Osteopathie

Das Diaphragma aus osteopathischer Sicht

von Harald Mirus

Kapitel 1

Anatomie des Diaphragmas

Überblick

In ähnlicher Weise wie durch die weiche muskulöse Bauchdecke nach vorn ist die Bauchhöhle auch nach oben durch eine verschiebliche Muskelplatte, das Zwerchfell, Diaphragma abgeschlossen. Eine solche muskulöse Scheidewand besitzen nur die Säugetiere. Da sich das Diaphragma kuppelförmig gegen die Brusthöhle vorwölbt, kann es sich zwischen Brust- und Bauchhöhle hin und her bewegen, also die eine Höhle auf Kosten der anderen vergrößern. (1)

Das Diaphragma teilt also die Leibeshöhle in eine Brust- und eine Bauchhöhle. Hierdurch kann in der Brusthöhle ein geringerer Druck aufrecht erhalten werden als in der Bauchhöhle. Dieses Druckgefälle begünstigt den Kreislauf durch eine Entlastung des Herzens.

Entwicklung

Embryologisch gehört das Diaphragma zu den Halsmuskeln. Es wird in Form des Septum transversum angelegt, und erhält seine Innervation aus den Ästen des 3. bis 5. Spinalnerven des Halses, die sich zum N. phrenicus vereinigen. Es wird dann mit dem Herzen in den Brustbereich verlagert. Der Abstieg ist im 3. Entwicklungsmonat beendet.

Topographie

Die Lage des Diaphragmas ist von mehreren Faktoren abhängig:

- der Atmung
- der Körperhaltung
- dem Füllungszustand (Volumen) der inneren Organe

In mittlerer Inspirationsstellung projiziert sich die rechte Diaphragmakuppel in der Medioklavikularlinie auf den 4 Interkostalraum (ICR), die linke Diaphragmakuppel steht etwa einen halben ICR tiefer. Das Centrum tendineum projiziert sich auf die Grenze zwischen Proc. xyphoideus und Corpus sterni. Bei tiefster Inspiration steht die rechte Diaphragmakuppel in Höhe der 7. Rippe (= 10. Brustwirbel), bei tiefster Expiration in Höhe der 4. Rippe (= 8. Brustwirbel). Die Verschiebung beträgt insgesamt 6-7 cm. (2)

Aufbau

Das Diaphragma ist aufgebaut aus:

  • Peripherer Teil: muskulär, die Fasern kommen vom Sternum, den Rippen und der LWS
  • Zentraler Teil: Sehnenplatte (Centrum tendineum)

    Bei dem peripheren Teil unterscheidet man:

  • Pars sternalis (entspringt an der Rückseite des Proc. xyphoideus),
  • Pars costalis (entspringt von den Knorpeln der unteren sechs Rippen)
  • Pars lumbalis (diese besteht aus Crus. dext. und Crus. sin. Jeder Hauptschenkel unterteilt sich in mediale und laterale Faserzüge. Die medialen Faserzüge (Crura med.) entspringen am 1. - 4. Lendenwirbel, steigen steil auf und kreuzen sich in typischer Weise um Aorta und Ösophagus (Hiatus aorticus, Hiatus oesophageus). Die lateralen Schenkel (Crura lat.) überspannen mit zwei arkadenförmigen Sehnenstreifen (Ligg. arcuata med. und lat.) den M. psoas und den M. quadratus lumborum. Alle Muskelfasern des Diaphragmas ziehen bogenförmig nach oben und strahlen in die zentrale Sehnenplatte (Centrum tendineum) ein.(2)

    Zentraler Teil

    Die zentrale Sehnenplatte (Centrum tendineum) ist kleeblattförmig. Rechts der Medianlinie wird die Sehne von dem Foramen v. cavae durchbrochen. Die Ränder des Foramens werden durch kleine semicirculaire Bänder verstärkt (Bänder von Bourgery).

    ...

    "Je mehr man sucht, je mehr findet man und um so schöner wird die Welt."

  • Hinweis:

    Literaturverzeichnis:
    (1) Anatomie Benninghoff Bd. I, 14. Aufl. (Urban & Schwarzenberg 1985
    (2) Physikum exakt; H. Abdolvahab-Emminger (Thieme Verlag) 1997
    (3) Anatomie H. Lippert, 3. Aufl. (Urban & Schwarzenberg) 1993
    - "Visceral Manipulation" I-II J. B. Barall
    - "Cranio-Sacral-Therapy" J. Upledger
    - Texte von Mart Pypers D.O.
    - Texte von Bob Matthys D.O.

    Anschrift des Verfassers:
    Harald Mirus
    Heilpraktiker
    Neunkirchener Weg 3
    57290 Neunkirchen
    Absolvent des ACON-Colleg e.V.

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