Alte Heilmethoden

Die Blutegeltherapie

von Kurt W. Seifert

Während eines Kongresses für Naturheilkunde in Mamaia/Rumänien musste ich feststellen, wie sehr die Blutegeltherapie in Vergessenheit geraten ist. Gleichzeitig konnte ich aber auch in mehreren Gesprächen feststellen, wie groß das Interesse an dieser Therapie ist.

Blutegel

Der Pschyrembel schreibt:
Hirudo medicinalis: Heilblutegel, gehört zur Klasse der Ringelwürmer; zwittrige Tiere mit Saug- und Haftnapf, im Saugnapf 3 Hornkiefer mit Zähnchen; Hirudin des Speichels verhindert Blutgerinnung; Eiablage in Kokongespinnsten; Aufenthalt im Wasser und in feuchter Erde. Temporäre Außenparasiten (Blutsauger) von Mensch und Tier; können nach einer Blutmahlzeit bis zu 1 Jahr hungern; aufgenommene Krankheitserreger, z. B. Typhusbakterien, können wochenlang beherbergt werden, daher Vorsicht bei Wiederverwendung.
Besondere Zuchtanstalten, z. B. Marburg/Lahn, ferner Offenbach/Main; zwecks Fieberbehandlung Versand von Malariaplasmodien- und Rückfallfieberspirochaetenhaltigen Blutegeln!
Pschyrembel Ende.

Die Entsorgung

Aus gegebenem Anlass und weil es mir am Herzen liegt, beginne ich mit der Entsorgung der Hirudines.
Der Pschyrembel schreibt:
Vorsicht bei Wiederverwendung!
Dem schließe ich mich uneingeschränkt an, auch ich bin der Meinung, dass Blutegel niemals 2x verwendet werden dürfen. Im Normalfall schließt sich das auch durch die lange Hungerperiode, nach der Nahrungsaufnahme, aus. Die Tiere würden einfach nicht beißen.
Über die Entsorgung der Blutegel nach Benutzung gibt es verschiedene Meinungen, wobei freilich stets geltende Vorschriften eingehalten werden müssen. Man hat aber vielleicht eines vergessen: Hier lässt man der Natur ihren Lauf und es wird nicht versucht über künstliche Reize, den Blutegel erneut, also vor Ablauf eines Jahres, zum Beißen zu bewegen. Der Blutegel beißt in seiner natürlichen Umgebung nicht, bevor er das gesaugte Blut verdaut und somit die Bakterien verstoffwechselt hat. Aus diesem Grunde sollte man überlegen, ob man dem Blutegel, obwohl der Aufwand natürlich größer ist, ein qualvolles Ende in Salz, Essig oder Alkohol ersparen könnte.

Der Zeitaufwand

Die Blutegeltherapie ist zeitlich recht aufwendig und könnte den Praxisalltag stören. Es wird mit Tieren gearbeitet, die man nicht zwingen, höchstens zum Beißen anregen kann. Leider gibt es auch aus besten Zucht hin und wieder beißunlustige Tiere. Allerdings kann man durch die richtige Technik, in der Regel besser, meist zum Bisserfolg kommen. Darüber später mehr.
Eine Lösung des Zeitaufwandes ist, mehrere Blutegelpatienten an einem bestimmten Tag zu bestellen, der dann nur für diese Therapie zur Verfügung steht. Bei geeigneter Organisation, lässt sich das durchaus leicht durchführen.
Das Ansetzen der Egel sollte grundsätzlich niemals dem Praxishilfspersonal übertragen werden.

1. Der Patient braucht viel Vertrauen zu dieser Therapie und das sollte vom Behandler in einem ausführlichen Vorgespräch hergestellt werden.
2. Immer ist der Praxischef für den genauen Sitz der Blutsauger verantwortlich. (Blutegel verschwinden ganz gerne in dunkle Körperöffnungen). Wohl niemand würde einer Sprechstundenhilfskraft eine diffizile neuraltherapeutische Injektion überlassen! Ebenso sollte es mit dem Ansetzen der Blutegel sein.

Ich habe nach einem Vorgespräch übrigens nie erlebt, dass sich die Patienten vor den Blutegeln geekelt oder gar gefürchtet haben.

Blutegel und Schulmedizin

Auch die Schulmedizin hat den Blutegel wiederentdeckt.
Im Klinikum Stegliz, Berlin, werden monatlich ca. 10.000 Blutegel in Umstimmungstherapien eingesetzt.

Geschichtliches

Ich verabschiede mich wie immer mit den Worte Samuel Hahnemanns:
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Anschrift des Verfassers:
Kurt W. Seifert
Heilpraktiker
E-Mail: hpseifert@yahoo.com



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