HAUT

Haut und Seele

von Eva-Luise Berbig

Redewendungen wie "das geht mir unter die Haut", "aus der Haut fahren", "das juckt mich nicht" belegen die enge Verknüpfung zwischen Haut und Seele. Der Volksmund bezeichnet die Haut als "Spiegel der Seele".

Auch entwicklungsgeschichtlich lässt sich ablesen, wie eng Haut und Seele miteinander verbunden sind. Während der Embryonalentwicklung bilden sich aus dem Ektoderm sowohl die Haut, als auch das Gehirn sowie alle anderen Sinnes-Organe. Die Haut entwickelt sich zeitlich vor allen anderen Sinnesorganen gegen Ende des zweiten Schwangerschaftsmonats.

Die Haut ist flächenmäßig und gewichtsmäßig das größte aller Sinnesorgane, sie ist das einzige Sinnesorgan, welches lebensnotwendig ist. Man kann taub und blind und ohne Geruchssinn überleben, jedoch nicht ohne Haut.

Die Haut hat gleichzeitig Wahrnehmungsfunktion (Berührung, Druck, Wärme und Schmerz) und biologische Funktionen, wie Atmung, Ausscheidung, Aufrechterhaltung des Muskeltonus, Zusammenhalt des Körpers, Schutz vor äußeren Einflüssen, etc..

Die Haut bildet die Grenzfläche zwischen innen und außen. Sie hat die Funktion einer Schutzhülle und ist gleichzeitig Kontaktfläche. Die Psychodermatologie ist zunehmend Gegenstand wissenschaftlichen Interesses. Verschiedene Gesellschaften (z.B. die Association of Psychocutaneous Medicine of Northamerica, APMNA oder die European Society of Dermatology and Psychiatry, ESDaP) und Arbeitsgruppen (z.B. an den Universitäten von Gießen und Freiburg) beschäftigen sich mit der Erforschung von seelischen Faktoren bei Hautkrankheiten.

Seit Anfang diesen Jahres existiert sogar eine Zeitschrift zu dieser Thematik mit dem Titel "Dermatology and Psychosomatics", herausgegeben u.a. von Uwe Gieler aus Gießen.

Der französische Psychoanalytiker Didier Anzieu (1991) definiert den Begriff des Haut-Ichs als psychische Instanz und stellt sie dem Organ Haut gegenüber. In seinem Buch "das Haut-Ich" zieht er Parallelen zwischen den biologischen Funktionen der Haut und den psychischen Funktionen des Haut-Ichs. Gleichzeitig beschreibt er die Störungsformen des Haut-Ichs und die Angstformen die mit Störungen der Funktionen verbunden sind.

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Literatur
Anzieu, Didier, Das Haut-Ich, Suhrkamp, Frankfurt 1991 Gieler, Uwe und Stangier, Ulrich in Psychosomatische Medizin, Thure von Uexküll, hrsg. von R.H. Adler et al., 5. Aufl., Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore, 1996
Humphreys, F., Humphreys, M.S., Psychiatric morbidity and skin disease: what dermatologists think they see. British Journal of Dermatology 1998; 139:679 - 681
Linnet, J., Jemec, G.B.E., An assessment of anxiety and dermatology life quality in patients with atopic dermatitis. British Journal of Dermatology 1999; 140: 268 - 272
Mallon, E., Newton, J.N., et al., The quality of life in acne: a comparison with general medical conditions using generic questionnaires. British Journal of Dermatology 1999; 140: 672 - 676
Milch, Wolfgang, Selbststörungen bei Hautkrankheiten in Seelische Faktoren von Hautkrankheiten, Hrsg. von Uwe Gieler, Klaus Andreas Bosse, 2. Aufl., Bern, Göttingen, Seattle, Toronto, Huber 1995 Poot, F. et al., Psychosomatics and Dermatology: Comparison between Objective Data and Subjective Impressions Diven by Patients and Dermatologists, Dermatol Psychosom 00; 1:19-25

Anschrift der Verfasserin:
Eva - Luise Berbig
Ärztin, Psychotherapie
Amalienstr. 45/IV
80799 München

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