FACHFORUM

Zwischen Melisse und Ringelblumen

Spaziergang durch das bayerische Heilpflanzenjahr

von Edeltraud Tauber

Früher war Medizin ohne Heilpflanzen undenkbar und heute wird ihnen vielerorts wieder der Platz eingeräumt, den sie verdienen. Die Pflanzenmedizin hat ihre Zeit wieder gefunden.
Dieses alte Heilpflanzenwissen bewährt sich neben der Schulmedizin erneut, denn auch die moderne Medizin kann nicht für alle Krankheiten eine Arznei aus dem Reagenzglas zaubern.

Die meisten Heilkräuter haben ein vielfältiges Wirkungsspektrum, mit mehreren wirksamen Heilstoffen, die sie in ihrem pflanzlichen Stoffwechsel produzieren. Diese Wirkstoffe können heute genau definiert werden. Gesundheit, die man essen und trinken kann, die unseren Körper anregt, seine Selbstheilungskräfte und seine Abwehr im Bedarfsfall auch wirkungsvoll einzusetzen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass Pflanzen und Früchte, die in der Gegend wachsen, in der der Mensch von Geburt an lebt, am besten auf seinen Organismus abgestimmt sind.
Das Wohlfühlen von Körper, Seele und Geist hängt auch davon ab, wie wir imstande sind, Stress, Ernährungsfehler und negative Lebenssituationen auszugleichen und abzubauen. Denn Gesundheit bedeutet für die meisten von uns, nicht Abwesenheit von körperlichen Störungen, sondern die Kraft und die Lebensphilosophie diese gut zu bewältigen. Dabei können uns viele dieser Heilpflanzen gute Dienste leisten. Die Natur ist bereit uns zu helfen, wir müssen es nur verstehen, sie richtig einzusetzen.

Oberstes Gebot beim Pflanzensammeln in der freien Natur, ist die Achtung vor der Natur. Vor Hunderten von Jahren haben die Menschen schon die gleichen Pflanzen gesammelt. Und zwar nur gesammelt und nicht ausgerottet.
Es sollten am Fundort noch immer genügend Pflanzen stehen bleiben, die ihren Fortbestand sichern.
Geschützte Pflanzen dürfen nicht gesammelt werden. Die können wir uns, wenn wir sie brauchen, aus der Apotheke holen, denn die Pharmaindustrie baut auch diese Pflanzen feldermäßig an und liefert alle Pflanzen in guter Qualität.
Bei den Wirk- und Heilstoffen der Pflanzen handelt es sich meist um ätherische Öle, Alkaloide, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Harze, Glycoside, Kieselsäure, Saponine, Schleimstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Doch all diese Stoffe sind nicht in allen Teilen der Pflanze in gleicher Menge vorhanden. Manchmal sind sie nur in der Blüte, oder nur in den Blättern, Früchten, Kraut, Rinde, Wurzel.

Beim Sammeln ist darauf zu achten, dass man nur gesunde Pflanzen sammelt, die abgetrocknet sind, und nur Pflanzen, die wir genau kennen.
Blätter: ganz jung und voll entfaltet
Blüten: wenn sie erblüht, aber noch jung und frisch sind
ganze Kräuter zu Beginn der Blütezeit
Früchte: vollreif
Trocknung: an schattigen, luftigen Plätzen (in der Sonne verlieren sie zu viele äth. Öle und Wirkstoffe)
kleine Pflanzenteile auf einem Sieb (Darre) in dünner Schicht
ganze Pflanzen hängt man gebündelt auf.
Anschließend trocken und dunkel aufbewahren in Gläsern und Papiertüten.
Teezubereitung: im Prinzip gilt:
zarte Blüten und Blätter mit siedendem Wasser übergießen 5 bis 10 Min ziehen lassen, dann abseihen.
Kräftige Blätter und Kraut mit kaltem Wasser ansetzen, zum Kochen bringen, 5 Min ziehen lassen, abseihen.
Harte Pflanzenteile 5 bis 10 Min leicht kochen lassen, abseihen.
Einige dieser Kräutertees sind hochwirksame Arzneimittel. Andere fördern als wohlschmeckende Haustees unser Wohlbefinden.
Im Prinzip ist zu sagen, Tees aus Einzelkräuter sind meist nicht geeignet für den Dauergebrauch, wegen ihrer Wirkung.
Dies gilt auch für Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe, Johanniskraut, Ringelblume, Salbei, Thymian, Rosmarin, Brennnessel, Melisse, Wermut, Ysop.
Bei Teemischungen gibt der Hauptbestandteil die Grundwirkung an.

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Naturheilpraxis 12/2001