Kranken und Hilfesuchenden schöpfen.

Vieles, was er zusammengetragen und erfahren hat, teilt er der Kollegenschaft in seiner unnachahmlichen Vortragsart mit. Er ist die Zierde der Referentenlisten auf Kongressen und Tagungen. Wenn er spricht, kann der Veranstalter andere Lockmittel, den Saal zu füllen, sparen. Sein Kolorit, sein Humor, verraten Gelassenheit, die auf Einsichten beruht, die er sich erkämpft und erarbeitet hat. Dahinter steht eine tiefgegründete Sicherheit, die ihn hat lernen lassen, auch schicksalhafte Prozesse in ihrer Unabänderlichkeit nicht nur notwendigerweise zu respektieren, sondern mit Geduld und Demut anzunehmen. Nur manchmal wird er kurzfristig ungeduldig, wenn der verlängerte bürokratische Arm des Wissenschaftsdogmas restriktiv in die heiligen Bezirke der Naturheilkunde eingreift und die gemachte und wohl begründete gute Erfahrung mit einem Federstrich vom Tisch wischen will. Dann kann er in Rage geraten, weil die bürokratische Umsetzung des theoretischen Wissenschaftsdogmatismus die praktische Vernunft vermissen läßt.

Was hat er gekämpft um jede Pflanze. Seit der Einführung des neuen Arzneimittelgesetzes saß er in der „Kommission E für Phytotherapie“ des damaligen Bundesgesundheitsamts, rang um Positiv-Monographien unserer bewährten Heilpflanzen – er, der Praktiker, der täglich Erfahrungen mit den Pflanzen sammelt, was nur wenige in der Kommission in dieser Konsequenz von sich behaupten konnten. Er geht ins Detail, er kann zäh und verbissen sein, ohne seinen Charme oder gar sein taktisches Geschick vermissen zu lassen.

Jahrelang hat er für den Besenginster als mildes Antiarrhythmikum gekämpft, der schon verloren war und dann doch noch eine Monographie erhielt – Sternstunden für einen, der der Naturheilkunde lebt.

Und wo nimmt er dann noch die Zeit her, Bücher zu schreiben, Themen aufzugreifen, die drohen in einer allgemeinen naturheilkundlichen Modewelle hinweggespült zu werden, aber doch wichtige und unverzichtbare Mosaiksteine der Naturheilkunde sind?

Jahrzehnte hat er als begehrter Lehrer der Heilpraktikerschule, die den Namen seines Mentors, Josef Angerers, trägt, die nächste Generation herangebildet.

Seit über vier Jahrzehnten schreibt er schon an hervorragender Stelle für die Naturheilpraxis. Unsere Fachzeitschrift ist mit von ihm geprägt, und das sagen wir gern, weil unsere Ziele deckungsgleich sind: nicht nur „Patentrezepte“ für naturheilkundliche Anwendungen zu bieten, sondern die Naturheilkunde zu durchdringen in ihrer ganzheitlichen Trinität von Körper, Geist und Seele, die Beschreibung des Details, des Hintergrundes, des kleinen Anlasses mit der großen Wirkung.

Josef Karl hat wohl zutiefst begriffen, dass Naturheilkunde eine Lebensschule ist und er ist einer ihrer überzeugendsten „Schüler“. Das macht ihn aus.

Lieber Josef Karl, Redaktion und Pflaum Verlag danken Dir für die wunderbare Zusammenarbeit. Auch wenn Du an dem Meilenstein, auf dem eine 70 steht, vorbeigeschritten bist, wünschen wir Dir weiterhin Glück und Schaffenskraft. Wir freuen uns auf viele Gedanken und Beiträge, die aus Deiner Mitte kommen. Wir werden Sie unserer geneigten Leserschaft gern weiter exklusiv zur Kenntnis bringen.

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Karl F. Liebau, Chefredakteur



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Naturheilpraxis 8/2002