Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Ganzheitliche Behandlung – oder zu was doch Homöopathie fähig ist!

von Marie-Therese Abt

Am 12.11.1999 kam eine 63jährige Frau zu mir in die Praxis wegen Haarausfall. Eine Haarwurzeluntersuchung ergab Haarausfall auf dem Scheitel, sie nahm daraufhin Biotin ein und verwendete Haarwasser für 3 Monate.

Sie vermutete, dass der Haarausfall eventuell eine Nebenwirkung von Concor, einem Antihypertonika, sei, das sie seit 3 Jahren wegen ihres Bluthochdrucks einnahm. Werte von 170/180:90 waren früher normal, heute war der Blutdruck durch die schulmedizinische Arznei bei 130/140:80. Ihr Hausarzt setzte daraufhin Concor ab und verschrieb ihr Aprovel seit Juni 1999, was sie gut vertrug; nur der Haarausfall war weiterhin so extrem, dass sie fürchtete, bald keine Haare mehr auf dem Kopf zu haben.

Die Erstanamnese ergab noch folgende Hinweise:
Sie leidet regelmäßig unter Kopfschmerzen, die von der Wirbelsäule verursacht seien; der Schmerz sitzt nur im linken Nacken. Aspirin und regelmäßige Massage lindert.
Sie ist leicht kurzsichtig; z.Zt. sieht sie auf dem linken Auge "Wellen oder Streifen", aber nur über die Hälfte des linken Auges verteilt.
Letztes Jahr an Weihnachten hatte sie Bläschen auf der linken Seite der Zunge, abwechselnd mit einer Entzündung der linken Nase.
Ihre Zähne sind saniert, sie trägt kein Amalgam.
Als Kind hatte sie häufig Anginen.
Der Appetit ist gut, sie isst gerne deftig und scharf (mag Cayennepfeffer).
Morgens trinkt sie 1/2 l Grüntee, nachmittags Sprudel, abends Bier mit Sprudel, auch mal Wein, sie muss sich eher zum Trinken zwingen.
Die Verdauung ist gut, täglich, nur auf Reisen ist sie obstipiert.
Ihre Blut- und Leberwerte seien alle im Normalbereich, nur das Cholesterin sei minimal erhöht. Auf der Galle wäre ein leichter Schatten, evtl. Grieß oder Steinchen.
Als Kind hatte sie eine Pyelonephritis.
1969 hatte sie eine Ovarialzyste links, die bei der Untersuchung geplatzt ist; 1970 litt sie unter einem Uterusmyom, wegen starken Blutungen wurde sie 1971 hysterektomiert mit Entfernung eines Teiles des linken Eierstocks und des Appendix. Seither nimmt sie Hormone ein.
Sie hatte 2 Schwangerschaften ohne Probleme. Ihre Menstruation war stets reichlich, Kopfschmerz zuvor war üblich. Menarche mit 12 Jahren.
Zur Zeit habe sie im linken Schultergelenk Schmerzen, die "wie ein Faden" zum Oberarm ziehen, schlechter durch kreisende Bewegung, schlechter beim Liegen auf der linken Seite.
Auch hat sie Schmerzen am linken Fußinnenknöchel morgens nach dem Aufstehen, nach 2 bis 3 Schritten seien sie weg.
Sie hat Wirbelsäulenbeschwerden LWS, die sich zum linken Nacken erstrecken.
An der BWS war einmal ein Nerv eingeklemmt, ihr linker kleiner Finger wurde dadurch pelzig.
Nach einer Zahnbehandlung hatte sie eine Hautallergie an der linken Gesichtshälfte.
Sie reagiert generell allergisch auf Palladium und Zinkchlorid. Die Haut ist allgemein eher trocken, sie cremt sich viel ein. An der linken Fußsohle hat sie 2 kleine Warzen, die sie von der Fußpflegerin behandeln lässt. Herpes labialis hat sie selten.
Als Kind musste man den linken Daumennagel wegen eines Panaritiums entfernen.
Hämorrhoiden hatte sie nach den Geburten ihrer Töchter.
Der Schlaf ist unterschiedlich, sie schläft gut ein, wacht aber manchmal sehr früh (meist 4.00 Uhr) auf und grübelt. Sie schläft immer auf der rechten Seite ein; sie ist ein ruhiger Schläfer und braucht warme Füße zum Einschlafen.
Allgemein sei sie ein frösteliger Typ, sie schwitzt wenig. Sie mag den Frühling und den Sommer und liebt das Meer.
Mit 10 Jahren hatte sie die Ruhr, Diphtherie, Lungenentzündung.
Sie war ein zierliches Kind, ein schlechter Esser, auch heute ist sie schlank.
Am linken Handrücken wurde sie wegen eines Ganglions operiert.
Die Familienanamnese ergab:
Ihre Mutter hatte Herzprobleme, Angina pectoris, Hypertonie, Krampfadern, verstorben nach Apoplexie (auch 2 der Schwestern der Mutter nach Apoplexie verstorben).
Die Oma mütterlicherseits ebenfalls verstorben an Apoplexie
Der Opa mütterlicherseits im Krieg gefallen
Ihr Vater hatte einen niederen Blutdruck, 1950 leichte Gehirnblutung, 1997 verstorben nach Apoplexie.
Die Oma väterlicherseits mit 94 Jahren an den Folgen einen Sturzes verstorben.
Der Opa väterlicherseits mit 97 Jahren an Apoplexie verstorben.
Ihre 2 Töchter sind gesund.
Sie wurde 3 x in ihrem Leben ohnmächtig, mit 20 Jahren nach Ausdrücken eines Pickels, nach einer Injektion und beim Anblick einer Wunde ihrer Tochter.
Vom Gemüt her ist sie sehr empfindlich, leicht verletzlich, schnell gekränkt, gutmütig, weich, bricht schnell zusammen, kann weinen, Kummer muss sie bereden, sehr mitfühlend, von innen heraus fröhlich, gesellig, tanzt, singt. Ängste hat sie um ihre Familienmitglieder, beim Alleinsein im Wald, vor großen Hunden und Mäusen.
Sie braucht Ordnung, ist aber nicht pingelig.
Seelisch belastet sie ihr eigenes Geschäft (sie führt mit ihrem Ehemann zusammen ein Bekleidungsgeschäft), die Scheidung ihrer Tochter und Probleme in der Familie. Sie liebt die Harmonie in der Familie.
In ihrer Sexualität sei sie ganz normal, es gibt keine Probleme, sie versteht sich sehr gut mit ihrem Ehemann.

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Anschrift der Verfasserin:
Naturheilpraxis
Marie-Therese Abt
Heilpraktikerin
In der Vorstadt 10/4
72488 Sigmaringen



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