FACHFORUM

Epidemiologie aktuell - Aus dem "Diagnostischen Bulletin Nr. 2 des AKODH

Es wird 2 mal jährlich vom AKODH herausgegeben. Hier ein interessanter Auszug daraus:

Epidemiologie aktuell: Auftreten eines Falles von Tularämie (Hasenpest) in Berlin nach Verzehr von infiziertem Hasenrücken

Franz Noll, Berlin

Die Tularämie (Hasenpest) ist eine auf den Menschen übertragbare Nagetierseuche, die mit anfangs unspezifischen grippalen Symptomen beginnt, und unbehandelt zu schwerem. z. T. tödlichem Verlauf führt. Die Erkrankung unterliegt der Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung und Tod nach dem Bundesseuchengesetz.

Ein aktueller Erkrankungsfall aus Berlin sollte diese, heute eher selten auftretende Infektionserkrankung wieder ins Interesse differenzialdiagnostischer Überlegungen stellen.

Fallbericht:

In Berlin erkrankte am 2./3. Januar 2000 ein Ehepaar (beide im Alter von 61 Jahren) an Fieber, Schüttelfrost und weiteren Zeichen eines grippalen Infektes. Der am 5.1. konsultierte Hausarzt stellte dann auch die Diagnose "Grippe" und richtete seine Behandlung in den nächsten Wochen darauf ein. Die Erscheinungen klangen allerdings nicht nach einigen Tagen ab, sondern setzten sich fort und es entwickelten sich schließlich schmerzhafte submandibuläre und zervikale Lymphknotenschwellungen. Am 23.2. entschlossen sich die Erkrankten, einen anderen Arzt um die weitere Behandlung zu bitten. Ambulant wurden Punktionen und eine Inszision vorgenommen. Am 28.2. begehrten beide von sich aus die Aufnahme in die HNO-Abteilung eines Universitätsklinikums. Die dort unter Mitwirkung eines Infektiologen gestellte Verdachtsdiagnose "Tularämie" wurde durch den Antikörpernachweis im Serum (Titer von 1:320 im Agglutinationstest) am 3.3. bestätigt. Unter der Behandlung mit Doxycyclin (ab 5.3.) klangen die Erscheinungen ab, es kam zur völligen Ausheilung.

Zur Infektion ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Verzehr von Fleisch eines infizierten Hasen (Hasenrücken, medium) am 29.12.99 in einem Berliner Restaurant gehobenen Niveaus gekommen. Bei dem Hasen handelte es sich um einen über einen Großhändler aus NRW bezogenen Import. Die dortigen Veterinärbehörden konnten das Herkunftsland nicht mehr ermitteln.

Kommentar:

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Quellen:
Institut für Medizinische Diagnostik. Epidemiologische Nachricht 2000; 9.
Robert Koch Institut RKI. Epidemiologisches Bulletin Nr. 18 (05. Mai 2000).

Weitere Informationen über:
Prof. Dr. Franz Noll
Institut für Medizinische Diagnostik
Nicolaistr. 22
D-12247 Berlin
Tel.: (030) 77001322

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