Neuralgie

Fibromyalgie

Konzept eines störungsspezifischen Therapieansatzes im Rahmen einer Tagesklinik

von Claudia Sigl, Martin Offenbächer, Isabel Voigt, Gerold Stucki

EINLEITUNG

Fibromyalgie (FM) ist ein häufiges und chronisches Krankheitsbild (Prävalenz 2%) unbekannter Ursache mit einer Reihe von Symptomen wie Schmerzen am Bewegungsapparat wechselnder Lokalisation, chronische Erschöpfung, Leistungsminderung, Schlafstörungen und psychovegetative Symptome (Wolfe 1990). Die FM hat sowohl eine Reihe von Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit, den Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit (Henriksson 1992, Cathey 1988, Wolfe 1997) als auch hohe Raten von Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen (White 1999).

Ein auffälliger Befund ist, dass FM PatientInnen eine hohe Prävalenz von Missbrauch (Taylor 1995, Boisset-Pioro 1995) und kritischen Lebensereignissen (Offenbächer 2000) aufweisen. Fibromyalgie-PatientInnen mit sexuellem Missbrauch in der Vorgeschichte weisen im Vergleich zu PatientInnen, die keinen Missbrauch in der Vergangenheit erlebten, mehr körperliche Symptome, einen höheren Behinderungsgrad und ein erhöhtes Stressniveau, tendenziell eine niedrigere Schmerzschwelle, eine höhere Inanspruchnahme des Gesundheitswesen sowie einen höheren Schmerzmittelgebrauch auf (Alexander 1998).

Therapeutisch kommen bei der Fibromyalgie Medikamente, ein kardiovaskuläres Fitnesstraining, Physiotherapie und die Anwendung von passiven Massnahmen in Betracht (Offenbächer 2000). Die Effektivität dieser Einzel-Massnahmen ist nur zum Teil nachgewiesen (Alarcon 1999).
In zwei Studien wurde die Effektivität psychotherapeutischer Verfahren bei Fibromyalgie-PatientInnen untersucht.
Perini et al (1984) evaluierte ein autogenes Training in der Gruppe. Es zeigten sich Erfolge vor allem bei Patienten mit akutem Schmerzbeginn. Kaplan et al (1993) untersuchten ein 10-wöchiges Stressreduktions-Programm. Die Autoren fanden bei 77 Patienten eine bis zu 50 %ige Verbesserung in einigen Outcome-Parametern.

Aufgrund der Vielzahl der mit der Fibromyalgie assozierten Beschwerden und Problemen wird in der Literatur ein multidisziplinärer Therapieansatz favorisiert, der nicht nur Schmerzen sondern auch körperliche Funktionsfähigkeit, psychischen Stress sowie Coping berücksichtigt. Eine Reihe von Studien haben diesen in seiner Effektivität untersucht.

Bennett et al (1996) führten ein 6-monatiges ambulantes multidisziplinäres Behandlungsprogramm durch. Die Autoren beurteilten die Edukation und die kognitive Restrukturierung im Rahmen der psychotherapeutischen Gespräche als entscheidende Behandlungskomponenten.

Burckhardt et al. (1994) verglichen die Effekte eines Schmerzreduktions-Programmes allein und in Kombination mit einem körperlichen Trainingsprogramm. Sechs Wochen nach Therapieende zeigten sich positive Effekte besonders in der kombinierten Therapiegruppe.

Eich et al (1998) evaluierte ein integriertes Konzept mit Sport- und Psychotherapie. Nach einer 4-wöchigen Behandlung fand sich eine Verbesserung der Beweglichkeit sowie eine Reduktion der Schmerzen und der Depressivität.
Keines dieser Programme ist allerdings körperorientiert und besitzt einen holisistischen Ansatz bezüglich Menschenbild und Verantwortung. Ein Mangel dabei ist, dass Emotionen bzw. die Ganzheitlichkeit des Menschen in der kognitive Verhaltenstherapie nicht in ausreichendem Masse bei der Therapie mit berücksichtigt werden. Somit werden immer nur Teilaspekte des Problems bearbeitet. Zudem deuten sowohl empirische als auch klinische Beobachtungen darauf hin, dass Symptome oft bestehen bleiben, obwohl Denkfehler auf der rationalen/logischen Ebene eingesehen werden (Greenberg und Safran 1993).

In unserer Annäherungsweise betrachten wir die Menschen, mit denen wir arbeiten, im Rahmen eines übergeordneten Gesamtsystems selbst als System, dessen sämtliche Subsysteme miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. So steht in unserem Ansatz nicht die Beseitigung pathogener Ursachen durch spezifische, linear wirksame Behandlungsmassnahmen im Vordergrund, sondern der Versuch, das therapeutische Verhältnis so zu gestalten, dass sich die Selbstheilungs- und Regulierungskräfte der Patientin entwickeln können (Bertalanffy 1968, Weiss 1977, Wilber 1979, Moser 1996).

Dieser Ansatz gründet auf Strömungen der "holistic-health-movement", die Anfang der 70er Jahre in den USA das Denken und Handeln in der Medizin und der Psychologie um ganzheitliche und selbstverantwortliche Vorstellungen von Heilung und Gesundheit bereicherte. Vertreter dieser Richtung verbanden medizinische und psychotherapeutische Interventionen mit spirituellen Techniken und Anregungen zur Selbsterfahrung (Oyle 1975, Jaffe 1980, LeShan 1982, Gordon 1979). In der BRD ist die Perspektive der Ganzheitlichkeit erst Ende der 70er Jahre in das Interesse einer breiten Öffentlichkeit gerückt, eng verknüpft mit der aufkommenden Gesundheitsbewegung und der Gründung erster Selbsthilfegruppen (Dubos 1979).

Unser übergeordnetes Ziel war es, im Rahmen eines teilstationären, multimodalen Therapieprogrammes mit Physiotherapie, Psychotherapie, Ergotherapie, passiven Massnahmen, ärztlicher Theorie (Aufklärung über das Krankheitsbild, krankheitsmodulierende Faktoren, Zusammenhang Soma-Psyche, Schlafhygiene, therapeutische Möglichkeiten sowie medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsarten) und Ernährungsberatung ein ganzheitlich geprägtes Miteinander von PatientInnen und Teammitgliedern zu gestalten. In diesem Vorgehen war es uns wichtig, den Lern- und Veränderungsaspekten des Teams und der PatientInnen besondere Bedeutung zuzumessen.

KONZEPT

A. Lösungs- und Ressourcenorientierung:

B. Elemente aus der Gestalttherapie:

C. Körperzentrierte Psychotherapie

D. Elemente aus der Traumatherapie

DISKUSSION

Anschrift der Verfasser:
Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Ludwig-Maximilians-Universität, Innenstadt,
Ziemssenstr. 1,
80336 München



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