FACHFORUM

Pinus silvestris

von Hans-Josef Fritschi

Spagyrisches Kindermittel zwischen Phosphor, Kalk und Kiesel

Wenn in der Homöopathie von Kindermitteln die Rede ist, so denkt man zuerst an Substanzen wie Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum oder auch Silicea. Gerade diese mineralischen Stoffe haben für die Störungen im Wachstums- und Entwicklungsprozess eine besondere Bedeutung. Wenig bekannt - und bisher auch kaum praktisch ausgenutzt - ist die Tatsache, dass es auch pflanzliche Mittel gibt, die diese Mineralstoffe in ihrer Wirkung unterstützen, da sie eine innere Verwandtschaft zu ihnen haben. Eine davon ist die Waldkiefer - Pinus silvestris.

Hier soll der Blick auf eine - auch in Fachkreisen - weitgehend unbekannte Zubereitungsform von Pinus silvestris gelenkt werden: der spagyrischen Essenz der Kiefer. Sie wird ausschließlich, und das schon seit rund 80 Jahre, in Göppingen bei der Staufen-Pharma produziert und vertrieben. Was aber macht den Unterschied der spagyrischen zur homöopathischen Herstellungsweise aus?

Zwei Wege - ein Ziel

Zunächst verfolgen beide ein ähnliches Ziel: die Substanz in eine feinstoffliche, energetische oder "geistige" Form zu überführen. Hierzu stellt die Homöopathie einen alkoholischen Auszug her, der als Ausgangspunkt für die Potenzierung dient. Die "Energetisierung" findet während der rhythmischen Verdünnung statt. Die Spagyrik strebt nicht an, aus der Pflanze einen Auszug zu gewinnen. Ihr Ziel ist die "Essenz", die sozusagen das "geistige Wesen" der Pflanze in verwandelter (transformierter) Form darstellt. Dazu bedient sie sich alter alchemistischer Laborprozesse, welche das pflanzliche Material derart umbauen, dass letztlich nur noch Spuren ihrer Materie enthalten sind, diese aber in transformierter Gestalt: So Alkohole, die während der Vergärung des zerkleinerten Pflanzenbreis aus den Kohlenhydraten entstanden sind. Dann Duft- und Aromastoffe, die sich teilweise auch erst während der Gärung bilden (nur die ätherischen Öle gehen unverändert ins Destillat über). Schließlich enthält die Essenz noch Mineralsalze aus der Pflanze, indem die Asche des kalzinierten Destillationsrückstandes dem Kondensat zugefügt wird. Die wasserlöslichen Anteile verbinden sich mit diesem, andere werden abfiltriert. So ist auch der mineralische Anteil der Pflanze in transformierter Form Bestandteil der spagyrischen Essenz. In transformierter Form zum Ersten deshalb, weil die Mineralstoffe völlig aus ihrer organischen Verbindung gelöst werden, somit in ihren ursprünglichen, anorganischen Zustand zurückgeführt werden. Andererseits auch deshalb, weil durch Lösung und Filtration im Destillat der Mineralanteil quantitativ und qualitativ verändert wird: Nur solche Salze werden Bestandteil der Essenz, die wasserlöslich sind. So ergeben die Mineralanalysen spagyrischer Essenzen und solcher homöopathischer Urtinkturen auch ein oft völlig anderes Verhältnis einzelner Elemente zueinander.

Im Unterschied zu homöopathischen Mitteln erfahren also die spagyrischen Essenzen ihre "Potenzierung" schon während der komplexen Herstellung der spagyrischen Urtinktur, die aus diesem Grund gerne als Essenz bezeichnet wird. Dennoch gibt es - wie die jahrzehntelange Erfahrung zeigt - bezüglich der Wirkung gewisse Übereinstimmungen zwischen beiden Zubereitungsformen. So werden die spagyrischen Essenzen gerne in Anlehnung an die homöopathische Arzneimittelprüfung der entsprechenden Mittel angewandt. Andererseits kann davon ausgegangen werden, dass die spagyrische Essenz noch andere, spezifische Wirkungen entfaltet. Welcher Art diese sind, müssen Forschung und Erfahrung erst noch konkret aufzeigen. Erste Ansätze in dieser Hinsicht dürften Erkenntnisse des spezifischen Mineralanteils der Essenzen bieten, über den deren "energetische" Wirkungen als Signaturen entschlüsselt werden. Bis dahin bietet sich weiterhin der bewährte Weg über die Anlehnung an das homöopathische Wirkbild an. So auch für die spagyrische Essenz der Waldkiefer.

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Literatur:
Broy: Ergänzungsmittel zur Mineralstofftherapie nach Schüßler, Foitzick-Verlag
Fritschi: Spagyrisch-biochemisches Rezepturbuch (Bezug über den Verfasser)
Godet: Bäume und Sträucher, Arboris-Verlag
Schroyens: Synthesis 7, Hahnemann-Institut
Schroyens: 1001 kleine Arzneimittel, Hahnemann-Institut
Strassmann: Baumheilkunde, AT-Verlag
Vermeulen: Kindertypen in der Homöopathie, Sonntag-Verlag

Anschrift des Verfassers:
Hans-Josef Fritschi
Karl-Bromberger-Str. 5
78183 Hüfingen
INTERNET: www.spagyranova.de

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