FACHFORUM

Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Punktkombination - Schlüssel und Weg zur erfolgreichen Schmerzkontrolle

von Dr. Sun Peilin, Übersetzung: Markus Goeke & Claudia Skopalik

A. Leitbahn- und Punktpalpation

Für TCM-Praktiker ist es äußerst wichtig eine sorgfältige Untersuchung der Körperoberfläche durchzuführen, um Anomalien wie Druckschmerzhaftigkeit, Wärme, Hautausschläge und subkutane Knötchen festzustellen. Diese Erscheinungen werden dann mit der Pathologie der benachbarten Leitbahn in Verbindung gebracht.

a) Untersuchungsmethode
Um Abweichungen in den oberflächlichen Strukturen der Haut wahrnehmen zu können, genügt ein leichter Druck mit Daumen oder Zeigfinger entlang des Leitbahnverlaufs. Tiefere Hautschichten werden entsprechend mit stärkerem Druck erfasst. Es ist wichtig, dass dieser Druck gleichmäßig ist, wobei der Therapeut auch darauf achten sollte, ob zwischen derselben Leitbahn auf der linken und rechten Körperhälfte Unterschiede auftreten. Gewöhnlich beginnt die Untersuchung mit den Leitbahnen des Rückens, dann folgen die der Brust, des Abdomens und der Gliedmassen. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei den spezifischen Punkten wie den Rücken-Shu-Punkten, den vorderen Mu-Punkten, den Yuan-Quellen-Punkten, den Xi-Spalt-Punkten gelten.

b) Anomalien
Diese umfassen subkutane Knötchen, druckschmerzhafte Areale, verhärtetes oder schlaffes Muskelgewebe, sowie Vertiefungen, Hautverfärbungen und Temperaturveränderungen der Haut. Werden solche Abweichungen entdeckt, muss der Therapeut entscheiden, ob diese auf Fülle- oder Mangel-Symptome der betroffenen Leitbahnen verweisen.

c) Klinische Anwendung
Bei der Untersuchung des Rückens werden mittels Daumendruck die angrenzenden Gebiete rechts und links entlang der Dornfortsätze der Wirbelsäule, von TH12 aufwärts zu TH1 palpiert (also der mittlere Abschnitt der Blasen – Leitbahn), anschließend vom Sacrum zur Lendenwirbelsäule. Dann kann das Gebiet des Iliums und der Schulterblätter in ähnlicher Weise palpiert werden.
Der Therapeut sollte zusätzlich auf die Lage der Dornfortsätze und Anomalien des Gewebetonus der paraspinalen Muskulatur achten. Diese Gebiete können sehr druckempfindlich sein. Auch sollte die Wirbelsäule selbst untersucht werden, im Hinblick auf die Existenz einer Skoliose.

Bei Anomalien, die ausschließlich auf ein lokales Problem verweisen, wird eine entsprechende Therapie eingeleitet. Alle anderen Anamolien können als äußere Manifestationen einer inneren Erkrankung betrachtet werden.

Im Allgemeinen legen Anomalien zwischen TH1 und TH3 eine Erkrankung nahe, die in Beziehung zum Herzen steht. Entsprechend stehen Anomalien zwischen TH1 und TH4 in Beziehung zu den oberen Gliedmassen, solche zwischen TH2 und TH5zu Lunge und Bronchien; zwischen TH5 und TH8 in Beziehung zu Magen und Duodenum; zwischen TH8 und TH10 zu Leber, Gallenblase und Pankreas; zwischen TH10 und TH12 stehen in Beziehung zu Erkrankungen des Magens und des Darms; solche zwischen TH12 und L2 stehen in Beziehung zu Niere und Harnwegen; Anomalien zwischen L1 und L4 zu den unteren Gliedmassen und solche in der Sakralregion stehen in Beziehung zu den Geschlechtsorganen.

Da das Gebiet parallel zur Wirbelsäule dem Verlauf der Blasen-Leitbahn entspricht, werden die Rücken-Shu-Punkte dieser Leitbahn häufig zu diagnostischen Zwecken palpiert, ebenso wie die (vorderen) Mu-Punkte auf Brust und Abdomen. In der Praxis werden diese Punkte als diagnostische Hauptindikatoren betrachtet. Akupunkturpunkte benachbarter Leitbahnen können ebenfalls auf ihre Reaktivität hin untersucht werden. So können z. B. der Mu-Punkt Zhongfu (Lu-1) und der benachbarte Punkt Shufu (Ni-27) auf eine Erkrankung von Lunge und Bronchien verweisen.

Bei der Palpation der Extremitäten sind die Xi-Spaltpunkte von besonderer Bedeutung. Z. B. können sowohl der Xi-Spaltpunkt Ma-34 als auch der benachbarte Punkt Ma-36 bei Erkrankungen des Magens reagieren.

B. Auswahl und Kombination von Akupunkturpunkten

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Übersetzer: M. Goeke & C. Skopalik
E-Mail: redaktion@lingdao.de
Copyright© Sun Peilin, 2002

Anmerkung: Zum diesjährigen Kongress wird ein von der EDITION Lingdao gemeinsam mit der AGTCM gestalteter Textband erscheinen, der Artikel der Referentinnen und Referenten, Interviews und eine Bibliographie enthält.



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Naturheilpraxis 4/2002