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Expertenkreis Naturmedizin

Da ergibt die Allenbacher Trendstudie 2002, dass sich Naturheilmittel weiter steigender Beliebtheit erfreuen und dennoch muß man mit schöner Regelmäßigkeit immer mal wieder in Illustrierten, wie kürzlich im Stern, Überschriften zur Kenntnis wie „Risiko Naturmedizin – wie gefährlich sind Ginkgo, Johanniskraut, Teebaumöl & Co?“ Selbst eine Wellness-Zeitschrift, die es ja eigentlich wissen sollte, dass eines der Standbeine von Wellness Health ist und dass die Medizin der Gesunderhaltung und des Wohlbefindens schlechterdings nur eine der Natur des Menschen entsprechende, nämlich die ganzheitliche Naturmedizin sein kann, übernimmt die verunsichernde Fragestellung „Risiko Naturmedizin? – Was Experten heute wissen“. Auflagensteigernd mag das ja sein, wenn man nach Allensbach 2002 weiß, dass 73% der Bevölkerung Naturheilmittel verwenden, die natürlich erschreckt wissen wollen, was sie denn für ein evtl. Risiko mit der Verwendung von Naturheilmitteln eingehen.

Der Dialog zwischen Naturmedizin und der streng wissenschaftlichen Medizin scheint nicht zu stimmen, falls es ihn denn überhaupt nennenswert gibt. Der Dialog zwischen selbsternannten Experten wird mit großer Schärfe geführt und wenn man ihn einmal charakerisieren möchte, ist es ein missverständlicher Dialog zwischen oft unkritischen Enthusiasten und uninformierten Skeptikern, weswegen ein Dialogergebnis nicht zu erzielen ist, sondern der verhärtete Dialog ewig fortgeführt wird.

Diese unbefriedigende Situation grundlegend zu ändern und den Dialog zu verbessern und fruchtbar für beide Seiten zu machen, ist in etwa der Gründungsansatz eines „Expertengremiums Naturmedizin“, das sich im Frühjahr etabliert und sogleich an die Arbeit gemacht hat. Ende Juni 2002 stellte der Expertenkreis sich auf einem Pressegespräch in Hamburg vor und konnte dort bereits erste Ergebnisse seines Arbeitsansatzes vorstellen.

Es galt zunächst den Begriffswirrwarr aus dem Umkreis der Naturmedizin zu durchforsten. Und man hat für sich eine Definition festgelegt, um deren Belange man sich rundherum kümmern möchte. Als Naturmedizin definiert der Expertenkreis den prophylaktischen und therapeutischen Einsatz von Arzneimitteln aus der Natur, Homöpathika, Phytopharmaka und essentielle Nährstoffe (z.B. Vitamine, Mineralien).

Als Aufgaben hat man sich gestellt, den Dialog zwischen der sog. Schulmedizin und der Naturmedizin zu verbessern und auch die universitäre Forschung im Bereich Naturmedizin zu intensivieren. Die Experten werden dabei intensiv mit Wissenschaftlern, Therapeuten, Universitäten, Fachgesellschaften und anderen relevanten Institutionen zusammenarbeiten und vor allen Dingen die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen, damit es uninformierte Ablehner nicht mehr ganz so leicht haben sollen, die Naturmedizin immer wieder „wissenschaftlich“ abzuqualifizieren. Der Dialog soll in Zukunft einmal vorurteilsfreier geführt werden können und vielleicht ja ganz staunenswerte und im allgemeinen Gesundheitswesen verwertbare und sogar kostensparende Ergebnisse erbringen.. „Das Besondere ist, dass der Expertenkreis interdisziplinär besetzt ist“, so Jürgen F. Pascoe, Geschäftsführer des Unternehmens Pascoe Naturmedizin, das diese Initiative unterstützt. „Hier wird gezielt schulmedizinische und naturmedizinische Kompetenz gebündelt, das gibt es in dieser Form bisher noch nicht.“

Die Rezepturen, mit denen man der Naturmedizin zu mehr unumstrittener Anerkennung verhelfen will, kommen aus denen der Evidence Based Medicine (EBM), also der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch, der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten.

Die Ziele sind, die Qualität und Evidenz der Naturmedizin zu analysieren, sie in die medizinische Wissenschaft zu integrieren, eine sinnvolle Aus- und Weiterbildung in Bezug auf die naturmedizinische Kompetenz zu erreichen, um so einen Beitrag zu einer modernen, individuellen, patientengerechten und kostenverträglichen Medizin zu leisten.

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Karl F. Liebau



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Naturheilpraxis 8/2002