Alte Heilmethoden

Baunscheidtismus

von Werner Vogt

Zu den klassischen Verfahren der Naturheilkunde gehören die Ableitungsverfahren, bei denen die AbLeitung über die Haut an erster Stelle stehen.

Grundlage bildet die Annahme, dass die Krankheit, genauer gesagt die krankheitsbewirkten Symptome Ausdruck der Reaktion des Körpers auf ein krankmachendes Agens sind, das durch Ableitung nach außen beseitigt werden kann.
Modell dieser Vorstellung ist seit den Tagen der Antike der Schweißausbruch bei Fiebernden, weil in seinem Gefolge vielfach das Fieber fällt und im Gefolge dieser „Krise“ Gesundung eintritt.
Die künstliche Bewirkung dieses Schweißausbruchs gehört deshalb zu den frühesten Formen der Ableitung über die Haut.
Doch weil dieses Verfahren hilft nicht überall hilft, die Fieberreaktion nicht überall eintritt, sind im Laufe der Zeit, nach dem Prinzip von „Versuch und Irrtum“ oder „Drauflosprobieren und Erfolg“; aber auch durch puren Zufall neue Verfahren der Ableitung gefunden worden.
Einem solchen Zufall verdankt der Baunscheitismus seine Entdeckung.

Er hat seinen Namen von dem, durch sein Erfolgserlebnis zum Heilpraktiker gewordenen, ehemaligen Mechaniker Karl BAUNSCHEIDT. Ihm machten seit längerer Zeit die „rheumatischen Schmerzen“ der Hand das Leben schwer; bis an einem schönen Sommerabend, an dem er bei offenen Fenster, die schmerzende Hand auf den Tisch gelegt, in seinem Wohnzimmer saß. Es war die Zeit in der die Mücken, so vor allem auch Stechmücken „tanzten“. Immer wieder ließen sich einige auf der ruhig gehaltenen Hand von Baunscheidt nieder. Immer wieder verscheuchte er sie, bis es ihm „zu dumm“ wurde. Die Mücken hatten, was sie wollten. Sie stachen Baunscheidt in die Hand. Dieser aber stellte mit Verwunderung fest, dass sein Rheumaschmerz nach der Mückenattacke schnell nachließ, und als einem aufmerksamen Beobachter konnte es ihm kaum verborgen bleiben, dass er diese heilsame Veränderung den Stechmücken verdankte. Aus den feienen Stichstellen seiner Haut quoll heller Gewebssaft hervor, und wie es schien wich die krankmachende Substanz nach außen ab. Kein Blut trat hervor und der Saft (Speichel) den die Mücken bei ihrem Stich injizierten hielt nicht nur die Stichstellen für längere Zeit offen, sondern erzeugte auch einen Reizzustand der Haut, der, wie Baunscheidt annahm, zu einer schnelleren und lebhafteren Ausscheidung des Krankheitsstoffes führte.

Die Mücken, so fand er, hatten ihm gezeigt, wie man Krankheitsstoffe auf einfache und natürliche Weise, ohne jeden Blutverlust, aus einem erkrankten Körperteil ableiten und entfernen kann. Damit war für den klugen Beobachter klar, dass man es ihnen nur nachmachen muss, um den Erfolg künstlich zu erreichen. Als Mechaniker war es für ihn nicht schwer, ein mit spitzen Nadeln und einem Federmechanismus versehenes Instrument zu schaffen, mit dem er die Mückenstiche nachahmen konnte. Um die Wirkung des Mückenspeichels zu erreichen, erfand er ein Öl von geheim gehaltener Zusammensetzung.

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Anschrift des Verfassers:
Werner Vogt
Heilpraktiker
Gartenstr. 11
77723 Gengenbach



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Naturheilpraxis 8/2001