FACHFORUM

Altägyptische Heilpflanzen - einst und heute

von Kamal Sabri Kolta

Ein prähistorischer Mensch in Altägypten erwarb sich nach und nach primitives medizinisches Wissen, indem er das Verhalten kranker oder verwundeter Tiere beobachtete. Er sah, wie sie bestimmte Pflanzen fraßen, sich mit Blättern ihre Wunden bedeckten oder Blätter fraßen und danach ihre Wunden leckten. Die Weiterentwicklung des Frühmenschen und die erstaunliche Erweiterung seiner zunächst rudimentären heilkundlichen Kenntnis bis hin zur Zeit der Hochkultur Altägyptens fand seinen Niederschlag in den Hieroglyphentexten, die noch heute als medizinisches Quellenmaterial dienen.

Altägypten war wegen seiner Heilkräuter und Gifte in der gesamten antiken Welt bekannt. Das Alte Testament erwähnt bereits Ägyptens Heilkräuter: "Gehe hinaus nach Gilead und hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägyptens! Aber es ist umsonst, dass Du viele Heilmittel brauchst" (AT, Jerem. 46, 11). Auch Homer (um das 8. Jhdt. v. Chr.) rühmt die Kräuter Ägyptens in seiner Odyssee: "Dort (in Ägypten) bringt die fruchtbare Erde mancherlei Säfte hervor, zu guter und schädlicher Mischung" (Od. 4, Verse 229-231). Von Herodot, dem griechischen Geschichtsschreiber, wissen wir, dass er Ägypten um das Jahr 450 v. Chr. bereiste und Wichtiges, insbesondere über die Technik der Einbalsamierung im Land der Pharaonen, notierte: "Nachdem die Ägypter die Bauchhöhle ausgenommen hatten, reinigten sie sie mit Palmwein und wohlriechenden Essenzen. Danach nähten sie ihn wieder zu" (Herod. Buch II, Kap. 84). Auch der Geschichtsschreiber Diodor, der in Rom und Alexandria lebte, um 21 v. Chr. verstarb, vermerkte zur Einbalsamierung: "Nach der Entnahme der inneren Organe aus der Bauchhöhle reinigten sie sie zuerst mit Zedernöl, dann mit Palmwein, wohlriechenden Kräutern sowie mit Myrrhe und Zimt" (Diod. Buch I, Kap. 91). Forscher entdeckten außerdem, dass die Kopfhaare mancher Mumien mit Henna gefärbt waren, wie z.B. bei der Königsmumie Ramses II.

Wir erkennen daraus, dass die altägyptischen Heilkundigen über die Wirkung der Pflanzen und Mineralien sehr gut Bescheid wussten. Alle Erfahrungen und Kenntnisse stützten sich auf die Kultivierung der zahlreichen einheimischen oder eingeführten Heilkräuter und ihrer therapeutischen Anwendung, wie dies die altägyptischen medizinischen Papyri verzeichnen.

Die Papyri erwähnen etwa 700 Drogen und Pflanzen, deren Identifikation leider bis heute noch nicht gelöst ist. Eine Zuordnung konnte nur in wenigen Fällen vorgenommen werden. Renate Germer gelang es z.B., 31 Pflanzen und deren Bestandteile zu identifizieren (Germer, Renate: Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten. Hamburg 1979, S. 372). Um eine Vorstellung von der altägyptischen Verwendung der Heilpflanzen bei "äußerlichen" und "innerlichen" Erkrankungen gemäß den medizinischen Papyri zu erhalten, seien einige Beispiele aufgezählt:

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Anschrift des Verfassers:
Kamal Sabri Kolta
Akad. Oberrat
Institut für Geschichte der Medizin der LMU
Lessingstr. 2
80336 München

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