Paracelsus-Medizin

Signaturenlehre: Botschaften der Zaunkräuter

von Margret Madejsky

Zahlreiche Pflanzen folgen dem Menschen seit Urzeiten auf Schritt und Tritt. Sie klettern an Zäunen empor, besiedeln kleinste Mauerritzen, gedeihen sogar an stark befahrenen Straßen oder entlang von Bahngleisen. Zu den ständigen Begleitern der Zivilisation gehören altbewährte Vielheiler wie Brennnessel, Löwenzahn, Schöllkraut oder Wegerich. Die unter dem Begriff "Ruderalflora" zusammengefassten Gewächse erweisen sich im naturfeindlichen urbanen Umfeld als wahre Überlebenskünstler und eben darin zeigen sich auch ihre unglaublichen Heilkräfte. In diesem Beitrag sollen daher die Signaturen dieser menschenfreundlichen Gewächse ein wenig beleuchtet werden, auch, um dabei vielleicht auf "neue" Indikationen für diese altbekannten Heilpflanzen zu stoßen.

Die Signaturenlehre wird oft als Arzneilehre bezeichnet, bei der man vom äußeren Erscheinungsbild einer Pflanze, beispielsweise von Farbe und Form, auf das Innere, also auf Wesen und Heilwirkung schließen kann. Doch die Signaturenlehre des Paracelsus ist in Wahrheit wesentlich komplexer und der Begriff "Signatur" versteht sich als "Zeichen" im weitesten Sinn. Neben Farben und Formen von Blüten, Blättern, Stängeln, Wurzeln oder Früchten kommt vielen weiteren Eigenarten und botanischen Merkmalen eine Bedeutung zu. Geht man davon aus, dass ausnahmslos nichts ohne Bedeutung ist, dann haben ferner der Geruch, der Geschmack, die Konsistenz, die Art der Fortpflanzung, die Wachstumsperiode, die Lebensdauer, das Lichtverhalten, die Gesellschaft, die Bodenbeschaffenheit und nicht zuletzt auch der Standort als solcher Aussagekraft. Darüber hinaus passt sich die Vegetation den veränderten Umweltbedingungen an, so dass im Laufe der Zeit auch "neue" Signaturen hinzutreten.

Was die Ruderalpflanzen angeht, so sind auch diese auf vielfältige Weise gezeichnet und ihre Signaturen erlauben Rückschlüsse auf die besonderen Kräfte, die sie in sich bergen. Es ist bereits ein erstes "Zeichen", dass sie dem Menschen seit Urzeiten bis zur Haustür folgen. Der Paracelsist Emil Schlegel fragte sich deswegen: "Ob nun diese Gewächse sich in besonderem Maße der Volksaufmerksamkeit und der Heilkunde darbieten wollen?" Schlegel bezog sich auf die alte Regel der Heilkunst, die lautet: "Wo das Übel, da ist das Heilmittel". Dieser Gedanke findet sich ebenso bei Paracelsus, der bemerkte: "Wo Krankheit, da Arznei, wo Arznei, da Krankheit" (I/378). In der Tat waren jene Pflanzen, die bevorzugt in menschlicher Nähe gedeihen, auch die ersten Heilpflanzen der frühen Siedler. Die Germanen sahen in den nahrhaften und heilsamen "Zaunkräutern" noch die Verkörperung wohlwollender Hausgeister und viele dieser menschenfreundlichen Gewächse blicken nun schon auf eine Jahrtausende alte Heiltradition zurück. Doch was hat es zu bedeuten, wenn wir bestimmten Pflanzen bis heute an den unwirtlichsten Plätzen, mitten in Großstädten auf Schritt und Tritt begegnen?

Paracelsus ging davon aus, dass Krankheit und Arznei demselben Grund entspringen oder denselben Umwelteinflüssen unterliegen und konstatierte: "Jedem Land wächst seine eigene Krankheit, seine eigene Arznei und sein eigener Arzt" (III/492). Im übertragenen Sinn bedeutet dies, dass gegen die Krankheiten des Städters Pflanzen wachsen, die in seiner unmittelbaren Nähe zu finden sind.

Ruderalpflanzen contra Zivilisationskrankheiten

Unkraut vergeht nicht

Überlebenskünstler aus dem Pflanzenreich

Die Heilkräfte der Mauerblümchen (ZÜ)

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Literaturtipps
(weitere Literaturquellen bei der Verfasserin)
Höfler, M.: Volksmedizinische Botanik der Germanen; Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin 1990
Madejsky, M.: Signaturlehre; Naturheilpraxis 5/98 Paracelsus: Sämtliche Werke; Anger Verlag Eick, Anger 1993
Pelikan, W.: Heilpflanzenkunde; Philosoph.-Anthroposoph. Verlag am Goetheanum, CH - Dornach 1958
Rippe, Madejsky, Amann, Ochsner, Rätsch: Paracelsusmedizin; AT Verlag, CH-Aarau 2001 Schlegel, E.: Religion der Arznei; J. Sonntag Verl., Regensburg 1987
Storl, W.-D.: Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor; AT Verlag, CH-Aarau 1996
Storl, W.-D.: Pflanzen der Kelten; AT Verlag, CH-Aarau 2000

Info: Die Signaturenlehre findet bei allen Veranstaltungen von NATURA NATURANS Beachtung: www.natura-naturans.de

Anschrift der Verfasserin:
Margret Madejsky
Heilpraktikerin
Postfach 430818
80738 München

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