RHEUMATISCHER FORMENKREIS

Rheumatoide Arthritis in der Traditionellen Chinesischen Medizin

von Florian Then

Die Rheumatoide Arthritis ist aufgrund ihrer hohen Prävalenz, des hohen Leidensdrucks der Betroffenen und der unbefriedigenden Wirkung schulmedizinischer Therapieverfahren eine echte Herausforderung für jeden praktizierenden Heilkundigen. Der vorliegende Artikel soll einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten der Therapie im Rahmen der TCM bieten. Dabei möchten wir die Theorie nur soweit nötig streifen. Das Hauptaugenmerk soll der praktischen Therapie gelten.

Das Bi-Syndrom in der klassischen Literatur

(Der in der Theorie der TCM bewanderte Leser mag diesen Abschnitt getrost überspringen.) Wie für die meisten westlichen Krankheitsbezeichnungen gibt es auch für die rheumatoide Arthritis kein völlig deckungsgleiches Konzept. Vielmehr handelt es sich bei dieser Erkrankung um eine besondere Ausprägungsform eines großen Krankheitsbildes der TCM, nämlich des sogenannten Bi Zheng. Das Zeichen "Bi" impliziert eine Art Stauung oder Abschnürung. Man findet das gleiche Zeichen beispielsweise auch im chinesischen Terminus für "Lähmung" ("Ma Bi"). "Bi Zheng" wird daher von vielen Autoren mit "Schmerzhaftes Obstruktions-Syndrom" übersetzt, oder schlicht als Bi-Syndrom belassen. Das Spannende ist nun, dass das Bi-Syndrom bereits in den "Reinen Fragen aus des Gelben Kaisers Klassiker des Inneren", dem Huang Di Nei Jing Su Wen, beschrieben ist. Das Werk ist in seinen Ursprüngen über 2000 Jahre alt, wobei man korrekter Weise sagen muss, dass die älteste heute verfügbare Fassung im 8. Jahrhundert verfasst wurde. Im Su Wen heißt es sinngemäß:

"Die drei pathogenen Faktoren Wind, Kälte und Feuchtigkeit rufen das Bi-Syndrom hervor."

Jedes Eindringen dieser pathogenen Faktoren, das mit Schmerzen, Steifigkeit oder Taubheitsgefühlen von Muskeln, Sehnen, oder Gelenken führt, ist prinzipiell ein solches Bi-Syndrom. Die große Spannbreite der Erkrankung wird in einer anderen Textstelle (Kap. 43) deutlich:

"Wenn das Bi-Syndrom die Organe betrifft, führt es zum Tode, wenn es sich in Knochen oder Sehnen niederlässt, wird es chronisch werden, wenn es sich in Muskeln oder Haut niederlässt, vergeht es leicht wieder."

Die Stärke der Pathogenen Faktoren muss immer im Verhältnis zur Konstitution des Menschen gesehen werden, worauf Chao Yuan Fang in seinem Werk "Über Ursprung und Symptomatik aller Erkrankungen" (Zhu Bing Yuan Hou Lun; 610 n.Chr.) hinweist:

"Dem Bi-Syndrom liegt eine Schwäche von Qi und Blut zugrunde, welche es dem Wind ermöglicht, einzudringen".

 

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Anschrift des Verfassers:
Florian Then
Klenzestr. 97
80469 München
E-Mail: Florian.then@stud.uni-muenchen.de

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