FACHFORUM

Die Arzneipflanze Curcuma, Gelbwurzel

von Josef Karl

I.

Curcuma domestica

Gewürze, Arzneien und Färbestoffe haben eine große Tradition, eine lange und wechselvolle Geschichte. Gewürze sind häufig nicht nur in der Ernährung zu finden, geben dieser Geschmack und Aroma - oft sind sie wichtige Arznei. Denken wir in dieser Doppelfunktion an Zimt und Safran (emmenagog), Nelken (das ätherische ÖI in der Zahnheilkunde), Kardamomen und Lorbeer (magensaftlockend, appetitfördernd), um nur wenige zu nennen. Mit Zimt (Braunton) und Safran (blassgelb) wird beispielsweise auch gefärbt. Dies sind nur wenige Beispiele - es ist eine interessante kultur- und medizingeschichtliche Reise, die wir unternehmen können.

Curcuma hat eine lange Vergangenheit. 500 v. Chr. wird sie in ihrer ostasiatischen Heimat bereits bei Gelbsucht (Signatur der gelben Wurzel?) erwähnt. Der berühmte Dioskurides führt sie auf (50 n. Chr.), ebenso zu dieser Zeit Plinius. Später findet sich im umfangreichen Tabenaemontanus von 1631 die Pflanze:

"Gilbwurtzel wird auch genennt Geelsuchtwurzel dieweil sie zu der Geelsucht gut seyn soll." - "Der bittere Geschmack dieser Wurtzel gibt zu verstehen, dass sie warmer und trunkner Natur sei."

Im 19. Jhdt. findet sie sich int wichtigen Pharmakopöen (Arzneibücher für den Apothekengebrauch), meistens wohl die Curcuma longa = domestica. Sie promoviert zeitweise zur wichtigen Droge, wird trotzdem ins DAB 2 von 1882 nicht mehr aufgenommen. Klarheit schafft eine sehr umfangreiche Arbeit über C. xanthorrhiza, für die Prof. L. Maiwald unter Mitarbeit von P.A. Schwantes aus der Würzburger Uni-Klinik (s. Lit.) zeichnet. Es sei mir erlaubt zu zitieren:

"Die richtige botanische Einordnung der Stammpflanze von Temoe lawak hat lange Zeit große Schwierigkeiten bereitet. Ursprünglich wurde das von der in Indien heimischen Curcuma domestica Valet. (syn. Curcuma longa L.) stammende Gewürz (= Tumeric), das zur Bereitung von Curry-Pulver und zur Extraktion von Curcumin verwendet wird, ab und zu auch medizinisch angewendet. Die Holländer beobachteten aber bereits, dass die Einheimischen von Java Curcuma domestica Valet. in erster Linie als Gewürz schätzten. Für medizinische Zwecke wurden nach ausführlichen Untersuchungen von Meijer, Koolhaas und Gunster wenigstens drei verschiedene Species kultiviert: Curcuma domestica Valet., Curcuma colorata Valet. und Curcuma xanthorrhiza Roxb.; Gleichzeitig ergaben die Nachforschungen, dass C. xanthorrhiza die echte Temoc-lawak-Pflanze ist und die nach Europa exportierte Droge auch wirklich von dieser Art abstammte. Diese Auffassung wird heute in der Literatur allgemein akzeptiert."

Historisch gesehen war (ist!) die Curcuma in ihren Heimatländern in den malariaverseuchten Gegenden in Gebrauch. 1926 wurde dann in Europa der Farbstoff Curcumin isoliert und ebenso ein ätherisches ÖI, dass als galleflussfördernd erkannt wurde. Curcumin selbst gilt auch als gallebildend im Leberparenchym. 1931 befasste sich Prof. Dr. H. Kalk mit der Droge und veröffentlichte Ergebnisse in der Deutschen med. Wochenschrift. (Im DAB 6 von 1925 findet man die Curcuma nicht, erst im Ergänzungsband von 1928.) Prof. Dr. L. Maiwald betont in einer seiner Arbeiten, dass die Entwicklung und Erforschung synthetischer Cholagogen wesentlich von der Curcuma ausgingen.

II.

Curcuma longa et xanthorrhiza,

beide haben ähnliche Eigenschaften, seit Jahrhunderten in ihrer Heimat auf Java in der ostasiatischen Inselwelt bekannt. Der deutsche Name javanische Gelbwurz gibt Auskunft über Herkunft, Farbe und das verwendete Pflanzenteil. Die Pflanzenfamilie, zu der sie zählt, sind die Ingwergewächse, die Zingiberaceen - (und freilich finden wir hier gleich wieder eine weitere Gewürz- und Arzneipflanze, den auch bei uns gut bekannten Ingwer).

Nicht wenige Köchinnen und Köche sind heute nicht nur in Restaurants von der asiatischen Küche inspiriert und kochen auch Zuhause mit Ingwer und Curry, Reisgerichte, Soßen und Fleischwürzen. Curry? Ja, das kennt man nun überall bei uns und nicht erst seit dem Siegeszug asiatischer Restaurants selbst auf dem Land. Aber weiß jeder Gourmet und jeder Esser, was Currypulver ist? Im Grund enthält es die zwei Hauptbestandteile Curcuma und Paprika - gelb und rot, das gibt diesem außergewöhnlich beliebten Gewürz die Farbe und natürlich auch den Geschmack. Es ist wirklich eine einmalige Kombination.

Für das Curcuma-Gewürz wird vorwiegend die C.-Ionga-Wurzel verwendet.

...

Literatur:

Bundesanzeiger Nr. 122 und Nr. 223
J. KARL: "Therapiekonzepte für die Naturheilkunde", Pflaum-Verlag, München 1995
B. KRANZBERGER und S. MAIR: "Pflanzenmonografien", Foitzick-Verlag, München 1999
L. MAIWALD: "Pflanzliche Cholagoga". Z. Allg. Med. 59, 1304 -1308 (1983)
L. MAIWALD: "Curcuma xanthorrhiza Roxb.". Z. für Phytotherapie 12, 35 - 45 (1991)
J. Th. TABERNAEMONTANUS: "Neu vollkommen Kräuterbuch", Faksimile - Nachdruck im Kölbl-Verlag, München 1963
R. F. WEISS: "Lehrbuch der Phytotherapie", Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1996
M. WICHTL (Hrsg.): "Teedrogen und Phytopharmaka", WVG, Stuttgart 1997
P.A. ZIZMANN: "Pflanzliche Tinkturen und Extrakte erfolgreich rezeptieren", Sonntag-Verlag, Stuttgart 1996

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Siegfriedstr. 10
80803 München

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)
Zum Inhaltsverzeichnis 11/2000

Naturheilpraxis 11/2000