Vermischtes

Geist und Bewusstsein

von Matthias Langner

Die Frage nach Sitz und Ursprung dessen, was als menschlicher Geist oder Bewusstsein bezeichnet wird, beschäftigt Neurobiologen, Philosophen und Religionswissenschaftler gleichermaßen. Dabei stellt sich die Frage, ob der Geist, der über seinen Ursprung nachdenkt nicht einer Katze gleicht, die im Jagdeifer ihren Schwanz mit einem vermeintlichen Beutetier verwechselt hat. Das Denken kann den Grenzen seiner Möglichkeiten nicht entkommen und es liegt in der Natur unbekannter Bewusstseinsinhalte, dass sie sich dem Zugriff bewährter Mechanismen in der Vorgehensweise des "Verstandes" entziehen.

Nicht von ungefähr entsprangen alle wirklich großen Entdeckungen nicht etwa dem Prozess angestrengten Nachdenkens, sondern vielmehr einem sich Öffnen des Bewusstseins über den Prozess der Problemlösung hinaus. Denken spielt sich quasi an der Oberfläche unserer Bewusstseinslandschaft ab. Es ist sehr nützlich für die Regelung der Alltagsangelegenheiten und gleicht einem mentalen Roboter der erinnerte Lernerfahrungen aus der Vergangenheit zuverlässig in die Zukunft projiziert. Die Schätze inspirativer Eingebungen und intuitives Erkennen von Zusammenhängen sind dem rationalem Denken nicht nur verborgen, sondern häufig auch höchst suspekt.

Frauen fällt es oft leichter sich auf ihre Empfindung und Intuition zu verlassen und sie treffen erfolgreich Entscheidungen aus einem Gefühl oder einer Stimmung heraus. Der Logos ist seiner sprachlichen Wurzel nach männlich und seine Vorgehensweise besteht darin Information zu selektieren und zu gewichten. Er greift gern auf Erfahrungswerte zurück und erfasst Inhalte auf analytische Weise. Er gleicht einem Elektronenmikroskop mit dem wir in immer detailliertere Strukturen des Wissens vordringen können und von dem wir immer mehr Einzelinformation erhalten. Der Verstand neigt dazu zu polarisieren und logische Schlüsse zu ziehen. Alles in allem ein nützliches Instrument, das uns hilft zu lernen, und aus der Informationsfülle unserer Sinnesorgane einen Teil unserer "Weltanschauung" zu entwickeln.

Der Prozess des Denkens kann auf zweierlei Art geschehen, einmal als frei flottierendes und häufig unzusammenhängendes Einströmen von Einzelgedanken, oder als auf ein Objekt gerichteter Denkprozess im Sinne der Konzentration des Geistes. Man versucht die Gedankenflut zu kanalisieren und die "Spreu vom Weizen" zu trennen. Einsichten werden bei diesem Vorgehen mehr errungen als gewonnen. Dabei wird der Fokus der Aufmerksamkeit verengt, der Geist auf einen "Punkt" konzentriert, um zu verhindern, dass sich der Geist im Labyrinth des banalen Gedankenwirrwarrs verliert. Der große Nachteil dabei besteht darin das Informationen im Voraus als zum oder nicht zum Thema gehörig selektiert werden müssen. Dabei fallen dann als für unwichtig oder für zu skurril gehaltene Einfälle unter den Tisch dieses Auswahlverfahrens. Außerdem erfordert der Prozess auch reichlich geistige Anstrengung, da der Fokus der Aufmerksamkeit ständig neu ausgerichtet werden muss.

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Verfasser:
Matthias Langner
Kardinal-Faulhaber-Platz 6
83022 Rosenheim



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