FACHFORUM

Solidago virgaurea

Konstitutionelle Anwendungsmöglichkeiten einer verloren gegangenen und wieder gefundenen Heilpflanze

von Friedemann Garvelmann

Vielleicht ist es Ihnen ähnlich ergangen, wie mir: Da rezeptiert man jahrelang in diversen Teemischungen bei entsprechender Indikation "Hb. Solidaginis" in der selbstverständlichen Annahme, der Patient bekommt das Kraut der echten Goldrute (Solidago virgaurea), und wundert sich darüber, dass der Therapieerfolg nicht den Erwartungen entspricht. Aber das kann ja bekanntlich die unterschiedlichsten Gründe haben, und so sind wir in unserer Praxis – zunächst mehr durch Zufall, dann durch gezielte Recherchen – auf die Tatsache gestoßen, dass in sämtlichen Apotheken ausnahmslos Hb. Solidaginis giganteae (Kanadische Goldrute) abgegeben wird. Es stellte sich heraus, dass in der BRD keine Bezugsquelle für apothekenfähig zertifiziertes Hb. Virgaureae existierte! Selbst Kräuterspezialisten wie Lindig in München mussten zu ihrer eigenen Überraschung feststellen, dass sie ohne entsprechende Information mit Hb. Solid. giganteae, statt mit Hb. Solid. virgaureae beliefert werden.

Als offizielle Rechtfertigung für diesen Etikettenschwindel muss (wieder einmal) die "Wirkstoffanalyse" herhalten. Die beiden Goldrutenarten enthalten vergleichbare Saponinmengen und seien daher in der Wirkung identisch – Eine Aussage, die für einen klassisch arbeitenden Pflanzen-Praktiker absolut inakzeptabel ist, weil sie durch die Praxiserfahrung klar widerlegt wird. Die wahren Gründe dürften in der leichteren Verfügbarkeit der Kanadischen Goldrute liegen, die bezüglich ihres Standortes wesentlich anspruchsloser als ihre europäische Verwandte ist, und sich als Neophyt überall stark ausbreitet.

Interessanter- und glücklicherweise haben die Hersteller von Solidago-Tinkturen oder Urtinkturen den Schwenk nicht mitgemacht und verwenden nach wie vor Hb. Solid. Virgaureae bei der Produktion der alkoholischen Auszüge. Zumindest von Nestmann und Dr. Klein wurde mir dies ausdrücklich versichert.

Da aber gerade bei der Behandlung von Erkrankungen des Urotraktes die Anwendung von wässrigen Auszügen viele Vorteile gegenüber Tinkturen hat (was eine sinnvolle Kombination der beiden galenischen Formen natürlich nicht ausschließt), war es dringend notwendig, wieder eine Bezugsquelle für Hb. Virgaureae 'aufzutun'. Dies ist erfreulicherweise inzwischen gelungen!

Aufgrund der Initiative des sehr kooperativen Leipziger Apothekers Carsten Dobbriner (Scheffel-Apotheke) hat folgende Firma Hb. Virgaureae apothekengerecht zertifiziert:

Bombastus-Werke
Wilsdruffer Str. 170
01705 Freital
Tel.: 0351 - 65 80 30
Fax: 0351 - 658 03 99

Dort kann Hb. Virgaureae von jeder Apotheke bezogen werden. Alle Behandler/innen, die sich hier angesprochen fühlen, sollten diese Adresse an die Apotheken in ihrer Umgebung mit der Bitte weitergeben, in Solidago-haltigen Drogenmischungen künftig nur noch Hb. Virgaureae zu verwenden.

Solidago virgaurea hat für die Konstitutionstherapie und für die Behandlung von akuten Krankheitssituationen, in denen die Niere eine zentrale Rolle spielt, eine herausragende Bedeutung. Um ihre gezielte Eingliederung in systemische Therapiekonzepte zu erleichtern, soll die Pflanze und auch das Thema "Niere" an dieser Stelle aus verschiedenen naturheilkundlichen Blickwinkeln betrachtet werden.

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Anschrift des Verfassers:
Friedemann Garvelmann
Heilpraktiker
Hauptstr. 8
79790 Küssaberg – Kadelburg
E-Mail. f.garvelmann@rhizoma.de
Internet: RHIZOMA – Seminare: home.t-online.de/home/rhizoma

Autor des Fachbuches "Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie", Pflaum-Verlag, München ISBN 3-7905-0835-7



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