Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

PCO - Polycystisches Ovar versteckt hinter Haarausfall

von Heike Ibach

Bei 23% der Frauen in der fertilen Lebensphase finden sich Alterationen der Ovarien. Eine dieser hormonellen Erkrankungen ist das Polycystische Ovar, im Folgenden kurz PCO genannt.

Beim PCO kommt es zu einer Vergrößerung der Ovarien durch bilaterale cystische Strukturen, oft finden sich zahlreiche Follikel mit einem Durchmesser von mehr als 10 mm.
Erkannt wird die Störung häufig durch Androgenisierung, Zyklusstörungen bis hin zur Amenorrhoe und Infertilität.
Beim Polycystischen Ovar sind Gesamttestosteron und freies Testosteron gerade noch im Normbereich. Die Ätiologie ist unklar, evtl. handelt es sich um eine hypothalamische-hypophysäre Fehlsteuerung oder um eine primäre Störung der Steroidsynthese in den Ovarien.

Die Diagnose wird mit Hilfe der Sonographie gestellt, daneben kann der Hormonstatus im Blutserum von Bedeutung sein.
Als konservative Therapie werden hormonale Kontrazeptiva empfohlen.
Zu unterscheiden ist das PCO vom Polycystischen Ovarsyndrom PCOS, das 1935 von Stein und Leventhal zum ersten Mal beschrieben wurde. Hier ist eine Hyperandrogenämie obligat.

Kasuistik:

Der folgende Fall beschreibt die homöopathische Therapie eines PCO.

Im August 2000 konsultiert mich eine 32jährige Patientin wegen starken Haarausfalles.
Obwohl die Frau seit zehn Jahren immer wieder darunter leidet, war der Haarausfall auf den ersten Blick nicht erkennbar. Sie hat dünnes Haar, die Kopfhaut schimmert jedoch noch nicht durch.
Bei der Erstanamnese berichtet sie Folgendes:

Von ihrem Hausarzt bekam sie gegen den Haarausfall immer wieder Vitamin B12 Spritzen, da ein Mangel an Vitamin B12 festgestellt wurde. Die Behandlung blieb jedoch bisher ohne Erfolg.
Seit April 2000 ist der Haarausfall wieder vermehrt aufgetreten. Ich frage sie, ob etwas vorgefallen sei, eine Krankheit vorrausgegangen ist oder es irgend eine Veränderung gab. Dabei stellt sich ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Absetzen der Pille heraus, die sie bis dahin elf Jahre eingenommen hatte.

Seither hat sich auch ihre Menstruation verändert. Die Menstruationszyklen sind unregelmäßig lang, die Blutung hält sieben Tage an und ist eher schwach. Um die Stärke der Menstruation meiner Patientinnen beurteilen zu können, lasse ich mir seit einiger Zeit die täglich benötigte Anzahl der Binden oder Tampons nennen, was sich sehr bewährt hat. Die Patientin berichtet, dass zwei Tampons ihr an den stärksten Tagen ausreichen.
Aufgefallen sei ihr auch, dass sie während ihrer Menstruation ein trockenes Auge auf der rechten Seite und einen ziehenden Schmerz im rechten Augapfel habe.

Auf beiden Seiten ist sie mit –5 dpt. kurzsichtig und trägt Kontaktlinsen.

Als weitere Beschwerde nennt sie noch ein Ziehen in der Ovargegend.

Das waren schon all ihre Hauptbeschwerden. Ich fahre fort mit dem "gelenkten Bericht" und den allgemeinen Fragen zu Appetit, Durst, Verdauung etc.

Sie berichtet, dass sie im Winter meist appetitlos und spindeldürr sei, im Sommer wird der Appetit dann wieder besser. Sie ist schlank und hat eine sportliche Figur.

Morgens isst sie wenig, oft auch gar nichts, sie trinkt ausreichend Wasser und Saft.

Auf die Frage nach den Lieblingsspeisen und Essgewohnheiten, antwortet sie, kaum Fleisch außer Hackbraten, den sie gern möge, sondern hauptsächlich Gemüse. Sie salze viel nach, genau wie sie es von ihrem Vater kannte.

Fisch esse sie gar nicht, sie habe es dreimal probiert und jedes Mal gleich wieder erbrochen.

Ihre Verdauung ist unauffällig, außer in Stressphasen, da neigt sie zu Diarrhoe.

Sie hat schnell kalte Hände und Füße und ist so verfroren, dass sie auch im Sommer ein Federbett braucht.

Die Sonne verträgt sie gut, sie schwitzt fast nie.

Bei der Anamnese chronischer Fälle hat es sich in meiner Praxis bewährt, von den PatientInnen einen Fragebogen über ihre jetzigen Beschwerden, frühere Krankheiten und die Erkrankungen der Eltern, Großeltern und Geschwister ausfüllen zu lassen. Dadurch haben die PatientInnen Zeit, sich in Ruhe über die Krankheiten der Familienmitglieder zu informieren und ihre eigene Krankheitsgeschichte aufzuschreiben.
Ich lasse mir den Fragebogen einige Tage vor dem Erstgespräch zurückschicken, so kann ich mir schon einige erste Gedanken zu den neuen PatientInnen machen.
Wie der Fragebogen der Patientin zeigt, hatte sie außer den üblichen Kinderkrankheiten und einigen Sportunfällen keine große Krankheitsvorgeschichte.
1989 hatte sie eine mehrwöchige Bronchitis und musste Antibiotika nehmen.
Auch die Familienanamnese ist nicht sehr ergiebig: Ihre Mutter hat Bandscheibenprobleme, der Vater leidet unter Kniearthrose.
Auf die Frage, welchem Elternteil sie denn nachschlage, erzählt sie, dass sie ihrem Vater vom Aussehen sehr ähnlich sei.

Zu ihrem Gemüt noch Folgendes:
Ihre Stimmung ist gut, sie bezeichnet sich als positiver, fröhlicher Mensch. Sie hatte eine schöne Kindheit und blieb bisher von Kummer verschont.
Sie kann weinen, wenn sie traurig ist, zeigt das aber nicht nach Außen. Trost tut ihr nicht so gut, sie kann ihn nur von ihrem Freund annehmen.
Auf die Frage nach Ängsten, erzählt sie, dass sie nicht gerne allein im Dunkeln aus dem Haus geht und seit eine Kollegin an Brustkrebs erkrankt sei, hat sie Angst, selbst krank zu werden.

Fallanalyse

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Auswertung mit ComRep Homöopathie Software
mit Kent und Complete Repertory deutsch

Anschrift der Verfasserin:
Heike Ibach
Wessenbergstr.8
78462 Konstanz
Tel. 07531 / 91 55 34
E-Mail: AH.Ibach@t-online.de



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