FACHFORUM

Wegbereiter einer wissenschaftlich begründeten Kurorttherapie

Zum 10. Todestag von Professor Dr. Herbert Jordan

von Prof. Dr. h.c. mult. Friedbert Ficker

Kuren, Kurorte und Kurärzte haben in der Vergangenheit nicht selten die Vorstellung ausgelöst, dass ihr Vorhandensein als willkommener Beitrag, um nicht zu sagen als eine Voraussetzung zu verstehen ist, um eine gewisse Zeit in mehr oder weniger unverbindlicher Weise dem tristen Alltagsleben mit seinen Aufgaben und Pflichten entfliehen zu können – eine Art Urlaub und Entspannung in einem eigens betreuten Freizeitmilieu also. Die allgemeine Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit der Zunahme von Belastungen, Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen der verschiedensten Art hat zu einer veränderten Bewertung geführt, die nicht zuletzt auf einen der Zeit und den Ansprüchen der Gesellschaft gerechten Kurbetrieb zurückzuführen ist.

Großen Anteil an diesem Wandel hat der Arzt und Wissenschaftler Professor Dr. med. habil. Herbert Jordan, der zu seinem 70. Geburtstag als der „Nestor einer wissenschaftlich begründeten Kurorttherapie“ gefeiert wurde. Rückblickend darf er heute als einer der wichtigsten Wegbereiter dieser ganzheitlich gesehenen Rehabilitationstherapie gesehen werden. Sein 10. Todestag am 8. April 2001 ist willkommener Anlass, dieses verdienten Arztes und Wissenschaftlers sowie seiner Leistungen zu gedenken, der von Unterbrechungen abgesehen im vogtländischen Bad Elster sein Leben zugebracht und dort eine segensreiche Tätigkeit entfaltet hat.

Herbert Jordan wurde am 8. Dezember 1919 in der vogtländischen Musikstadt Markneukirchen geboren. Auf der bekannten humanistischen Fürstenschule in Grimma erhielt er das breit angelegte geistige Fundament, das seinen späteren Lebensweg prägte und charakterisierte. Auf die erste Bildungsstätte hat er auch mit Stolz zurückgeblickt. Die Zerrissenheit der Kriegs- und Nachkriegsjahre brachte es mit sich, dass die berufliche Ausbildung und die nachfolgende Entwicklung keineswegs geradlinig verliefen. So wurde das 1939 begonnene Medizinstudium an der Universität in Leipzig und später in Halle durch militärische Einsätze im Sanitätsdienst unterbrochen. Am 20. Oktober 1942 legte er in Halle bei den Professoren Abderhalden, Kast, Nagel, v. Studnitz, Troll und Ziegler die ärztliche Vorprüfung ab, der sich 1945 die Notapprobation anschloss. Wenn so auch die äußeren Studienbedingungen durch die zeitbedingten Umstände nicht gerade als ideal zu bezeichnen sind, hat Herbert Jordan durch den persönlichen Einsatz den notwendigen Ausgleich geschaffen – zumal ihm akademische Lehrer, wie der Arzt und Naturforscher Emil Abderhalden, der Anatom Kurt Alverdes oder Gerhard Kabelitz und Julius Wätjen die Voraussetzungen sowohl in der Vermittlung des Lehrstoffes als auch in der richtungsweisenden Art der Ausbildung boten.

...

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. h.c. Friedbert Ficker
Ordentl. Mitglied der Academia Scientiarum et Artium Europaea
August-Bebel-Str. 1a
08058 Zwickau

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 4/2001

Naturheilpraxis 4/2001