Arbeitskreis für Augendiagnose
und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Bericht von der 17. Münchner Fachtagung in Augendiagnose, Samstag, 7. Juli 2001

von Andreas Köllner

Wolfgang Wehrmann:
Atemstillstände im Schlaf als riskante Abwärtsspirale bei unseren Hypertonikern und KHK-Patienten.
Welche Zeichensetzung im Auge führt uns auf den Verdacht dieser Apnoen? – Was fragen, wie behandeln?

Spätestens ein Jahr vor dem Termin des Vortrages, zu dem Zeitpunkt als er gebeten wurde, zu diesem Thema zu referieren, konzentrierte Wolfgang Wehrmann sein Augenmerk besonders auf diejenigen Patienten in seiner Praxis, die gewissermaßen als Beispiel des komplexen Themas herangezogen werden könnten. Und siehe da, noch mehr als sonst erkannte er, dass es sich beim Thema der Schlafapnoen wahrlich nicht um Einzelfälle, sondern vielmehr um ein modernes Massenphänomen handelt. Im Zuge seiner weiteren Betrachtungen kam er zu dem Ergebnis, das Thema müsse eigentlich etwas präzisiert werden und passender lauten:

"Bedeutungszuwachs der Herzzeichen im Zeitalter nächtliche Atemstillstände".

Bei der Schlafapnoe handelt es sich um einen segmentalen Ausfall im Atemzentrum innerhalb des Stammhirns. Dieser Ausfall verursacht die Störung im äußerst komplexen Zusammenspiel der Koordination von Muskeln – besonders des M. Genioglossus – die dafür sorgen müssen, dass die Atemwege in jedem Lebenszustand offen bleiben. Aufgrund der ohnehin vorherrschenden parasympathischen Innervationssituation während der Nacht kann es zudem zu einem Kollabieren des Muskels kommen. Dieser Vorgang ist bei der obstruktiven Art, der sogenannten Schnarchapnoe zu beobachten. Zuerst setzt das Schnarchen ein, dann fällt die Muskulatur in sich zusammen und der Atemweg ist verlegt. Bei der anderen Art der Schlafapnoe handelt es sich um eine sogenannte zentrale Schlafapnoe, auch bekannt beim Undine-Syndrom. Im Unterschied zur obstruktiven Art der Schlafapnoe kommt es hierbei zu den bekannten Symptomen weil der Atemantrieb fehlt. Therapeutisch muss jedoch zunächst nicht zwischen diesen beiden Entstehungsarten unterschieden werden.

Bei der weiteren Vorgehensweise in seinem Vortrag, bzw. "Werkstattbericht" wie er ihn selbst nennt, gliedert Herr Wehrmann sozusagen chronologisch den Ablauf des Patientenwerdegangs. Er greift hierbei als erstes noch einmal den Begriff der Abwärtsspirale des Schlafapnoepatienten auf, wendet sich dann unseren Erkennungsmöglichkeiten wie auch Erkennungsproblemen zu um schließlich dann mit unseren naturheilkundlichen Therapieansätzen zu schließen.

Abb. 1: Schlafapnoe, dramatische Form. Linke Iris einer 35-jährigen Patientin mit Paniksyndrom; nächtliches Aufwachen mit Atemnot, Herzschmerzen und Todesangst. Lymphatisch-hämatogen, laviert tetanische Konstitution; bei 15 min. Herzlakune mit Hellung und nach außen laufenden Reizradiären, geschnitten von "Krampfringen".
- Therapie: Crataegus-, Asclepias- und Echinacea Oligoplex.

Zu Beginn seines Bildmaterials verdeutlicht der Referent anhand der Iristopographie noch einmal die hierfür relevanten Bereiche vom rhythmischen System zum eigentlich leidtragenden Herz und den angrenzenden Gebieten der Pleura, der Lungen und der Bronchien. Das anschließende Irisbild (Abb. 1) zeigte eine junge Patientin mit Paniksyndrom, nächtliches Aufwachen mit Atemnot und Luftschnappen, Todesangst und Schweißausbrüchen. Schulmedizinisch wurde sie 5 Jahre vorher nach vergeblichen diagnostischen Versuchen schließlich an die Psychiatrie weitergegeben. In der Iris zeigte sich am Herzen eine aufgehellte Lakune, die mit Worten des Uslarer Kreises geradezu nach dem Crataegus Oligoplex von Madaus "schreit". Ursächlich dürfte eine Grippe zu sehen sein, die ca. 3 Monate zuvor regelrecht abgewürgt wurde. Für die serösen Häute der Pleura wie des Pericards wurde das Asclepias Oligoplex empfohlen, sowie das Echinacea Oligoplex als Basismittel für die verschleppte Erkältung.

Abb. 2: Schlafapnoe stille Form. Linkes Auge eines 48-jährigen Patienten mit blaß-livider Erscheinung, frierend, Antriebsverlust, chron. Müdigkeit und Gewichtszunahme. Klinischerseits o.B., auch Herz o.B. Durchschlafstörungen 3,4 – 6 Uhr morgens. Zustand nach verschlepptem Infekt vor 1/2 Jahr. Die haematogene Iris zeigt auf 15 min eine Herzlakune. Bedeutungszuwachs durch nächtliche Sauerstoffentsättigung.
Therapie: Echinacea Olpx., Hepar SL, Nux vomica Olpx., Ginsana.

Im linken Auge eines 48-jährigen Patienten zeigte sich wiederum ein auffälliges Herzzeichen (Abb. 2). Er hatte wegen seiner Erschöpfung schon eine lange schulmedizinische Odyssee hinter sich und bot bei einer Untersuchung kein Bild der Freude. Müdes, resigniertes, lustloses Aussehen, depressive Verstimmungen, keinerlei Antrieb und unnötige Wutausbrüche. Das Gesicht blaß-livide wegen der Sauerstoffentsättigung und der Körper warm eingepackt wegen ständigen Frierens und kalter Füße. Solch ein Patient sollte nicht nur nach seinem Schlaf insgesamt gefragt werden, sondern ganz speziell auch ob er schnarcht, ob vielleicht die Ehefrau schon aus dem Schlafzimmer ausgezogen ist, ob es nachts vereinzelt zu Atemstillständen, bzw. ob es tagsüber öfters zu Schlafattacken kommt und ob es seit Auftreten der Beschwerden zu einer Gewichtszunahme kam. Durch die ständige Sauerstoffentsättigung kam es zu einer Myocardschwäche, die ihn insgesamt müde werden ließ, daher auch die Antriebsschwäche, die depressiven Verstimmungen und die Wasseransammlungen bevorzugt im Bauchraum. Der Sauerstoffentzug bewirkt aber auch insgesamt den Zustand der Plethora, Hepatopathien und das bekannte Roemheldsyndrom, das den Zustand der erschwerten Durchatmung noch weiter verschlimmert. Die Schwere auf der Brust, die der Patient aufgrund der Myocardschwäche wahrnimmt beschleunigt wiederum die Atemdepression. Derartige Abwärtsspiralen sind oftmals bei den Schlafapnoepatienten zu beobachten; schlimmstenfalls kann es durch den Sauerstoffmangel und die mangelnde Pumpleistung und Ernährung des Herzens sogar zum Infarkt kommen (unerkannter Re-Infarkt 16 mal häufiger!). Kompensierend versucht sich der Körper zu helfen, indem er den Blutdruck erhöht, auch während der Nacht, wodurch es natürlich zusätzlich zu einer erhöhten Apoplektgefahr kommt (10 mal häufiger bei Schlafapnoe !).
Auch bei diesem Patienten kam es ein halbes Jahr zuvor zu einer nicht ausgeheilten Erkältung, die er zwar mit unterstützenden Mitteln selbst behandelte, diese jedoch keine reinigende Wirkung erzeugten. Reinigende Wirkung zeigen auf jeden Fall wiederum Echinacea Oligoplex mit seiner Sulfur-, Lachesis-, sowie Rhus Toxicodendron-Komponente als "Herzmittel" nach verschlepptem Infekt.

Zum Thema der Erkennungsmöglichkeiten wie auch der Erkennungsprobleme zeigte uns der Referent kurz ein Bild über den typischen Reha-Patienten auf.

Abb. 3: 49-jähriger Patient, mittelschweres Schlafapnoe Syndrom, mit Verschluß der Atemwege und aussetzendem Atemantrieb. Nächtliches Paniksyndrom, chron. Erschöpfung, Schlafanfälle beim Autofahren. Lange HNO-Anamnese mit Sinusitiden, Bronchitiden, Otitiden. Zusätzlich Zyanose, Oedeme und Kopfjucken. Die lymphatisch hydrogenoide Iris zeigt auf 15 min Tophi mit gekämmten Haaren und aberraten Fasern in der Herzregion, Druckradiären auf 0min und 7 min.
Therapie: Besserung mit Lachesis (D30, LMVI), Crataegutt novo, Tuberculinum D200, Zincum metallicum D12.

Nach schulmedizinischen Erkenntnissen weise mindestens jeder 16. Patient mit Apoplexie oder Herzbeschwerden Schlaf- und Atemstörungen auf. Bei den Hypertoniepatienten sei es sogar jeder dritte Patient. Nur komme es bei diesen Patienten, deren Symptome in Schlaflabors bestätigt wurden, durch die Gabe von sedierenden Medikamenten oder b-Blockern sogar noch zu einer Verschlimmerung der Symptomatik. Aber auch für uns gilt in diesem Zusammenhang, dass von einer Verordnung von Baldrianpräparaten oder dem gut gemeinten Gläschen Wein oder Bier absolut abzuraten ist, es entspricht sogar einer Kontraindikation, da die Schlaftiefe noch gefördert wird und es somit noch zu einer zusätzlichen Tonusminderung kommt.

...

Bilder:
Wolfgang Wehrmann

Anschrift des Verfassers:
Andreas Köllner
Heilpraktiker
Königsdorfer Str. 29c
82515 Wolfratshausen



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 2/2002

Naturheilpraxis 2/2002