ARBEITSKREIS FÜR AUGENDIAGNOSE

Bericht von der 11. Fortbildung in Augendiagnose

am 9. Dezember 2000

von Andreas Köllner

Hermann Biechele: „Die bizarre Wunderwelt des Ciliarrandes“

„Bizarr“ – oder mit dem Synonym der „unerwarteten Perspektive“, dem „neu zu Entdeckenden“ – Hermann Biechele forderte uns auf ihm zu folgen, mit auf die Reise zu gehen in die uns so hochgeschätzte Wunderwelt des Auges, der Iris, der Augendiagnose. Bevor wir uns allerdings dem Ciliarrand zuwendeten, geleitete uns der Referent mit gewohnt sicherer Hand durch die anatomische Begriffslandschaft der Iridologie. Um uns im weiteren Vortrag auf anatomisch sicherem Boden zu bewegen, wurden zuerst die verschiedenen Strukturen erläutert, die mit dem Begriff des Ciliarrandes gemeint sind. Die sogenannte „sechste kleine Zone“ als äußerster Ring der Zona ciliaris, der Limbus als Hornhautrand und die sich unmittelbar anschließende Sklera. Wichtig für die weitere Betrachtung des Ciliarrandes sind die anatomischen Kenntnisse der iridologischen Strukturen in ihrer Dreidimensionalität. Das heißt, um Phänomene richtig deuten zu können, muss man genau wissen, in welchen Strukturen man sich befindet. Dementsprechend gliederte sich der Vortrag im weiteren Verlauf in die unterschiedlichen Phänomene der Iris, der Hornhaut, des Limbusrandes und der Sklera.

Abb. 1: Patientin 33 Jahre alt, rechtes Auge - Die Abdunkelung des Ciliarrandes entsteht nicht durch Pigmenteinlagerung bzw. –auflagerung, sondern durch die Atrophie des Stromas. Zur Überprüfung des Phänomens sollte unbedingt die Spaltlampenposition gewechselt werden!

Der oft schon mit bloßem Auge erkennbare Abgedunkelte Ciliarrand (Abb. 1) bildete den Anfang einer Reihe von ausgezeichneten Diapositiven. Die Abdunkelung kann partiell oder total sein und gilt als Belastungszeichen für den entsprechenden Sektor im Sinn einer mangelhaften Ausscheidungstätigkeit der Haut. Daher auch die bekannte Bezeichnung als „Hautring“. Dies führt zu einer größeren Beanspruchung der Entgiftungsorgane, insbesondere der Leber. Da fällt es einem nicht besonders schwer, die Zusammenhänge zu verstehen, weshalb diese Erscheinung synonym auch als „Melancholikerring“ bezeichnet wird. Daraus auftretende depressive Tendenzen lassen sich, zumindest bis zur mittelschweren Depression, gut mit Johanniskrautpräparaten wie Jo-Sabona (Sabona) behandeln. Die Abdunkelungen entstehen nicht, wie man denken könnte durch Pigmenteinlagerungen, sondern durch Auseinanderweichen, dünner und durchsichtiger werden des Stromas. Durch die Lockerung der Strukturen scheint das retinale Pigmentblatt von der Irisrückseite durch. Diese atrophischen Vorgänge verdeutlichen die Bedeutung der mesenchymalen Insuffizienz und der trockenen, kalten Haut mit Neigung zu Hautausschlägen und Anämie. Daher auch die weitere synonyme Bezeichnung des Phänomens als „Blutarmutsring“! Therapeutische Maßnahmen sind Anregung, z.B. durch Tonikas, Amara-Tropfen (Pascoe)], Lebertonikum (Nestmann).

Auch zu diesem Thema zeigte Hermann Biechele phantastische Aufnahmen in bis zu 12.000-facher Vergrößerung, die einem die Wortwahl des Themas mit imposanter Deutlichkeit vor Augen führte. Als praktischen Hinweis gab uns Referent noch den Tipp mit auf den Weg, den „Hautring“ erst dann sicher zu diagnostizieren, wenn sich das Phänomen nach dem Wechsel der Spaltlampenposition beständig zeigt. Auch sollte man sich darüber bewusst sein, dass die Erscheinung bei Kinderaugen die Regel ist, da das Stroma des Kinderauges noch nicht so ausdifferenziert und fertig entwickelt ist.

Ein weiteres Phänomen am Limbusrand, die Lunula sowie alle Sklera-Phänomene sind leider ein Opfer der viel zu kurz gewordenen Vortragszeit geworden, aber uns allen blieb neben einem äußerst informativen Vortrag die Vorfreude auf eine Fortsetzung!

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(Fotos: Hermann Biechele)

Anschrift des Verfassers:
Andreas Köllner
Königsdorfer Str. 29c
82515 Wolfratshausen

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