Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische HomöopathiE

Myositis ossificans (Teil 1)

von Werner Dingler

Zusammenfassung

Berichtet wird über Myositis ossificans, eine Ossifikationsform der Muskulatur, sowie deren homöopathischer Behandlung am Beispiel eines 46jährigen Patienten mit klinisch gesicherter Myositis ossificans im Bereich des Hypothenars re. mit sekundärer Algodystrophie der re. Hand. Der Patient kam zur homöopathischen Behandlung, da nach bereits erfolgter schulmedizinischer Therapie außer eines operativen Eingriffes aus schulmedizinischer Sicht keine weitere Behandlung möglich war.
Die Muskulatur des Menschen übernimmt neben stabilisierender und dynamischer Funktion auch sehr wichtige Aufgaben als Sinnesorgan und steht in ständiger Kooperation und Interaktion mit dem zentralen Nervensystem. Die körperliche sowie seelische Verfassung eines Menschen ist in hohem Maße von einer störungsfreien und ökonomischen Muskelfunktion abhängig. Ist diese Muskelfunktion gestört, beeinträchtigt dies den ganzen Menschen erheblich in seiner Beweglichkeit und damit auch in seinem Wohlbefinden.

Eine von vielen Muskelerkrankungen ist die sog. Myositis ossificans. Dabei handelt es sich um eine Ossifikation der Muskulatur, welche als Spätfolge einer örtlichen Muskelverletzung auftreten kann. Allgemein kann man zwei Formen der Myositis ossificans unterscheiden: Eine heriditären Ursprungs, die so genannte Myositis ossificans multiplex progressiva, die bei Kindern in der Wachstumsphase vorkommen kann sowie eine Muskulaturverknöcherung als Folge von Traumen bzw. mechanischer Dauerreizung. Auf die zuletzt erwähnte Form möchte ich in diesem Artikel detaillierter eingehen.

Der Krankheitsbegriff Myositis ossificans ist eigentlich sachlich nicht richtig, da die Verknöcherung vom inter- und intramuskulären Bindegewebe ausgeht, weshalb der Begriff heterotope Ossifikation richtiger ist. Solche heterotopen Ossifikationen sind in der Regel Folge von stumpfen Verletzungen mit nachfolgender Hämatombildung und unzureichender Nachbehandlung bzw. Nichteinhalten einer ausreichenden Schonungszeit. Kurz nach der Verletzung kommt es zu einer schmerzhaften, derben Schwellung und lokaler Überwärmung des traumatisierten Muskelgewebes. Massagen sind in solchen Fällen kontraindiziert, da hierdurch das Gewebe noch stärker traumatisiert wird. Im Röntgenbild sieht man nach vier Wochen flockenförmige Strukturen, nach etwa zwölf Wochen hat die Ossifikation ihre maximale Größe erreicht und ist nach ca. 1,5 Jahren ausgereift. Etwas früher als im Röntgenbild gelingt der Nachweis im CT und Kernspintomogramm. Die Knochenszintigraphie ist zum frühzeitigen Nachweis, aber auch zur Verlaufskontrolle und hier insbesondere zur Feststellung, ob ein Ausreifungszustand vorliegt, am besten geeignet.

Bei fehlender Unfallanamnese ist zu bedenken, dass in 40% der Fälle solche heterotopen Ossifikationen in Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen oder Unfällen wie Schädel-Hirn-Trauma auftreten können, denn das längere Liegen löst einen Druck auf das Gewebe aus, wodurch der oben beschriebene Dauerreiz gefördert wird. Außerdem sollte differential-diagnostisch an ein paraostales osteogenes Sarkom gedacht werden. Nach meinen Praxis-Beobachtungen tritt diese traumatische Form der Myositis ossificans besonders häufig auf bei Patienten mit Polyallergie, deren Gewebe übersäuert ist. Die beste Therapie besteht in der Durchführung von prophylaktischen Maßnahmen, die das Auftreten einer Myositis ossificans erst gar nicht entstehen lassen. Hier besonders zu erwähnen sind Hämatomentlastung, lokale Kühlung mit Eiswasser, Entlastungslagerung, jedoch keine lokale Wärmebehandlung und – wie erwähnt – keine lokale Massagen. Aus schulmedizinischer Sicht ist die Gabe von Antiphlogistika indiziert.

Ist mittels Knochenszintigraphie und Kontrolle der alkalischen Phosphatase ein Ausreifungszustand nachgewiesen, so erfolgt bei größeren Ossifikationen die operative Resektion, die jedoch nach streng atraumatischen Gesichtspunkten erfolgen muss. Dabei sollten nur die biomechanisch störenden Anteile entfernt werden. Es besteht eine erhebliche Rezidivgefahr, weshalb lokale Röntgenbestrahlungen sowie eine längerfristige Gabe von Antiphlogistika postoperativ empfohlen werden. Alternativ zu den schulmedizinischen Therapieformen bietet die Homöopathie hier eine echte Chance, wie durch folgenden Fall demonstriert werden soll.

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Anschrift des Verfassers:
Werner Dingler
Schottenstr. 75
D-78462 Konstanz 



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