Sich gesund essen

Vom Kauen zum "Schmauen" – ein "neues" Naturheilverfahren?

von Jürgen Schilling

Vorwort von Gerhard Brand

Im Magazin "Der Spiegel" erschien in der Ausgabe vom 18.12.2000 (Nr. 51) die Titelgeschichte "Süße Sucht – Deutschlands überfütterte Kinder". Es wurde berichtet: Unter deutschen Kindern grassiere die Fettsucht. Mehr als zwei Millionen Jungen und Mädchen seien zu dick. Die meisten würden zeitlebens übergewichtig bleiben. Doch dann eine Schlussfolgerung, die nicht den Kern der Sache trifft: Weltweit seien zu fettes Essen und Bewegungsarmut zur Gesundheitsgefahr Nr. 1 aufgestiegen.
Dies ist eine falsche oder zumindest oberflächliche Analyse. Bewegungsarmut ist nicht das Primäre, sondern das Sekundäre. Kinder lassen in ihrem natürlichen Bewegungsdrang allenfalls nach, wenn sie bereits übergewichtig geworden sind, weil sie dann schlapp machen und nicht mehr mithalten können. Und das zu fettreiche Essen kann es auch nicht sein, wie wäre es denn sonst zu erklären, dass bis 1985, wo der Fettverbrauch im Durchschnitt mindestens gleich hoch, wenn nicht sogar höher war als heute, nur durchschnittlich 10.6 Prozent der Buben und 11.5 Prozent Mädchen (10-13-Jährige) übergewichtig waren. Nach 15 Jahren hat sich die Fettsucht verdreifacht. Es ist also nicht das zu kalorienreiche Essen, sondern das falsche Essen. Die Seuche, die sich von den USA, dem Land mit den extrem Fettsüchtigen wie ein Lauffeuer in den letzten 20 Jahren über den Globus ausgebreitet hat, heißt "Fast Food".

Das Wort "Fast Food" liefert auch das Stichwort, nämlich zu schnelles Essen.

Der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr hat bereits vor 80 Jahren die folgenschweren Kardinalfehler des falschen Essens knapp und präzise beschrieben:

1. Zu schnelles Essens! Aus dem Zuschnell folgt, weil der Sättigungseffekt übergangen wird, automatische das Zuviel. Aus dem Zuviel folgt, weil alle Verdauungsmechanismen auf Hochtouren arbeiten müssen, nach relativ kurzer Zeit bereits neues Hungergefühl. Hieraus resultiert das Zuoft. Und als Fehler Nr. 4: das Essen zum falschen Zeitpunkt, also am späten Abend oder gar in der Nacht. Die Konsequenzen, die Dr. F.X. Mayr gezogen hat sind so simpel, dass man es gar nicht fassen kann, denn sie stellen alle geschilderten Kettenreaktionen: das Zuschnell, Zuviel, Zuoft und zum falschen Zeitpunkt mit einem Schlag ab. Das Zauberwort heißt "kauen". Franz Xaver Mayr forderte von seinen Patienten: "Kaue jeden Bissen 'ausschmeckend' mindestens 50mal, bis du ihn hinunterschluckst. Wenn man diese einfache Kauübung in die Tat umsetzt, braucht man für eine trockene, in Scheiben geschnittene, Semmel sage und schreibe eine halbe Stunde und ist nachher wohltuend gesättigt.

Die Menschen heute verwechseln immer Vollsein mit Sattsein. Die Milliarden an Medikamenten für Verstopfung, Völlegefühl, Blähungen, Sodbrennen, Darmerkrankungen verpuffen im wahrsten Sinne des Wortes als absolut wirkungslos. Davon ist noch kein einziger Mensch gesünder geworden. Wie die Kraft eines Baumes nicht in seinen Ästen oder Zweigen liegt, sondern in seinen Wurzeln, so stammt die biologische Kraft des Menschen nicht aus seinen Armen oder Beinen, sondern aus seinem Wurzelorganismus, den Verdauungsorganen. Der Verdauungsapparat ist ein Zentralorgan der biologischen Kraft, der Energie und der Gesundheit des Menschen. Viel Essen macht keineswegs besonders stark und gesund, sondern überlastet die Verdauungsorgane und macht den Menschen dadurch allmählich krank, fett und vorzeitig alt. Ganz abgesehen von den Folgekrankheiten wie hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Rheuma, Gicht, Krebs etc.

Der chronische Ernährungs-, Verdauungs- und Stoffwechselschaden ist beim heutigen Menschen der Zivilisationsschaden Nr. 1. Er untergräbt schleichend die Gesundheit und vermindert zunehmend unsere Leistungskraft, Widerstandsfähigkeit und Lebensqualität. Auch seelische Leiden mit Mangel an Lebensfreude und Depressionen gehören dazu.

Es ist das Verdienst des Schauspielers Jürgen Schilling, herausgefunden zu haben, warum es bisher kaum einem Menschen Spaß gemacht hat, richtig zu kauen – trotz der altbekannten Binsenwahrheit "gut gekaut ist halb verdaut" und trotz der Anweisungen von Dr. F.X. Mayr jeden Bissen "ausschmeckend" zu kauen. Nach einer Mayr-Kur ist es mit der Herrlichkeit des Kauens meist schnell wieder vorbei und man fällt zurück ins alte Essverhalten. Warum?
Weil der "Lustgewinn" des richtigen Kauens noch nicht groß genug war, weil man das Schmauen noch nicht entdeckt hatte.

Mit der Methode des Schmauens zeigt Jürgen Schilling einen Weg, wie man das richtige Kauen und die damit einhergehende wichtige Vorverdauung, die chemische Reaktion, die Aufschließung der Speise, die Entschlüsselung des Bissens im Mund, schon nach kurzer Zeit mit gesteigerten Geschmacksempfindungen wahrnimmt, dass man bald so konditioniert ist bis zum süßen Ende weiterzukauen, weiterzuschmecken, kurzum: zu schmauen.

Diese heilende und segenbringende Auswirkung des richtigen Kauens mit dem Ziel des Schmauens enthält ohne Zweifel auch einen Schlüssel um:

1. Die Zivilisationskrankheiten in den Industrienationen zu reduzieren und den drohenden Kollaps der Gesundheitssysteme zu vermeiden
2. Das Milliardengeschäft mit der uferlosen Verführung der Konsumenten durch die Nahrungsmittelkonzerne und ihrer Propagierung von Fast Food ad absurdum führen.
3. Den Millionen Über- und den vielen essgestörten Menschen, aber auch den unzähligen Stoffwechsel-Erkrankten das richtige Rezept vermitteln, die Gesundheit durch genussreiches Schmauen wieder zu gewinnen.

Von Dr. F.X. Mayr stammt auch der Schlüsselsatz:

Ernährung = Nahrung – Verdauung!

In einer Zeit, in der unsere Kinder in der Schule ein Pausenbrot mit einem Apfel hatten, gab es kein Übergewicht außer der genetisch bedingten Fettsucht. Heute gibt es in jeder Schule einen Kiosk und ein Fünf-Mark-Stück als Pausenbrot, das dann auch prompt für Cola und Süßes ausgegeben wird.
Sieben Todsünden, schwere Verstöße gegen das göttliche Gebot, die dem Sünder wegen klarer Einsicht in die Situation und wegen der vollen Freiheit seines Handelns angelastet werden, kennt die Kirche seit ältester Zeit. Die ersten vier sind Hochmut, Geiz, Wollust und Zorn die beiden letzten: Neid und Trägheit des Herzens. Die 5. Todsünde aber heißt Völlerei. Vom unmäßigen Essen, vom Hinunterschlingen der Mahlzeiten ist die Rede.

Dr. Gerhard Brand


Vom Kauen zum "Schmauen": Ein machbares Wunder?

Ein kleines Wunder hat sich bereits ereignet:
Die Wissenschaft hat das Schmauen zur Kenntnis genommen! Zwei wissenschaftliche Studien haben erstaunliche Resultate erbracht. Dr. Siegfried Lehrl von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Erlangen – Nürnberg, hat im Dezember 2000 mit 100 Testpersonen unterschiedlichen Alters und Geschlechts das Schmauen zwei Wochen lang getestet. Ergebnis: Fast alle hatten abgenommen, die Teilnehmer fühlten sich geistig fitter und wacher, hatten beim Essen deutlich mehr Genuss und dadurch raschere Sättigung. Selbst ausgedehnte Mahlzeiten verursachten keine Gewichtszunahme mehr. Resümee von Dr. S. Lehrl: "Kau-Jogging nach Jürgen Schilling lässt sich leicht aneignen. Es erhöht schon nach wenigen Tagen die Lebensqualität und verändert das Körpergewicht in die richtige Richtung. Für Personen, die geistig fit sein wollen, erweist es sich als wirksame Unterstützung. Ich halte Schillings Methode des "Schmauens" (Schmecken und Kauen) für eine echte, wenn nicht sogar überlegene, Alternative zu allen gängigen Diäten".

Was bedeutet Kau-Jogging?

Kauen ist nur das Mittel - Das Genießen ist der Zweck!

Kau Dich Schlau!

Was ist Appetit?

Wie lernen wir schmauen?

Ernährung = Nahrung x Verdauung (Dr. F. X. Mayr)

Resüme: Schmauen schafft kausale Heilung - zum Nulltarif!

Epilog

...

Literatur:
Jürgen Schilling, "Kau dich gesund!" Ehrenwirth-Verlag

Anschrift des Verfassers:
Jürgen Schilling
Sylvensteinstr. 5
81369 München
Internet: www.juergen-schilling.de



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