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Unser Autor Josef Karl wertet hin und wieder Meldungen und Artikel aus, die für den naturheilkundlichen Behandler von Belang und Interesse sein können.

von Josef Karl

Alter und Leistung

Die bei den Bergsteigern gefürchtete Höhenkrankheit wurde von Prof. R. Fischer (Med. Klinik - Innenstadt; München) untersucht. Dabei kamen besondere Aspekte zum Vorschein: im Laufe der Jahre (stärker bemerkbar um 60) sterben bekanntlich immer mehr Gehirnzellen ab - von denen ein Drittel sowieso ungenutzt sind! Dadurch - so Fischer - entsteht etwas Platz innerhalb des Schädels, und dieser Spielraum lässt bei älteren Bergsteigern die Höhenkrankheit nicht ausbrechen.

Es war schon längere Zeit aufgefallen, dass die Symptome Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelanfälle und Schlaflosigkeit, die zum Abbruch einer Bergexpedition führen, in der höheren Altersgruppe kaum auftreten.

Als Auslöser der Höhenkrankheit gilt, als Folge eines Sauerstoffmangels, ein Gehirnödem (bei dem Wassereinlagerungen eine Gehirnschwellung herbeiführen).

Nun sind diese Erkenntnisse sicher interessant - obwohl es so viele Menschen um die 60 nicht geben dürfte, die das Matterhorn oder gar den Mont Everest besteigen.

Das österreichische Institut für Alpin- und Höhenmedizin rät älteren Bergsteigern (Sportler generell) zum Belastungs-Test (-EKG) und empfiehlt, dass bei Anstrengung der Puls nicht höher als 180 pro min minus Lebensalter sein soll. Bei gesunden älteren Bergsteigern lassen sich Höhen bis zu 4500 m vertreten. Analysiert man Unfälle der Alterskategorie, so finden sich drei Hauptursachen: Zum ersten Herzinfarkt oder Schlaganfall. Hier wiederum sind in der Mehrzahl schon Vorgeschädigte betroffen, die ärztliche Ratschläge missachten. Zweitens ist es der Hitzekollaps an heißen Tagen, der auch darauf zurückzuführen ist, dass ältere Menschen zu wenig trinken. (Die Experten empfehlen drei Liter, um Thrombosen und Embolien zu vermeiden - was wohl kaum jemand zu sich nimmt. Drittens: viele - auch tödliche Unfälle passieren durch Stolpern, Fallen und Abstürzen. Die Koordination kann im Alter nachlassen; Trittsicherheit kann aber durch Training verbessert werden.


Arnika - Buchweizen - Keuschlamm

Das Heft 1/00 der "Zeitschrift für Phytotherapie" befasst sich schwerpunktmäßig mit der Arnika-Pflanze. Anlässlich des 65. Geburtstags von Prof. G. Willuhn (Düsseldorf), einem bedeutenden "Arnika-Forscher", und eines damit verbundenen Symposiums gab es eine Reihe von Vorträgen: Ein kulturhistorisches Essay von Prof. F. - Ch. Czygan und Dr. J. G. Mayer (beide Würzburg), das die Schwierigkeiten schildert, in alten Kräuterbüchern eindeutig bei Arnika fündig zu werden und den Verwechslungen auszuweichen, wird im Heft vorausgeschickt und ist, wie alles aus der Feder von Prof. Czygan, sehr lesenswert. Einzig hier tauchen auch Berichte über die historische interne Anwendung auf (J. W. Goethe nahm sie beispielsweise), während alle Symposiumsbeiträge auf die externe Verabreichung zielen. (Die Monografie der E. - Kom. ließ nur diese gelten - eine interne gilt heute als obsolet.) Es wird berichtet über Botanik (Taxonomie der Gattung Arnika), Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkung (insbesondere über die Sesquiterpenlactone), antiphlogistische Aktivität der Blüten, Studien bei Patienten mit Chronisch-Venöser Insuffizienz und über den heute möglich gewordenen Anbau von Arnika montana (in Weihenstephan bei München beispielsweise ).

Heft 2/00 dieser Zeitschrift berichtet vom Buchweizen (Phagopyrum esculentum Moench) einer "Arzneipflanze im Wandel": Von der Geschichte und Herkunft (im Mittelalter aus China) bis zur therapeutischen Nutzung in der Gegenwart. Hier zu Lande seit der Nachkriegszeit fast nur noch als Brei oder Grütze in Kreisen der reformerischen Ernährung bekannt, irrtümlich immer wieder als Getreide betrachtet (in Wirklichkeit eine Knöterichart), liegt der Schwerpunkt obiger Betrachtung auf dem arzneilichen Gebrauch. Das blühende Kraut ist reich an Flavonoiden, mit dem Rutosid als ihrem Hauptvertreter: pharmakologische und klinische Studien konnten eine Senkung der Kapillarpermeabilität, verbesserte Mikrozirkulation sowie ödemverhindernde und entzündungshemmende Wirkung zeigen. Damit sind Präparate aus Buchweizenkraut für die Chronisch-Venöse Insuffizienz (CVI) interessant, wie sie die Firma Fink in Sindelfingen seit Jahrzehnten herstellt (jetzt Smith Kline Beecham Consumer Healthcare in Herrenberg, Wttbg.). Dem Buchweizen, einer Pflanze, die anspruchslos mit kurzer Vegetationszeit eine Zukunft auch als Nahrungsmittel haben könnte, wird in seinen Früchten hochwertiges Eiweiß zugeschrieben.


Tollkirsche, Bilsenkraut, Engelstrompete und Fliegenpilz - neue Gefahren in der Drogenszene?

In letzter Zeit häufen sich Berichte über Zwischenfälle, die zum Teil auf der Intensivstation enden, über den Missbrauch von Alkaloidpflanzen. Insbesondere Datura stramonium und verwandte Arten, die relativ häufig als gefällige Zierpflanzen bei uns beliebt sind (in Töpfen - nicht winterhart!), sind von Jugendlichen als Rauschdroge entdeckt worden. Allerdings sind die Erfahrungen, die mit der sehr schlecht dosierbaren Rohpflanze (alle Teile, vor allem Blätter) bisher gemeldet wurden, sehr negativ: neben Halluzinationen treten Erbrechen und Durchfall, Hauthitze, Gesichtsröte, Sehstörungen (Pupillenerweiterung) und Herzbeschwerden auf. Die Atemlähmung wäre das finale Stadium. In Bayern und Hessen kam es zu Zwischenfällen bei jungen Menschen - die "Süddeutsche Zeitung" berichtete mehrmals ebenso wie auch "Der Spiegel" (35/2000). Sorge bereitet das Internet: unkontrolliert berichten "Anwender" von ihren Erfahrungen ("man glaubt, man könne fliegen"), geben Empfehlungen auch für diverse Pilze und bauen offensichtlich erhebliche Illusionen auf.

Ehe man derartige Mitteilungen verhindern kann, erreichen sie eine Anzahl von Interessenten. Sicher werden diese Drogen keine Breitenwirkung erfahren - immerhin nimmt im Augenblick die Unfallgefahr zu. Ob es bereits zu Todesfällen gekommen ist, wird nicht berichtet. Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen sind angezeigt.


DGE

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die seit 1956 Empfehlungen gibt, was die Deutschen im Essen falsch und was richtig machen, gab nach längerer Zeit dieses Jahres einen Bericht heraus. Erstmals wurden sie mit den Fachgesellschaften aus Österreich und der Schweiz, die bisher keine eigenen Nährstoffempfehlungen herausgaben, veröffentlicht.

Kernpunkt ist, dass alle lebensnotwendigen Nährstoffe mit einer abwechslungsreichen gemischten Kost, die reich an Obst, Gemüse, Getreideprodukten, Milch und Seefisch ist, aufgenommen werden. Folglich seien Vitamindrinks oder vitamin- und mineralstoffangereicherte Nahrungsmittel überflüssig. Über die antioxidativen Stoffe wie Vitamin E, C, der A-Vorstufe Beta-Carotin sowie Selen wird bemerkt, dass sie keine präventive Wirkung hätten, weder auf die Stärkung des Immunsystem noch auf Krebs.

In allen drei Ländern werde der Rat, mehr pflanzliche Lebensmittel zu verzehren, bislang nicht befolgt. Ein Problem wird im Vit.-B12-Mangel gesehen: durch häufige Magenschleimhautentzündungen älterer Menschen käme es zu einer Anämie und in diesen Fällen wird die Einnahme von B12-Präparaten empfohlen. Außerdem wird konstatiert, dass sowohl Deutschland als auch Österreich und die Schweiz Jodmangelgebiete sind. Zweimal wöchentlich sollte folglich Seefisch auf der Speisekarte stehen und das jodierte Salz wird als unabdingbar bezeichnet.

Sorge bereitet dem Bericht zufolge der DGE auch die Folsäure. Frauen haben häufig einen Mangel, der sich bei Schwangeren verhängnisvoll auswirkt (Spina bifida der Neugeborenen). Zwar sind folsäurereiche Lebensmittel dunkle Blattsalate und Gemüse, Kohlsorten, Hülsenfrüchte und Vollkornbrot - jedoch wird während der Schwangerschaft zu zusätzlichen Gaben geraten.

Erstmals werden Referenzwerte beim Alkoholkonsum angegeben: 20 Gramm für Männer und zehn für Frauen könne demnach als gesundheitsverträglich gelten. Das entspricht einem Viertelliter Wein oder zwei bis drei Flaschen Bier pro Tag für Männer, für Frauen lediglich die Hälfte.


Weltweit Gewichtsprobleme

Man mag es glauben oder nicht - eine Meldung taucht auf, dass weltweit erstmals die Zahl der Übergewichtigen jene der Unterernährten und Hungernden erreicht hat: ca. 1,2 Milliarden schätzt das umwelt- und gesellschaftspolitische World Watch Institute in Washington/USA als fehlernährt und übergewichtig ein! Allein in den USA sind es 55% der Bevölkerung; die nach internationalen Standards als übergewichtig bis fettleibig gelten müssen - auf 118 Milliarden Dollar werden die daraus resultierenden Kosten der Gesundheitsversorgung geschätzt (für Raucherschäden sind es 47 Milliarden Dollar). 400.000 Menschen lassen sich dort das Fett aus dem Körper absaugen.

Aber nicht nur in den reichen Ländern nimmt die Fettleibigkeit zu, vielmehr auch in Asien, Afrika und Lateinamerika (beispielsweise werden 36% der brasilianischen und 41% der kolumbianischen Bevölkerung als übergewichtig eingestuft).

Man hat es also weltweit mit einer unglaublich unausgeglichenen Situation zu tun: hier Krankheiten durch Überernährung - dort in weiten Teilen der Erde hungern die Menschen.

Der Bericht nennt lediglich Kuba und den indischen Staat Kerala, wo die Ernährung am ausgewogensten sei. Das hänge mit staatlichen Vorsorgeprogrammen zusammen, die sich vor allem an Frauen und Kinder richten.

J. Karl

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Naturheilpraxis 3/2001