Nachdenkliches

Die letzte Reise

von Elke Wittke-Michaelsen

1. Memento mori – Gedenke des Todes

Der Tod blickt auf eine lange Kulturgeschichte zurück. Ob durch Seuchen, Kriege, Naturkatastrophen, Krankheiten, Hunger oder Alter, seit Existenz der Menschen sterben diese, so wie jedes Lebewesen. Der Umgang mit Sterben, Tod, Trauer und Bestattung ist von der jeweiligen Kultur, der Religion und den Lebensumständen abhängig und verändert sich, so wie sich unsere Lebensgewohnheiten verändern.
Die meisten von uns sind nun in einem Zeitalter der Verdrängung des Todes aufgewachsen, sofern wir nicht auf dem Land aufgewachsen oder leben und mit den natürlichen Lebensabläufen häufiger konfrontiert wurden. Gestorben wird schon lange nicht mehr zu Hause im Kreis der Familie, sondern im Krankenhaus. Mit dieser Situation sind die Mediziner oftmals überfordert.

Der altersbedingte Tod ist durch die gestiegene Lebenserwartung weit nach hinten gedrängt worden. Erinnerungen und eigenes Erleben an das Sterben von Verwandten und Bekannten sind zumeist rar geworden oder wurden von der Überlieferung ausgeschlossen, da das Sterben außerhalb unseres Sehfeldes stattzufinden scheint.

Die Periodisierung des Lebenslaufes, d.h. eine Unterteilung in Altersstufen hat sich im Laufe der Geschichte häufig geändert. Eine Form ist die sogenannte Lebenstreppe, welche die Auf- und Abwärtsbewegung des Lebens darstellen soll. Aus der Mitte des 20. Jh. stammend ist natürlich der Mann als zentrale Figur dargestellt. Trotz dieser etwas eingeschränkten Vorstellung, wie das Leben in geordneten Zeitabfolgen zu absolvieren ist, hat sich so viel nicht geändert. Geburt und Tod im mittleren Teil der Darstellung dicht nebeneinanderliegend dargestellt, erinnert schon zu Beginn des Lebens an dessen Vergänglichkeit.

Die ältere Vorstellung vom Lebens(ver)lauf ist eine zyklische Darstellung in Form des Lebensrades (Mandala). Früher war es eher das Ziel, den Tod kennen zu lernen oder durch die verschiedenen Phasen des Lebens begleitet zu werden. Diese zyklische Form des Lebens wird heute noch in anderen Kulturen gelebt. Die Kenntnisse der Zusammenhänge zwischen Tod und Leben wurden im Laufe des Lebens immer wieder "aufgefrischt" durch Rituale (Geburts-, Fruchtbarkeits-, Initiations-, Hochzeits- und Trauerrituale), die m.E. auch kritisch zu betrachten und nicht immer zur Nachahmung geeignet sind. Wertvolle Hinweise zum zyklischen Lebensablauf und Übergängen in neue Phasen kann man z.B. in Rüdiger Dahlkes Buch: Lebenskrisen als Entwicklungschancen lesen. Hier werden die Rituale aus unserem Kulturkreis wieder in Erinnerung gebracht und damit lebendig gemacht.

Geburt und Tod sind im Rad des Lebens unweigerlich miteinander verbunden. Wir werden gesund geboren, sterben aber immer häufiger an chronischen Krankheiten, da sich durch die moderne Medizin das Lebensende weit nach hinten verschieben lässt, dabei aber die schwindende Lebensenergie Krankheiten immer weniger unter Kontrolle behält. Das heißt, der Lebenskampf um Gesundheit und Vitalität ist an einem bestimmten Punkt verloren und der natürliche Tod aus scheinbarer Gesundheit und Zufriedenheit scheint uns nicht gegönnt. Es drängen sich beängstigende Vorstellungen von Krankheit, Schmerz und langsamem Siechen, Sterben im Krankenhaus, womöglich unter qualvollen lebensverlängernden Maßnahmen, auf. D.h. im Normalfall wenden wir uns spätestens hier von dem Gedanken an den Tod ab, wenden uns dem Leben, den Anforderungen des Alltages zu. Trotzdem behält das Thema Sterben, Tod und Vergänglichkeit eine magische Anziehungskraft (z.B. Ausstellung "Körperwelten", diverse Filme), die man sicher pauschal als Neugierde bezeichnen kann, doch diese Neugierde ist eine Übung zur Auseinandersetzung mit dem Thema, wenn auch vielleicht eine etwas hilflose Form.

"Leben ist nicht diese klägliche, mittelmäßige, disziplinierte Angelegenheit, die wir unsere Existenz nennen. Leben ist etwas anderes. Es ist überreich, zeitlos, wandelbar, und solange wir diese ewige Bewegung nicht verstehen, wird unser Leben nur sehr wenig Sinn haben."

(Krishnamurti, S. 9)

2. Unterschiedliche Formen des Sterbens

3. Abschiednehmen vom Leben

4. Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen

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Literatur:
Baust, Günter: Sterben und Tod/Medizinische Aspekte, Berlin 1988
Dekkers, Midas: An allem nagt der Zahn der Zeit/Vom Reiz der Vergänglichkeit, München 1999
Goleman, Daniel (Hrsg.): Die heilende Kraft der Gefühle/Gespräche mit dem Dalai Lama über Achtsamkeit, Emotion und Gesundheit. München, 1998
Jülicher, Jochen: Es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher/Begleitung in der Trauer, Würzburg, Echter 1999
Krishnamurti, Jiddu: Glück oder die Stille des Geistes/Weisheiten eines großen Menschheitslehrers, Freiburg im Breisgau, 1998
Psyrembel: Klinisches Wörterbuch, Berlin, 1994
Weil: Andrew: Heilung aus eigener Kraft, Berlin, 1995

Internet:

www.traueroase.de
www.trauerakademie.de
www.sepulkralmuseum.de

Anschrift der Verfasserin:
Elke Wittke-Michaelsen
Heilpraktikerin und Dipl. Museologin
Mathildenstr. 5
45130 Essen



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Naturheilpraxis 11/2001