FACHFORUM

Zistrosen kurieren entzündliche Hautbeschwerden

von Bruno Vonarburg

Laufend werden in der Pflanzenheilkunde neue Kräuter entdeckt, welche bei gesundheitlichen Beschwerden zuverlässige Wirkungen besitzen. In diesem Sinne ist das Heilen mit pflanzlichen Arzneien keine abgeschlossene Therapie, sondern erneuert sich von Jahr zu Jahr mit aktuellen, aufsehenerregenden Entdeckungen. Eine dieser brandneuen Heilpflanze ist die Zistrose, welche im mediterranen Raum zu Hause ist.
Wer einmal den Frühling im Mittelmeergebiet in vollen Zügen genießen möchte, wird an den Zistrosen nicht vorbeigehen können. Zauberhaft und magnetisch wirken sie mit ihren verschiedenfarbigen, meist hellrot-violetten Seidenblüten im Dickicht an steinigen Hängen oder in den Macchien neben Lavendel, Ginster, Rosmarin und Salbei. Der 1 bis 2 m hohe Strauch trägt das Symbol der Sonne und Wärme in sich, ist aber äußerst kälte- und frostempfindlich. Nicht umsonst heißt die Pflanze im Englischen „ice-plant“ oder „frostweed“. Wenn wir den Strauch am kühlen Morgen unter die Lupe nehmen, sehen wir an ihm, nicht wie bei anderen Gewächsen glitzernde Tautropfen, sondern winzige Eiskristalle, die an den grundständigen Trieben stehen. Diese Erscheinung hat schon manchen Botaniker ins Rotieren gebracht. Woher schöpft die Zistrose diese Kälte, um die Eiskristalle bilden zu können? Wahrscheinlich speichert sie den Frost im eigenen Körper und bringt ihn beim Morgengrauen ans Tageslicht.

Wenn wir die Nase an die Blüten heranführen und tief einatmen, gehen wir völlig leer aus. Die Zistrose besitzt nämlich keinen Blumenduft. Nur das Blattwerk verströmt einen herb-aromatischen Geruch, das sogenannte ätherische Öl „Ladanum“, welches als Harz aus den Drüsenhaaren abgesondert wird. Vermutlich ist dieses Ladanum, insbesondere von der weißblühenden Zistrosenart: Cistus ladanifer, mit der biblischen Myrrhe identisch. Heute noch wird auf den griechischen Inseln das Blätterharz für Weihrauch verwendet.

Eigenartig ist die frühere Art der Gewinnung dieses klebrigen Stoffes. Ziegen wurden durch das Zistrosendickicht getrieben, wobei an ihren Haaren die klebrige Substanz hängen blieb. Anschließend schnitt man den Tieren das harzverklebte Fell ab und kochte es in Wasser. Nach der Abkühlung blieb auf der Oberfläche des Wassers eine verdichtete Masse zurück, die sich leicht auflösen ließ. Heute jedoch wird dieses Harz durch Alkoholextraktion direkt von der Pflanze gewonnen und für verschiedene kosmetische Rezepte eingesetzt

Ladanum ist von höchster Qualität, welches bereits der antike Geschichtsschreiber Dioskurides beschrieb.: „Ladanum hat den schönsten Geruch und stammt vom übelriechendsten Ort, nämlich vom Barte der Ziegen.“

Die braungefärbte, wachsartige Masse war einer der Lieblingsdüfte der kretischen Frauen. Man benutzte sie zu Räucherungen, als Parfum oder in Form von Zusätzen zum Baden. Das Harz machte ferner in der Zubereitung einer Decolletépaste Furore, die sich die Kreterinnen auf den offen getragenen Busen strichen, um nach Lilie, Jasmin und Quitte zu duften.

Zistrose, das Sonnenröschen des Südens

Zistrose neu erforscht

Therapeutische Anwendungen Zistrosenessenz

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Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
Ch-9053 Teufen/AR



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Naturheilpraxis 8/2001