Allergie

Akupunktur in der Behandlung allergischer Erkrankungen

von Jochen Schleimer

Allergie ist eine angeborene oder erworbene spezifische Änderung der Reaktionsfähigkeit des Immunsystems gegenüber körperfremden, eigentlich unschädlichen Substanzen, die als Allergen erkannt werden. Eine Allergie entwickelt sich nach klinisch stummem Erstkontakt in einer Sensibilisierungsphase (mind. fünf Tage bis mehrere Jahre). Es kommt zum Auftreten von Entzündungsreaktionen nach erneutem Kontakt an den allergisierten Organsystemen (Haut, Konjunktiven, Nasen-, Rachen-, Bronchialschleimhaut, Magen-Darm-Trakt).

Nach Coombs u. Gell (1963) unterscheidet man drei überwiegend durch humorale Faktoren unterhaltende Frühreaktionen und eine zelluläre vermittelte Spätreaktion, wobei diese Formen nicht isoliert, sondern z.T. parallel ablaufen oder ineinander übergehen.

Ursachen sind genetische Faktoren (Disposition zur überschießenden Bildung von Gesamt-IgE und allergenspezifischem IgE sowie deren Fixierung besonders an Mastzellen und basophilen Granulozyten der Haut u. Schleimhaut (Atopie), eine verminderte Aktivität der Suppressorzellen, HLA-assoziierte allergische Reaktionsbereitschaft.

An nicht erblichen Faktoren sind bedeutsam: intensive Allergenexposition (sog. aufgezwungene Allergie), erhöhte Permeabilität der Haut- und Schleimhautbarriere durch bakterielle bzw. virale Infekte oder chemische Irritation; veränderte Reaktionsbereitschaft von Mastzellen, Monozyten, basophilen u. eosinophilen Granulozyten bes. bei chronischem Verlauf der Typ-I-Allergie, psychische Faktoren bei der allergenspezifischen Sensibilisierung und aktuellen Reaktionsbereitschaft.

Wie andere chronische Krankheiten auch sind Allergien stetig im Zunehmen begriffen: Grund dafür ist neben der Zunahme allergener Substanzen durch die chemische Industrie die Veränderung des Immunsystems durch Arzneimittel, Umweltgifte (z.B. Industriegase, Waschmittelzusätze) und Lebensgewohnheiten (z.B. Nahrungsmittel, Rauchen, Kosmetik, Henna-Tattoos).

Wie bei anderen Krankheiten auch kann die Akupunktur bei der Behandlung von Allergien äußerst hilfreich sein. Dabei möge man sich jedoch immer bewusst sein, dass die Akupunktur nur einen kleinen Teil der TCM darstellt, neben der Phytotherapie, neben dem Qui Gong, der Atemtherapie, der Diätetik und der Massage (Tuina).

Auch die chinesische Medizin stellt nur einen Teil des medizinischen Wissens der Menschheit dar und ihre Leistungsfähigkeit besteht u.a. darin, dass sie sich mit den Methoden anderer medizinischer Methoden biologischer Ausrichtung kombinieren lässt.

Auch im Bereich der Naturheilkunde bürgert es sich ein, Monotherapien zu betreiben, um der Behandlung dadurch den Anstrich von Wissenschaftlichkeit zu verleihen. Polypragmasie entwickelt sich mehr und mehr zu einem Schimpfwort.

Prinzipiell lassen sich vier Behandlungsarten unterscheiden (hier an Behandlungen aus der TCM verdeutlicht):

1. Biochemisch (z.B. Phytotherapie)
2. Elektromagnetisch (z.B. Akupunktur)
3. Strukturell (z.B. Qi Gong)
4. Psychologisch (gelenkte Imagination)

Wenn man den ungünstigen Fall voraussetzt, dass jede dieser Methoden nur eine Wirksamkeit von 50% habe (also nur ein Weniges über dem Placebo-Anteil von 40% liegt) oder die Methode nur zur Hälfte beherrscht wird (was zumindest am Anfang der Karriere der Fall sein dürfte), dann lassen sich durch Kombination der Maßnahmen hervorragende Erfolge erzielen.

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Literaturverzeichnis:
Garten, H.: Akupunktur bei Inneren Erkrankungen, Hippokrates Verlag, Stuttgart
Kappas, G.: Professional Hypnotism Manual; Panorama Publ., Van Nuys
Klinghardt, D.: Lehrbuch der Psycho – Kinesiologie, Bauer Verlag, Freiburg
Matsumoto L., Birch, S.: Hara Diagnosis: Reflections on the Sea, Paradigm Publ., Brookline
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 258. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin
Umlauf, R.: Akupunktur in der Notfallmedizin, Haug Verlag, Heidelberg
Yamamoto, T., Maric-Oeler, W.: Yamamoto Neue Schädelakupunktur, Chun – Jo, Freiburg

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jochen Schleimer
Waltramstr. 3
81547 München



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