FACHFORUM

Lamiaceae = Labiatae / Lippenblütler

Heilpflanzenfamilien (4)

von Piet van den Toorn

Die Blüten bestehen aus einer Ober- und Unterlippe die in einen tiefen Schlund (Blütenröhre) übergehen. Von der in Anlage vorhandenen 5 Blütenblättern bilden in der Regel 2 die Oberlippe und 3 die Unterlippe. Labium bedeutet Lippe, deshalb nannte man die Pflanzenfamilie „Labiatae“. In typischer Weise sieht man diese Lippenblüten bei der Taubnessel (Lamium). So nennt man diese Pflanzenfamilie jetzt „Lamiaceae“.

Wenn wir das Bild der gefleckten Taubnessel anschauen, fallen uns nicht nur die Lippenblüten auf, sondern auch die strenge Ordnung im Bauplan der Pflanze. Der Pflanzenstengel ist vierkant, die Blätter stehen kreuzgegenständig.

Die Blüten sitzen oft als Scheinquirlen in den Blattachsen. Wenn die Blüte abfällt, bleibt der fünfzipfelige Kelch übrig. Darin bilden die 4 bereits sichtbaren Samen ein Kreuz in einem Kreis. Genauso wie das astrologische Symbol für die Erde.

Die Zahl 4 wird als Zahl der Erde gewertet. Die Pflanzen zeigen ihre Erdverbundenheit auch in der einfachen Blattform (keine luftig-gefiederten Blätter) und im erdnahen Wachstum (Kräuter und Zwergsträucher, praktisch keine Bäume). Erde – z.B. Waldboden – können wir mit den Qualitäten „kühl und feucht“ verbinden. Für einige Lippenblütler in unseren Breitengraden ist das typisch. Die weiße Taubnessel, die das Feuer der Entzündung kühlt. Der Wolfstrupp (Lycopus), der das Feuer der Schilddrüse hemmt. Mit Einschränkungen kann man auch die kühlende Minze hier nennen sowie einige alte heimische Heilpflanzen wie Ziest und Andorn. Die Wirkstoffe dieser Pflanzen sind u.a. Lamiaceen-Gerbstoffe.

Das Gegenteil von kühl und feucht ist warm und trocken. Und auch diese Kräfte sind stark vertreten. Es sind die Familienmitglieder, welche vor allem aus dem warmen Mittelmeerraum stammen. Sie haben oft lanzett- oder nadelförmige Blätter, um ihre Flüssigkeitsverdunstung zu beschränken. Ein typischer Vertreter aus dem Warm-trockenen ist der Rosmarin. Aber auch zahlreiche andere Pflanzen, welche wir als Küchengewürz kennen, bringen uns die Wärme aus dem Mittelmeerraum auf den Tisch, wie z.B. Bohnenkraut und Majoran. Manche dieser Pflanzen wurden erst im Mittelalter in Klostergärten auch nördlich der Alpen angepflanzt und finden sich bei uns nicht als Wildpflanze.

Zwischen diesen Extremen: dem Kühl-feuchten der Taubnessel und dem Warm-trockenen des Rosmarins erstreckt sich die Skala dieser Pflanzenfamilie mit vielen bedeutenden Heilpflanzen!

Zunächst schauen wir uns die wärmenden Pflanzen an. Sie haben die Sonnenwärme in Form von Ätherischen Ölen gespeichert. Es sind insbesondere Terpene, eine Stoffgruppe die zu den Kohlenwasserstoffen gehört. Ätherische Öle sind im Allgemeinen sehr aktive und wirksame Substanzen. Bei der inneren Einnahme von ätherischen Ölen genügen oft geringe Dosen, sonst können Nebenwirkungen in Form von Zellschädigungen im Bereich der Schleimhaut, der Leber, oder Nieren auftreten. Auch über die Haut werden sie meistens gut resorbiert, weshalb sich auch eine Therapie mittels Salbe oder Bad anbietet.

...

(wird fortgesetzt)

Anschrift des Verfassers:
Piet van den Toorn
Heilpraktiker
Karlstr. 17
72764 Reutlingen

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 4/2001

Naturheilpraxis 4/2001