FACHFORUM

Heilpflanzenfamilien (7)

Doldenblütler – Apiaceae / Umbelliferae Teil II

von Piet van den Toorn

In Teil I der Doldenblütler haben wir die Küchenkräuter wie Petersilie, und die Gemüse wie Knollensellerie besprochen. Jetzt folgen die eigentlichen Phytothoerapeutika, die wir im ersten Teil mit Kümmel bereits angefangen haben sowie die Homöopathika und Giftpflanzen wie z. B. Conium.

Foeniculum vulgare = Fenchel

Diese edle Pflanze wird im Mittelmeergebiet bis zu 2 Meter hoch. Die blaugrünen Stiele tragen feinstrahlige, lichtdurchflutete Blätter, und gelbe Blütenschirme. Es ist eine Pflanze des Lichtes! Entsprechend wurde Fenchel früher gerne in der Augenheilkunde angewandt. Zum Beispiel können bei einer Blepharitis in abgekühltem Fencheltee getränkte Kompressen aufgelegt werden. Eine mit Fenchel verwandte (alte) Heilpflanze ist der Augenwurz, dessen Name für sich spricht.
Als Pflanze des Lichtes sah sie auch Hildegard von Bingen. Sie sagte: "Fenchel mache den Menschen fröhlich", und empfahl die Anwendung gegen Melancholie. Im Handel gibt es Bitterfenchel (Foeniculum vulgarum amarum) und süßer Fenchel (Foeniculum vulgare dulce). Bitterfenchel enthält im aetherischen Ölanteil 15 % Fenchon, und 60 % Anethol; süßer Fenchel 80 % Anethol. Wird nach"Fencheltee" gefragt, gibt der Apotheker meist Bitterfenchelsamen ab. Sie schmecken als Tee ähnlich wie der süße Fenchel.
Für die Teeanwendung von Fenchelsamen (Fructus Foeniculi) bestehen zwei Hauptindikationsgebiete: der Respirationstrakt und der Magen-Darmtrakt.

Im oberen Respirationstrakt bewirken die aetherischen Öle eine beschleunigte Tätigkeit des Flimmerepithels. Daher wirkt Fenchel mild auswurffördernd und schleimlösend, und wird gerne in Hustenteemischungen verordnet. Für eine Tasse Fencheltee 1 Teelöffel Samen mit kochendem Wasser übergießen und 10 Min zugedeckt ziehen lassen. Fenchelsamen können in Teemischungen auch als Geschmackskorrigens dienen. Allergische Reaktionen auf Fencheltee sind äußerst selten; sie können z.B. bei Asthmatikern vorkommen. Ein Beispiel für einen sehr wohlschmeckenden Tee bei Husten und Halsschmerzen: Fenchelsamen + Eibischwurzel + Süßholz + Isländisches Moos zu gleichen Teilen (z.B. je 50 g). Mit kochendem Wasser übergießen und in einem Töpfchen auf der warmen Herdplatte 15 Min. zugedeckt ziehen lassen. 3 Kaffeelöffel der Teemischung mit einem halben Liter Wasser ergeben zwei große Becher Tee. Für eine erneute Portion am gleichen Tag reicht es, 1 Kaffeelöffel der Mischung zum Siebrückstand hinzu zu geben, denn solche Teemischungen sind keine "Billigarznei".

Auf den Magen-Darmtrakt wirkt Fenchel "blähungswidrig und entkrampfend". Die Wirkungsweise wurde bereits bei Kümmel erläutert. Fencheltee bekommen seit altersher bereits Säuglinge und Kleinkinder bei Bauchschmerzen und Blähungen.

Fenchel fördert eine normale Magen-Darm-Peristaltik. Hat der Patient das Gefühl, nach wenigen Bissen satt zu sein, kann er vor den Mahlzeiten eine Tasse von folgender Teemischung trinken: Fenchelsamen 60,0 + Pfefferminzblätter 25,0 + Tausendguldenkraut 15,0; Infus, zwei Teelöffel pro Tasse.

Fenchelöl (Oleum Foeniculi dulce): aetherische Öle sind generell extreme Wirkstoffkonzentrate. Ihre innere Anwendung sollte sehr zurückhaltend erfolgen. Vor wenigen Jahren galt die Verordnung vom süßen Fenchelöl (3-5 Tropfen = 0,1 ml auf einem Zuckerwürfel) als empfehlenswert z. B. bei Bauchschmerzen. Besonders im englischen Sprachraum wird jedoch auf die zellschädigende und karzinogene Potenz von Anethol hingewiesen. Die aetherischen Öle aus den Samen von Fenchel, Anis, Sternanis, und aus vielen Dillsorten enthalten zwischen 80 und 90% Anethol (Strukturformel siehe Naturheilpraxis 03/2002). Kontraindiziert ist die Einnahme von Fenchelöl auf jeden Fall für Schwangere, sowie bei Kleinkindern und Säuglingen. In Teezubereitungen gilt die Konzentration des aetherischen Öls als nicht bedenklich.

Pimpinella Anisum = Anis

Coriandrum Sativum = Koriander

Angelica Archangelica = Engelwurz

Ammi Visnaga = Zahnstocher-Ammei

Pimpinella Major und P. Saxifraga = Große und Kleine Bibernelle

Sancula Europaea = Sanikel ist auch

Eryngium = Mannstreu

Homöopathie:

Conium Maculatum = Gefleckter Schierling

Cicuta Virosa = Wasserschierling

Oenanthe Crocata = Safranrebendolde

Aethusa Cynapium = Hundspetersilie

Ferula Asa Foetida = Der Stinkasant

Ferula Moschata = Persische Moschuswurzel

Schlussbetrachtung:

Hydrocotyle Asiatica = Asiat. Wasserschnabel

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Anschrift des Verfassers:
Piet van den Toorn
Heilpraktiker
Karlstr. 17
72764 Reutlingen



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