Vermischtes

Ernst Schweninger - Als Naturheiler kämpfte er gegen die Schulmedizin

von Jürgen Lange

Als bayerischer Dickschädel und Grobian eckte er mit vielen an und hatte schließlich fast die gesamte Berliner Ärzteschaft gegen sich aufgebracht. Die Rede ist von Ernst Schweninger, der vor 150 Jahren, am 15. Juni 1850 geboren wurde. Bereits mit 16 Jahren studierte er Medizin, promovierte 1872 und habilitierte drei Jahre später für pathologische Anatomie.

Nach einem privaten Skandal musste er die Universität verlassen. Durch einen Zufall wurde er 1881 Leibarzt des Reichskanzlers Bismarck. Dieser litt an Fettsucht, war völlig überarbeitet und litt an Schlafstörungen. Berühmte medizinische Kapazitäten hatten bei ihm Magen- und Leberkrebs diagnostiziert und als Lebenserwartung noch sechs Monate prophezeit.

Schweninger ignorierte die Diagnose, verordnete eine einfache, aber streng einzuhaltende Diät, längere Ruhepausen, ausreichende Bewegung und heiße Bäder. Und als Resultat erfreute sich Bismarck noch 17 Jahre lang seines Lebens.

Dieser Erfolg sprach sich schnell herum und er behandelte auch Alfred Krupp und einen hohen chinesischen Staatsmann. Als "Entfettungsdoktor" war sein Zulauf besonders groß. Dabei tat er nichts anderes, als dass er seinen Patienten eine einfache, fleisch-, kochsalz- und flüssigkeitsarme Kost und im übrigen genügende Bewegung, Massagen und heiße Bäder verordnete.

"Es gibt", sagte Schweninger, "keine Krankheiten, die der Arzt mit alten oder neuen Mitteln, chemischen oder anders gearteten, je heilen könnte, sondern es gibt nur kranke Menschen, deren Gesundheitszustand in bestimmter Weise verändert ist und die der Arzt nur durch beständige Beobachtung des naturgesetzlich vorgeschriebenen Ablaufes und durch sorgfältige Wahrung der Heilung entgegenführen kann..."

1900 übernahm er die Leitung des Kreiskrankenhauses Groß-Lichterfelde, wo er eine Naturheilschule gründete und junge Ärzte mit seinen Methoden vertraut machte.

Alleinige Aufgabe des am Krankenbett stehenden Arztes könne doch nur sein, auf möglichst natürlichem Wege die natürlichen Heilkräfte zu wecken und zu stärken. Gegen das "irreführende Schlagwort der Diagnose" führte er einen besonders erbitterten Kampf, denn es verleite dazu, Krankheiten "an Stelle von kranken Menschen zu behandeln".

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J. Lange
Düppelstr. 23
50679 Köln

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Naturheilpraxis 11/2000