FACHFORUM

Interbiologica 2001: Zwischen Tradition und Fortschritt

Im Übergang zum 21. Jahrhundert steht die Naturheilkunde vor einem schicksalhaften Kreuzpunkt: Fortschreiben alter Traditionen oder eher Anpassung an moderne Erkenntnisse der Medizin und Biologie? Wer sich dem Leitgedanken einer ganzheitlichen Heilkunde verpflichtet fühlt, dem fällt die Entscheidung oft nicht leicht. Hier gilt mehr denn je zuvor: Bewahrenswertes bewahren, Zukunftweisendes sinnvoll assimilieren. Die richtigen Prioritäten zu setzen, das Abwägen und Zuordnen alter Erfahrungswerte und neuer Erkenntnisse setzt die Fähigkeit zur kritischen Evaluierung des Wissens und die Bereitschaft zum ständigen Lernen voraus. Wer hier abseits steht, verliert den Anschluss an die weitere Entwicklung naturheilkundlicher Therapie schon nach wenigen Jahren.

Hier zeigt sich die integrative Kraft der INTERBIOLOGICA als ein Mittler zwischen Altem und Neuem, zwischen ganzheitlicher Betrachtung und fundiertem Detailwissen. Wohl kaum eine Institution erfüllt diese bemerkenswerte Funktion der Brückenbildung für die Naturheilkunde in so steter Folge und gleichbleibendem Erfolg wie dieser Kongress.

Auf diese historische Leistung der INTERBIOLOGICA wies die Vorsitzende des Hessischen Heilpraktikerverbandes e. V., Frau Ingeborg Meerkamp van Embden, bei der Eröffnung des Kongresses zu Recht hin. Sie forderte die konsequente Einhaltung qualifizierter Ausbildungskriterien als zuverlässigstes Mittel einer Zukunftssicherung für den Berufsstand des Heilpraktikers.

Die dafür notwendigen Voraussetzungen wurden im Rahmen der diesjährigen INTERBIOLOGICA nicht nur deutlich, sondern durch das umfangreiche Angebot von Vorträgen und Workshops einmal mehr auch beispielhaft erfüllt: Auch in diesem Jahr verstand es die Kongressleitung, durch geschickte Auswahl eines breiten Spektrums aktueller Themen und kompetenter, praxiserfahrener Referenten den notwendigen Wissenstransfer sicher zu stellen.

Von der historischen Würdigung früherer Pioniere der Naturheilkunde bis zur kritischen Auseinandersetzung mit heutigen Fragestellungen im Bereich der Zellularpathologie, von Umwelteinflüssen bis hin zur wachsenden Bedeutung psychischer Stressfaktoren, denen die moderne Gesellschaft ausgesetzt ist, gab es kaum ein Thema, das nicht diskutiert wurde.

Wie dankbar diese Möglichkeiten der INTERBIOLOGICA von den Heilpraktikern und Heilpraktikerrinnen selbst aufgenommen wurde, zeigt das hohe Aufkommen der Besucher und Aussteller.

Als Repräsentant der Hessischen Landesregierung würdigte auch Arno Goßmann in seinem Grußwort den hohen Stellenwert der INTERBIOLOGICA. Er unterstrich die seit Jahren reibungslose und konstruktive Zusammenarbeit der Landesregierung mit dem Hessischen Fachverband und äußerte sich erfreut über die aus Sicht des Ministeriums wachsende Kompetenz der Heilpraktikerschaft, nicht zuletzt ein Ergebnis der hohen Zulassungsanforderungen und der damit verbundenen, fachlich qualifizierten Selektion.

Auch der Präsident des Bundesverbandes des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker, Peter Zizmann, betonte die große Bedeutung von Aus- und Fortbildung und den damit verbundenen Qualitätsstandard in der naturheilkundlichen Therapie. Scharf kritisierte er dagegen gewisse Tendenzen, aus dem gesetzlich verankerten Berufsbild des deutschen Heilpraktikers auszubrechen. Eine Fragmentierung des Berufsstandes in berufsständische Spezialistengruppen, etwa Homöopathen oder Osteopathen, sei kein zukunftsorientiertes Konzept und wäre das Aus für die deutsche Heilpraktikerschaft. Zizmann warnte auch vor der Hoffnung, man könne viele der früher in der Naturheilkunde anerkannten Heilmittel auch weiterhin und längerfristig therapeutisch einsetzen. „Wir müssen uns auf eine neue und stringentere Arzneimittelpolitik einstellen“, so Zizmann zusammenfassend.

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MvE

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Naturheilpraxis 4/2001