Vermischtes

Leserbrief

Betr.: "Naturheilpraxis" vom September 2001
"Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Tibetische und Chinesische Medizin"

Sehr geehrter Herr Dunkenberger,

vielen Dank für Ihren Artikel in "Naturheilpraxis" vom September 2001 "Gemeinsamkeiten und Unterschiede:Tibetische und Chinesische Medizin". Diese herauszuarbeiten, ist wahrlich nicht einfach, gilt es doch, so trivial das klingt, zwei Dinge abzugrenzen: das Gemeinsame und das Unterschiedliche. Das ist Ihnen m. E. in einigen wesentlichen Erscheinungsformen dieser beiden Medizinen auch gelungen. Gleichwohl das buddhistische Heilsystem auch ein duales Denken, das von Gut und Böse kennt, ist ihm die Yin-Yang-Lehre fremd. Sie setzt an diese Stelle die drei "Säfte ". Diese nehmen eine Zwischenform zwischen der Yin-Yang-Lehre und der Fünf-Elementen-Lehre der chinesischen Medizin ein und das führt in der Tat zu einer völlig unterschiedlichen Realitätsbeschreibung in beiden Medizinen.

Vermittels der Yin-Yang-Lehre und der Fünf Elemente gelingt den Chinesen eine bruchlose Exemplifizierung in allen Disziplinen von Wissenschaft und Technik schlechthin, also auch in unserem Untersuchungsobjekt Medizin selbst. Diese Wertkonventionen, wie Porkert es nennt, erstrecken sich sowohl auf die Zeitrechnungen, Orakel- und Kalenderwesen und die Geomantie, wie auch auf die eigentliche Medizin im engeren Sinne und sind dabei ineinander vollständig aufgenommen. Diese durchgängige Systematik weist die die tibetischen Medizin nicht auf.
Zwischen dem 60 jährigen Kalender, wie er auch in Tibet verwendet wird, beispielsweise und der Säftelehre bestehen einige Bruchstellen. Wenn wir mal in medizinischen Details gehen, wie Pulsdiagnose, Harn- und Zungendiagnose, so stellen Sie mit Recht heraus, das die Harndiagnose in der chinesischen Medizin nur gering, in der tibetischen Gegend in extenso ausgestaltet vorliegt. Auch die Pulsdiagnose zeigt einen historisch erklärbaren Unterschied zwischen den Mittelpositionen links und rechts in der chinesischen und in der tibetischen Medizin (Leber und Milz/Pankreas). Aber das sind keine grundlegenden Tatsachen.
In der Darstellung der Gemeinsamkeiten vermisse ich in Ihrer Darstellung die wechselweise Beeinflussung zwischen der Lehre von den Drei Leibeshöhlen und der Chakrenlehre. Hier wäre zu untersuchen, wer von wem gelernt hat. In der Ausgestaltung der Chakren nennt die indische Medizin einen ganzen "Turm" von Energiezentren.Von den drei chinesischen Energiezentren haben vielleicht Yintang, Dantiaen und allenfalls Huiyin und Baihui noch eine eine an indisch Lehre erinnernde Bedeutung.

Was ich an Ihrem Artikel rundweg fehlerhaft dargestellt finde, sind Ihre Gedanken zur historischen Entwicklung der Elementenlehre in den verschiedenen Zentren der Welt.

...

Dr. med. Ch. Kunkel, Zentrum f. TCM, Fulda



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 11/2001

Naturheilpraxis 11/2001